Preisbildung im Oligopol

Beschreibung der Marktform

Beim (Angebots-)Oligopol treten am Markt wenigen Anbietern eine Vielzahl von Nachfragern gegenüber. Typisch für das Oligopol ist, dass die Marktmacht bei wenigen Anbietern liegt, die bei der Festlegung ihrer Preise, Produktionsmengen und Güterqualitäten nicht nur die Reaktion der Nachfrager berücksichtigen müssen, sondern auch die Reaktion ihrer Konkurrenten. Da jeder Wettbewerber einen hohen Marktanteil besitzt, zwingen Maßnahmen eines Oligopolisten, z. B. Preisänderungen oder neue Produktgruppen, alle anderen Anbieter zu einer Gegenreaktion.

Die Marktform des Oligopols ist in hoch entwickelten Volkswirtschaften häufig vorzufinden. Das Oligopl entsteht hier in der Regel durch einen Konzentrationsprozess in der Wirtschaft, der sich stetig fortsetzt und zu wenigen großen Unternehmen führt. Heutzutage decken in einzelnen Wirtschaftszweigen wenige marktbeherrschende Unternehmen den Bedarf einer großen Anzahl von Produkten. Dies ist z. B. der Fall in der Automobilindustrie, auf dem Energiemarkt und dem Mobilfunkmarkt.

Oligopolistische Preisstrategien

(eigene Darstellung nach: Lüpertz, Viktor, VWL – Volkswirtschaftslehre für Berufliche Oberschulen in Bayern, Braunschweig 2013, S. 282)

Auf oligopolistischen Märkten besteht die Gefahr, dass ein Preiswettbewerb für alle Anieter Nachteile mit sich bringt. Folgende Fälle einer Preisänderung eines Oligopolisten sind zu unterscheiden:

  • Senkt ein Oligopolist seinen Preis, ist zu erwarten, dass die Konkurrenten ebenfalls die Preise senken, um keine Marktanteile zu verlieren. Alle Oligopolisten würden somit (nahezu) eine unveränderte Absatzmenge bei geringerem Preis haben.
  • Erhöht ein Oligopolist seinen Preis, muss er befürchten, dass die Konkurrenz den Preis beibehält. Er würde nun Marktanteile verlieren.

In beiden Fällen würde sich die Gewinnsituation für den Oligopolisten, der den Preis zuerst verändert, verschlechtern. Typisch für die Oligopolsituation ist daher auch, dass sich der Wettbewerb in der Realität weniger auf preislicher Ebene abspielt. Vielmehr versuchen Oligopolisten sich von der Konkurrenz durch eine ausgeprägte Differenzierungspolitik hinsichtlich Qualität, Ausstattung, Service und Werbung abzugrenzen. Auch ist im Oligopol nicht selten ein kooperatives Verhalten vorzufinden.

Kooperatives Verhalten

Preisstarrheit:

Aus Furcht vor den Reaktionen der Konkurrenz, wagt kein Oligopolist eine Änderung seines Verhaltens. Die Folgen sind lange stabile Preise.

Preisführerschaft:

Ein Anbieter ändert den Preis, die Konkurrenten folgen auf diese Preisänderung in kurzem Abstand (Parallelverhalten). Die Preisführerschaft übernimmt häufig der wirtschaftlich stärkste Oligopolist. Es kann aber auch sein, dass bei gleich starken Oligopolisten die Rolle des Preisführers wechselt.

Preisabsprachen:

Dieses abgestimmte Verhalten kann ohne vertragliche Vereinbarung (Frühstückskartell) erfolgen oder durch vertragliche Festlegung der Preise (Preiskartell) oder Mengen (Quotenkartell). Ziel dieser Kartelle ist das gemeinsame Auftreten als Quasi-Monopolist und damit die gemeinsame Gewinnmaximierung.

Nicht-kooperatives Verhalten

Der Preisunterbietungswettbewerb eines Oligopolisten führt in der Regel zu ebenfalls sinkenden Preisen der Konkurrenten. Die Gewinne der Marktteilnehmer schrumpfen. Die Strategie zielt auf Verdrängung der Konkurrenz und wird am ehesten von dem Oligopolisten gewählt, der entweder die geringsten Kosten oder die höchsten finanziellen Rücklagen hat. Gelingt es die Konkurrenz zu verdrängen, bleibt ein Monopolist übrig. Die Strategie ist aber riskant. Angebote unter den Selbstkosten sind nicht zulässig („Dumping-Preise“).

Preisbildung im Angebotsoligopol: Aufgaben

Testen Sie Ihr Wissen an folgenden Beispielen:

Aufgaben:

1 Die SEIDEL AG hat ein neuartiges Diagnosegerät für Automobile entwickelt. Ein Produkt dieser Art wird zunächst von keinem anderen Hersteller angeboten. Nach kurzer Zeit drängt eine geringe Zahl ausländischer Anbieter mit gleichartigen Nachahmerprodukten auf den Markt. Die SEIDEL AG entschließt sich, diese durch massiven Preiskampf zu verdrängen.

1.1 Erläutern Sie mögliche Auswirkungen dieser Strategie des Preiskampfes.

1.2 Zeigen Sie auf, welche andere Marktstrategie die SEIDEL AG in der neuen Marktform statt des Preiskampfes theoretisch einschlagen könnte.

2 Einem oligopolistischem Anbieter gelingt es durch die Verlängerung der Garantiezeit zusätzliche Käufer zu gewinnen. Erläutern Sie, wie die anderen Anbieter auf dem Markt darauf reagieren könnten.

Lösungen

Halten die Mitbewerber ihre Preise konstant, dann werden die Nachfrager weitgehend zur SEIDEL AG zurückkehren und die Mitkonkurrenten hätten erhebliche Umsatz- und Gewinneinbußen zu erwarten. Die SEIDEL AG wäre wieder alleiniger Anbieter, wenn die Mitbewerber aus dem Markt ausscheiden müssten. Alternativ senken die Mitkonkurrenten ebenfalls ihre Preise. In diesem Fall bleiben die Umsatzanteile aller konstant. Alle Angebotsoligopolisten erzielen weitgehend gleiche Mengenumsätze bei niedrigeren nominalen Umsätzen und somit geringeren Gewinnen.

Anstelle des Verdrängungswettbewerbs durch Preiskampf könnte die SEIDEL AG sich auch marktfriedlich verhalten, d. h. die Strategie der Preisruhe wählen oder versuchen ein – allerdings illegales – Preiskartell unter ihrer Preisführerschaft zu errichten.

Die anderen Oligopolisten werden Gegenmaßnahmen ergreifen, die darin bestehen könnten, dass sie ebenfalls die Garantiefrist verlängern.

Die anderen Anbieter könnten aber auch die Preise senken, die Qualität verbessern oder verstärkte Werbemaßnahmen durchführen, um so ihre Marktanteile wieder zurückzuerhalten.