Inflation – Ursachen

Monetäre Theorie

Die Fisher’sche Verkehrsgleichung wird auch als Quantitätstheorie bezeichnet. In der älteren Quantitätstheorie ging man davon aus, dass eine Erhöhung der Geldmenge zu einer Erhöhung des Preisniveaus in gleichem Umfang führt. Man nahm an, dass die Umlaufgeschwindigkeit (V) und das Handelsvolumen (X) konstant bleiben. Die ältere Quantitätstheorie geht von der Auffassung aus, dass Inflation durch eine Erhöhung der Geldmenge verursacht wird.

Quantitätstheorie in der älteren Fassung:   M ↑ · V   =   P ↑ · X
mit  V  und  X

Irving Fisher

Gegen diese Sichtweise sind folgende Einwände erhoben worden:

Das Handelsvolumen ist nicht konstant.
Durch die Ausweitung der Geldmenge kann es auch einen volkswirtschaftlichen Aufschwung geben, wenn die
Unternehmen nicht voll ausgelastet sind.
Die Umlaufgeschwindigkeit ist nicht konstant.
Eine Ausweitung der Geldmenge muss nicht zu einer Erhöhung der Nachfrage führen. Das Geld könnte auch
gespart werden, wenn die Verbraucher nicht bereit sind, mehr zu konsumieren oder wenn die Investitionslust
der Unternehmen zu gering ist. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes sinkt in solchen Fällen.
Der Wirkzusammenhang wird kritisiert.
Eine Erhöhung des Handelsvolumens oder des Preisniveaus kann nicht nur durch eine Erhöhung der
Geldmenge hervorgerufen werden. Auch eine Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit kann das Preisniveau
oder das Handelsvolumen ansteigen lassen.


Die Einwände führten zur Formulierung der sog. Neo-Quantitätstheorie durch Milton Friedmann, der 1976 den Nobelpreis für Wirtschaft erhielt. In der Neo-Quantitätstheorie gibt man die Behauptung auf, dass es einen proportionalen Zusammenhang zwischen der Erhöhung der Geldmenge und dem Preisniveau gibt. Man behauptet jetzt nur noch, dass das Preisniveau irgendeine Funktion der Geldmenge darstellt. Weiterhin ist nicht die Geldmenge alleiniger Auslöser der Inflation. Nach der Neo-Quantitätstheorie bleibt die Umlaufgeschwindigkeit nicht konstant, sondern hängt vom Verhalten der Konsumenten und Unternehmer ab.

 Neo-Quantitätstheorie · P = f (G)
· Monetäre Faktoren als eine mögliche Ursache
· V nicht konstant

Nachfragesoginflation

Wenn in einem Land die Nachfrage steigt und das Angebot gleich bleibt, kommt es zur Inflation. Eine Erhöhung der Nachfrage kann durch verschiedene Marktteilnehmer verursacht werden:

 Haushalte
(Konsuminflation)
· Gesteigerte Konsumfreudigkeit
· Auflösung von Spareinlagen
· Gestiegene Kreditnachfrage
 Unternehmen
(Investitionsinflation)
· Erhöhte Investitionsneigung
· Verbesserte Gewinnerwartungen
 Staat
(Fiskalinflation)
· Investitionen in die Infrastruktur
· Finanzierung durch Kredite anstatt durch Steuererhöhungen
 Ausland
(importierte Inflation)
· Erhöhte Güternachfrage aus dem Ausland (Nicht-Euro-Gebiet):
  Sinkende Gütermenge und ansteigende Geldmenge im Inland

Als Auslöser der Inflation wird die Nachfrageseite angesehen. Verschiedene Marktteilnehmer können aus  verschiedenen Gründen eine Inflation auslösen.
Die Angebotsseite verändert sich nicht.

Kostendruckinflation

Die Kostendruckinflation wird auch als angebotsbedingte Inflation bezeichnet, weil die Unternehmen als Auslöser der Inflation gelten. Kommt es bei den Unternehmen zu einem Preisanstieg durch höhere Löhne oder gestiegene Rohstoffpreise, ohne dass die Kostensteigerung durch einen Produktivitätszuwachs aufgefangen werden kann, so werden einige Unternehmen aus dem Markt ausscheiden. Das Angebot verringert sich und die Angebotsfunktion verschiebt sich nach links oben. Die Preise steigen.

Die Wirkung der Preiserhöhung kann sich noch durch die gestiegenen Löhne verstärken, wenn die Haushalte mehr konsumieren. Die Nachfragekurve verschiebt sich nach rechts. Da jedoch auch Unternehmen aus dem Markt ausscheiden, entsteht Arbeitslosigkeit, so dass bei manchen Haushalten die Einkommen sinken.
Weil die Ursache der Inflation in den Lohnerhöhungen gesehen werden kann, die zwei Schübe von Preisniveauerhöhungen auslösen können, spricht man hier auch von der Lohn-Preis-Spirale.

Ursachen: Übung

Entscheiden Sie, ob die folgenden Aussagen richtig oder falsch sind.

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Inflation – Ursachen: Aufgaben

Testen Sie Ihr Wissen an folgenden Beispielen:

Aufgaben:

1 Der Zusammenhang zwischen Geldmenge und Preisniveau wird in der Neo-Quantitätstheorie wie nebenstehend abgebildet beschrieben.

Vervollständigen und erläutern Sie diese grafische Darstellung.

2 Erläutern Sie, inwiefern der Staat an der Entstehung einer Inflation beteiligt sein kann.

3 Erläutern Sie, was man unter der „Lohn-Preis-Spirale“ versteht.

4 An der älteren Quantitätstheorie wird u.a. Kritik am Wirkzusammenhang geübt. Erläutern Sie diesen Kritikpunkt.

5 Erläutern Sie, was man unter importierter Inflation versteht.

6

Allein erster Ölpreis-Anstieg treibt Inflation mindestens zwei Jahre (…)

Berlin Die angespannte Lage durch den Ukrainekrieg lässt die Ölpreise steigen. Im März legte der Erdölpreis um etwa 20 Prozent zu. Dieser Preissprung im März wird die Verbraucherpreise über mehr als zwei Jahre um 1,5 Prozent höher ausfallen lassen – selbst wenn der Ölpreis jetzt rasch wieder fiele. Das zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die dem Handelsblatt vorliegt.

(…) Die Erzeugerpreise fallen durch den Ölpreisschock im März innerhalb eines halben Jahres um sechs Prozent höher aus. Der Ölpreisanstieg wird damit die ohnehin beispiellose Rally bei den Erzeugerpreisen noch verstärken. (…)

Quelle: https://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/nachrichten/energiepreise-allein-erster-oelpreis-anstieg-treibt-inflation-mindestens-zwei-jahre/28232638.html, aufgerufen am 23.05.2023

6.1 Erklären Sie ausführlich anhand einer Inflationsursache, wie es im oben genannten Fall zu einem Anstieg des Preisniveaus in Deutschland kommen konnte. Geben Sie dabei auch an, um welche Art der Inflation es sich hier handelt.

6.2 „Gewinner einer Inflation sind Schuldner von Geld, hingegen sind die Verlierer Arbeitnehmer und Sparer.“ Beurteilen Sie diese Behauptung.

Lösungen

Die Neo-Quantitätstheorie geht davon aus, dass das Preisniveau irgendeine Funktion der Geldmenge ist wie Funktion B oder Funktion C. Der lineare Zusammenhang, wie ihn Kurve A beschreibt, wird aufgehoben.

Wenn der Staat seine Ausgaben erhöht und das Angebot gleich bleibt, kann der Staat am Entstehen einer Erhöhung des Preisniveaus beteiligt sein.

Die „Lohn-Preis-Spirale“ bezeichnet den Zusammenhang zwischen einer Erhöhung der Löhne und dem Anstieg des Preisniveaus. Von einer Spirale spricht man deshalb, weil eine Löhnerhöhung, die über den Produktivitätszuwachs hinausgeht, mehrfache Wirkungen zeigt: Zunächst führt das Ansteigen der Kosten in den Unternehmen zu einem Rückgang des Angebots, weil die sog. Grenzunternehmer aus dem Markt ausscheiden. Das Angebot verringert sich. Das Preisniveau steigt. Durch die gestiegenen Löhne kann auf dem Markt mehr nachgefragt werden. Das Preisniveau steigt abermals an.

Die ältere Quantitätstheorie geht davon aus, dass allein eine Erhöhung der Geldmenge zu einem Ansteigen des Preisniveaus führt. Die Kritik bezieht sich darauf, dass nicht nur ein Anstieg der Geldmenge, sondern auch andere Faktoren auf das Preisniveau wirken. Zu nennen ist hier vor allem die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Eine Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit kann das Preisniveau erhöhen.

Fragen „Nicht-Euro-Länder“ im „Euro-Inland“ vermehrt Güter nach, so entsteht dadurch Inflation, dass die Geldmenge durch die Exporterlöse des „Euro-Inlandes“ ansteigt, während die Gütermenge im „Euro-Inland“ sinkt.

Die gestiegenen Energiekosten führen zu einer importierten oder offenen Inflation, die zu der Theorie der angebotsinduzierten Inflation zugeordnet werden kann. Für Rohstoffe aus dem Ausland werden die Preise erhöht. Dadurch steigen die Kosten für inländische Unternehmen, die an die Verbraucher in Form von Preiserhöhungen weitergegeben werden. Die Nachfrage bleibt konstant. Kommt es bei den Unternehmen zu einem Preisanstieg durch gestiegene Rohstoffpreise, ohne dass die Kostensteigerung durch einen Produktivitätszuwachs aufgefangen werden kann, so werden einige Unternehmen aus dem Markt ausscheiden. Das Angebot verringert sich und die Angebotsfunktion verschiebt sich nach links oben. Die Preise steigen.

Diese Behauptung ist richtig. Schuldner zahlen bei Geldentwertung ihre Schulden später mit wertloserem Geld (hat geringere Kaufkraft) zurück. Sparer bekommen für ihr Geld später nur noch Geld mit geringerer Kaufkraft zurück, d. h. sie    können sich damit weniger Güter kaufen als früher. Arbeitnehmer (als Bezieher fester Einkommen) verarmen durch den starken Preisanstieg sehr    schnell, da ihre Einkommen i. d. R. erst mit zeitlicher Verzögerung an die Inflation angepasst werden.