Preisdifferenzierung im Angebotsmonopol
Monopolistische Preisdifferenzierung
Preisdifferenzierung ist nur auf unvollkommenen Märkten möglich. Auf diesen Märkten nutzen die Unternehmen die mangelnde Markttransparenz der Nachfrager, um auf möglichst vielen Teilmärkten ihre Produkte zu unterschiedlichen Preisen zu verkaufen und damit einen zusätzlichen Gewinn zu erzielen. Der Monopolist sieht sich unterschiedlichen Zahlungsbereitschaften der Nachfrager gegenüber und versucht die Konsumentenrente (zumindest teilweise) abzuschöpfen. Mittels der Preisdifferenzierung wird der Markt in Absatzschichten aufgespaltet.
Arten von Preisdifferenzierungen
Räumliche Preisdifferenzierung
Sie liegt vor, wenn das gleiche Gut an verschiedenen Orten zu unterschiedlichen Preisen angeboten wird, z. B. Stadt oder Land, Kiosk am Bahnhof oder Supermarkt, In- oder Ausland.
Zeitliche Preisdifferenzierung
Sie ist dann gegeben, wenn ein Gut am gleichen Ort zu unterschiedlichen Zeiten zu verschiedenen Preisen verkauft wird, z. B. Skiausrüstungen im Sommer günstiger als im Winter, Markisen im Winter günstiger als im Sommer, „Happy-Hour“ im Bäckerladen.
Persönliche Preisdifferenzierung
Sie liegt vor, wenn das gleiche Gut zur gleichen Zeit zu unterschiedlichen Preisen abgegeben wird, z. B. unterschiedliche Tarife für Kinobesucher (Schüler, Erwachsene), unterschiedliche Preise für Großhandel, Einzelhandel und Endverbraucher, Sonderpreise für Geschäftsfreunde.
Sachliche Preisdifferenzierung
- Preisdifferenzierung nach der Verwendung
Gleiche oder leicht veränderte Produkte weisen je nach Verwendungszweck unterschiedliche Preise auf, z. B. Speisesalz und Streusalz, Dieselöl für die Landwirtschaft.
- Preisdifferenzierung nach der Menge
In Abhängigkeit von der abgegebenen Menge werden Rabatte eingeräumt, z. B. Groß- und Einzelhandel, eigene Stromtarife für Großkunden. Gruppenkarten bei der Bahn AG.
- Preisdifferenzierung nach der Einschätzung unterschiedlicher Verbraucherschichten
Das gleiche Produkt wird oftmals als Marke und als NoName angeboten.
Häufig ist in der Praxis mit der Preisdifferenzierung auch eine mehr oder weniger starke Produktdifferenzierung verbunden. Möglichkeiten der Produktdifferenzierung bestehen bezüglich der Ausstattung, Aufmachung, Verpackung, Qualität, Markenname u. ä.
Beispiel
(vergleiche: https://www.lehrplanplus.bayern.de/sixcms/media.php/72/11.3_Preisbildung%20im%20Monopol.971485.pdf)
Sie sind Mitarbeiter der RUSEL AG, einem industriellen Reifenhersteller. Mit dem Reifen RST17 stellt die RUSEL AG derzeit einen einzigartigen, bisher konkurrenzlosen Reifen her, der im Bereich des Schwertransports zum Einsatz kommt (siehe Kapitel Preisbildung im Monopol).
Sie haben bereits ermittelt, dass der gewinnmaximale Preis 110,00 € beträgt und die gewinnmaximale Menge bei 1.600 verkauften Stück liegt. Der maximale Gewinn beläuft sich dann auf 14.000,00 €. Die RUSEL AG überlegt nun, Preisdifferenzierung zu betreiben, d. h. einen geringeren Preis für Schüler, Studenten und Rentner anzubieten. Diesen Kunden wird der Reifen RST17 zum Einführungspreis von 90,00 € angeboten.
| Preis in € | Menge in Stück |
| 0,00 | 6.000 |
| 10,00 | 5.600 |
| 20,00 | 5.200 |
| 30,00 | 4.800 |
| 40,00 | 4.400 |
| 50,00 | 4.000 |
| 60,00 | 3.600 |
| 70,00 | 3.200 |
| 80,00 | 2.800 |
| 90,00 | 2.400 |
| 100,00 | 2.000 |
| 110,00 | 1.600 |
| 120,00 | 1.200 |
| 130,00 | 800 |
| 140,00 | 400 |
| 150,00 | 0 |
Absatzmenge bei einem Preis von 90,00 € = 2.400 Stück
Bei einer Preisdifferenzierung mit Preisen von 110,00 € und 90,00 € können 1.600 Stück zu 110,00 € und 800 Stück zu 90,00 € verkauft werden.
Erlös bei Preisdifferenzierung: 110,00 * 1.600 + 90,00 * 800 = 248.000,00 €
Gewinn bei Preisdifferenzierung: 248.000,00 – 70,00 * 2.400 – 50.000,00 = 30.000,00 €
Durch die Preisdifferenzierung kann der Gewinn um 16.000,00 € gesteigert werden.
Grafisch lässt sich dieser Sachverhalt folgendermaßen darstellen:

Bei einheitlichem Monopolpreis (pc) ergibt sich eine Konsumentenrente in Höhe von 32.000,00 € (oberes blau umrahmtes Dreieck).
Diese Konsumentenrente kann durch Preisdifferenzierung mit p > pc ganz oder teilweise abgeschöpft werden.
Bei weiterer Preisdifferenzierung mit p < pc, aber p > K‘ kann der Monopolist seinen Gewinn weiter steigern (grünes Viereck).
In diesem Fall kommt es auch zu einem Zuwachs an Konsumentenrente in Höhe 8.000,00 € (kleines orangefarbenes Dreieck).
Bei totaler Preisdifferenzierung könnte die Konsumentenrente vollständig abgeschöpft werden (blau umrahmte Dreiecke).
Preisdifferenzierung im Angebotsmonopol: Aufgaben
Testen Sie Ihr Wissen an folgenden Beispielen:
Aufgaben:
1 Die REGNITZ AG hat für ein neu entwickeltes Bauteil ein Patent angemeldet und für 5 Jahre erhalten. Dadurch hat die REGNITZ AG eine Monopolstellung in diesem Marktsegment.
Der Zusammenhang zwischen Preis und Menge kann durch folgende Funktion ausgedrückt werden:
x (p) = – 2.000 p + 24.000,00 bzw. p (x) = – 0,0005 x + 12,00
Pro Monat fallen 18.000,00 € fixe Kosten an. Die variablen Kosten betragen 1,00 €/Stück.
1.1 Begründen Sie, warum der Gewinn trotz einer höheren Verkaufsmenge geringer werden kann. Ermitteln Sie dazu für das Bauteil die gewinn- und erlösmaximalen Preis-Mengen-Kombinationen sowie den jeweils zu erwartenden Gewinn.
1.2 Die REGNITZ AG überlegt sich Möglichkeiten, wie sie ihren Gewinn noch weiter steigern kann. Bisher wurde von allen Kunden ein einheitlicher Preis von 6,50 € pro Stück verlangt.
Ein erheblicher Teil der Kunden wäre auch bereit, einen um 1,50 € höheren Preis zu akzeptieren. Für Studenten technischer Fakultäten soll der bisherige Preis beibehalten werden, wenn sie das Bauteil für Studien- und Forschungszwecke benötigen.
1.2.1 Ermitteln Sie den Gewinn, der sich bei einem auf die beiden unterschiedlichen Zielgruppen abgestimmten Preisverhalten pro Monat ergeben würde.
1.2.2 Fertigen Sie eine Skizze, in der Sie die Konsumentenrente jeweils vor und nach der Preisdifferenzierung sowie den zusätzlichen Gewinn des Anbieters grafisch darstellen.
