Der Markt I

Funktionen des Marktes

Über Märkte treten Verkäufer (Anbieter) und Käufer (Nachfrager) in Beziehung. Ist zu viel von einer Ware auf einem Markt, sinken die Preise. Die Anbieter versuchen, sich gegenseitig durch Preissenkungen auszustechen. Ist zu wenig von einem Produkt vorhanden, steigen die Preise. Dies bedeutet, dass die Preise auf den Märkten durch das freie Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage gebildet werden. Niemand setzt die Preise zentral fest.

Vom Markt geht eine Signalwirkung aus. Ist der Preis hoch, haben die Anbieter gute Verdienstmöglichkeiten. Sie werden versuchen, mehr zu produzieren und zu verkaufen. Ist der Preis niedrig, steigt die Kauflust der Nachfrager. Dabei nehmen die Verdienstmöglichkeiten der Anbieter ab.

Marktmechanismus und die Grundfragen der Volkswirtschaftslehre

Durch den Markt werden die drei Grundfragen der Volkswirtschaftslehre beantwortet:

Was wird produziert?
Unternehmen richten sich nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung. Der Gewinn ist die Differenz von erzielten Erlösen (Menge · Preis) und den Kosten. Sind die Preise hoch, steigt für die Unternehmen die Chance, ihre Kosten zu decken und Gewinne zu erzielen. Sie werden Güter für diesen Markt produzieren. Sind die Preise für ein Gut niedrig, geraten die Unternehmen in die Gefahr, ihre Kosten nicht mehr decken zu können. Die Existenz der Betriebe ist in Gefahr. Die Unternehmen werden dann versuchen, lukrativere Produkte für andere Märkte zu fertigen und scheiden aus dem Markt aus. Auch die Nachfrage bestimmt über das, was produziert wird. Wenn Bedürfnisse bestehen, sind die Nachfrager bereit, einen Preis für das Gut zu entrichten. Je dringender das Bedürfnis, desto mehr sind die Nachfrager zu bezahlen bereit. Diese Preisvorstellung macht den Markt nun für die Anbieter attraktiv oder nicht.

Wie wird produziert?
Die Höhe der Kosten bestimmt die Gewinnmöglichkeiten des Unternehmens. Je niedriger die Kosten, desto höher ist die Chance auf Gewinn. Liegen die Preise niedrig, müssen die Anbieter ihre Kosten senken, um zu überleben. Eine Möglichkeit, um dies zu bewerkstelligen, ist der Einsatz neuer Produktionstechnologien. Man kann z. B. Maschinen mit einer höheren Ausbringungsmenge einsetzen. Eine andere Möglichkeit ist die Veränderung des Einsatzes von Produktionsfaktoren. Menschliche Arbeitskraft kann z.B. durch eine Maschine ersetzt werden.

Für wen wird produziert?
Wer über die nötigen Finanzmittel verfügt, kann seine Bedürfnisse befriedigen. Geld erhalten die Nachfrager auf den Faktormärkten, wo sie ihre Arbeitskraft oder ihr Kapital anbieten. Sie erhalten dort Lohn bzw. Zinsen und Dividenden. Damit können sie nun auf dem Gütermarkt in Aktion treten. Die Nachfragemacht der Wirtschaftssubjekte bestimmt sich aus den Faktormengen (z.B. geleistete Arbeitsstunden) und den Faktorpreisen (z.B. Stundenlohn).

Marktarten

Eine Unterscheidung der Märkte bezieht sich auf deren qualitative Beschaffenheit. Es werden vollkommene und unvollkommene Märkte unterschieden.

Ein vollkommener Markt muss folgende Voraussetzungen erfüllen:

 Voraussetzung  Erläuterung
 Homogenität der Güter Güter sind homogen, wenn sie hinsichtlich der Qualität und der Aufmachung völlig gleich sind.
 Markttransparenz Anbieter und Nachfrager müssen über alle wichtigen Informationen des Marktgeschehens, z.B. über die Preise, die Lieferungs- und Zahlungsbedingungen und die Qualität der Güter informiert sein.
 Keine Präferenzen Anbieter und Nachfrager dürfen niemanden bevorzugen. Die Wettbewerbsbedingungen müssen für alle gleich sein. Man unterscheidet die nachfolgend genannten Präferenzen:
Persönliche Präferenz: Sie liegt vor, wenn man einen Verkäufer persönlich kennt und ihn deshalb anderen Verkäufern vorzieht.
Räumliche Präferenz: Wenn man in nahegelegenen Geschäften einkauft, obwohl der Preis höher ist, liegt eine räumliche Präferenz vor.
Zeitliche Präferenz: Sie liegt vor, wenn es zwischen den Anbietern z. B. unterschiedliche Lieferfristen gibt.
Sachliche Präferenz: Ein Käufer ist der Meinung, dass das Produkt des  Herstellers A besser ist als das des Herstellers B, weil er durch Werbung  oder die Verpackung des Produktes beeinflusst ist, obwohl die Produkte  objektiv gleichartig sind.
Unendliche Reaktionsgeschwindigkeit Die Anbieter reagieren auf Konkurrenzangebote. Die Nachfrager berücksichtigen Preisunterschiede.

Wird eine Bedingung des vollkommenen Marktes nicht erfüllt, so handelt es sich um einen unvollkommenen Markt. Vor allem auf dem Konsumgütermarkt sind die Bedingungen des vollkommenen Marktes nicht gegeben. Die Anbieter versuchen, die Güter durch Verpackung und durch Werbung nicht gleichartig erscheinen zu lassen. Der Präferenzbereich wird durch höfliche Bedienung, Standortvorteile und unterschiedliche Öffnungszeiten ausgedehnt.

Ein Markt, der dem Modell des vollkommenen Marktes sehr nahe kommt, ist die Börse. Die gehandelten Wertpapiere sind homogen, und die Börsenmakler besitzen Markttransparenz, haben normalerweise keine Präferenzen und reagieren auf Preisunterschiede.

Der Markt I: Übung

Welche Bedingung des vollkommenen Marktes ist in den folgenden Beispielen nicht erfüllt?

Arbeitsauftrag: Klicken Sie die richtige Lösung an.

Der Markt I: Aufgaben

Testen Sie Ihr Wissen an folgenden Beispielen:

Aufgaben:

1 Welche Marktunvollkommenheit liegt in folgenden Fällen vor?

1.1 In einer Kleinstadt hat nur ein Gastwirt eine Nachtkonzession.

1.2 Ein Unternehmer ist mit seinem Rohstofflieferanten persönlich befreundet.

1.3 Ein Bahnhofskiosk in einer Großstadt hat Tag und Nacht geöffnet.

1.4 In einem abgelegenen Ort gibt es nur einen Bäcker.

1.5 Sie möchten in einer Ihnen unbekannten Stadt Ihr Auto volltanken und suchen die günstigste Tankstelle.

1.6 Sie wollen eine Tageszeitung kaufen. An einem Stand sind 15 verschiedene Exemplare erhältlich.

2 Erläutern Sie, ob in den folgenden Fällen ein vollkommener Markt vorliegt. Prüfen Sie alle Bedingungen.

2.1 Aktien der Siemens AG

2.2 Baumwolle eines bestimmten Standards an der Warenbörse

2.3 Markenbenzin an einer Autobahntankstelle

Lösungen

Zeitliche Präferenz

Persönliche Präferenz

Zeitliche und räumliche Präferenz

Räumliche Präferenz

Fehlende Markttransparenz

Keine Homogenität der Güter

  • Homogenität: Es gibt keinen Unterschied zwischen den Aktien.
  • Markttransparenz: Die Wertpapierhändler können Anbieter und Nachfrager der Aktie erkennen.
  • Sachliche Präferenz: Aktien können sich nicht subjektiv voneinander unterscheiden.
  • Zeitliche Präferenz: Zeitliche Präferenzen sind nicht vorhanden.
  • Räumliche Präferenz: Die Börse befindet sich an einem Ort bzw. ist über den Computerhandel als ein Ort zu sehen.
  • Persönliche Präferenz: Es ist denkbar, dass persönliche Beziehungen bestehen. Diese kommen jedoch nur zum Tragen, wenn der Preis bei den Händlern gleich hoch ist.
  • Schnelle Reaktion: Käufer und Verkäufer können auf dem Aktienmarkt unverzüglich reagieren.
  • Homogenität: Es handelt sich um einen bestimmten Standard. Die Baumwolle ist homogen.
  • Markttransparenz: An der Börse ist Markttransparenz vorhanden.
  • Sachliche Präferenz: Es wäre möglich, dass die Käufer subjektive Unterschiede wahrnehmen, obwohl die Baumwolle einem bestimmten Standard zugeordnet wurde.
  • Zeitliche Präferenz: Siehe 2.1
  • Räumliche Präferenz: Siehe 2.1
  • Persönliche Präferenz: Siehe 2.1
  • Schnelle Reaktion: Siehe 2.1
  • Homogenität: Markenbenzin hat einen bestimmten Standard, z.B. hinsichtlich der Oktanzahl. Durch Zusätze (Additive) können unterschiedliche Qualitäten erzeugt werden.
  • Markttransparenz: Es ist praktisch nicht möglich, alle Preise an Autobahntankstellen zu kennen.
  • Sachliche Präferenz: Manche Käufer bevorzugen Benzin einer bestimmten Marke.
  • Zeitliche Präferenz: Wenn die Tankstelle durchgehend geöffnet ist, liegt eine zeitliche Präferenz vor.
  • Räumliche Präferenz: Durch die Nähe zur Autobahn ist eine räumliche Präferenz vorhanden.
  • Persönliche Präferenz: Es ist nicht davon auszugehen, dass eine persönliche Präferenz vorliegt.
    Schnelle Reaktion: Diese Bedingung ist auf der Autobahn nicht gegeben, weil man seine Fahrt fortsetzen will und nicht auf eine Tankstelle hoffen kann, die billiger ist.