Preisbildung im Angebotsmonopol
Beschreibung der Marktform
Beim (Angebots-)Monopol tritt auf dem Markt nur ein Anbieter vielen Nachfragern gegenüber. Der Monopolist ist Alleinanbieter und damit konkurrenzlos, wenn keine Substitutionsgüter vorhanden sind. Der Monopolist kann im Unterschied zum Polypolisten aktive Preispolitik betreiben, da ihm keine preisbeeinflussende Konkurrenz gegenübersteht. Der Monopolist kann entweder den Preis oder die Menge als Aktionsparameter wählen. Wählt er den Preis (Preisfixierer) als Aktionsparameter, so kann er auf der ihm bekannten Preis-Absatz-Kurve (Nachfragekurve) ersehen, wie die Verbraucher auf seine Preisfestsetzung mengenmäßig reagieren; in diesem Falle ist das Verhalten der Nachfrager (Nachfragemenge) der Erwartungsparameter. Ist die Absatzmenge das Plandatum für den Monopolisten (Mengenfixierer), dann ist der Preis sein Erwartungsparameter. In der Realität wird der Monopolist versuchen, aufgrund seiner Annahmen über das Verhalten der Nachfrager den für ihn günstigsten Preis festzusetzen.
Beispiel:
Sie sind Mitarbeiter der RUSEL AG, einem industriellen Reifenhersteller. Mit dem Reifen RST17 stellt die RUSEL AG derzeit einen einzigartigen, bisher konkurrenzlosen Reifen her, der im Bereich des Schwertransports zum Einsatz kommt.
Ein von der RUSEL AG beauftragtes Marktforschungsinstitut liefert bezüglich preispolitischer Aktivitäten für das neue Produkt folgende Information:

Weiterhin sind Ihnen aus Ihrer Abteilung folgende Daten bekannt:
Die monatliche Kostenfunktion für die Herstellung des Reifens RST17 lautet (Werte in €): K = 70,00 x + 50.000,00
Die maximale Kapazität der zur Produktion verwendeten Anlage beträgt 6.000 Stück/Monat.
Für den Reifen RST17 wird bisher von den Kunden ein einheitlicher Preis verlangt.
Sie erhalten von der Geschäftsleitung der RUSEL AG den Auftrag, für den neuen Reifen RST17 den gewinnmaximalen Preis festzulegen und grafisch zu veranschaulichen.
Aufgaben:
Zunächst überlegen Sie, auf welchem Markt (Marktform) die RUSEL AG mit ihrem neuen Reifen RST17 tätig ist.
„Mit dem Reifen RST17 stellt die RUSEL AG einen einzigartigen bisher konkurrenzlosen Reifen her, der im Bereich des Schwertransports zum Einsatz kommt.“
Auf dem Markt für Reifen des Schwertransports ist die RUSEL AG der einzige Anbieter, aber es gibt viele Nachfrager. Die RUSEL AG ist damit Angebotsmonopolist.
Danach ermitteln Sie die gewinnmaximale Preis-Mengen-Kombination (Cournot’scher Punkt) und den maximalen Gewinn, den die RUSEL AG mit dem Reifen RST17 auf dem Markt erzielen kann. Der Cournot’sche Punkt gibt den für einen Monopolisten gewinnmaximierenden Punkt (Menge und Preis) auf der Preis-Absatz-Funktionsgeraden an.
Dazu erstellen Sie eine Tabelle:
| Preis in € | Menge in Stück | Erlös in € | Kosten in € | Gewinn/Verlust in € |
| 0,00 | 6.000 | 0,00 | 470.000,00 | – 470.000,00 |
| 10,00 | 5.600 | 56.000,00 | 442.000,00 | – 386.000,00 |
| 20,00 | 5.200 | 104.000,00 | 414.000,00 | – 310.000,00 |
| 30,00 | 4.800 | 144.000,00 | 386.000,00 | – 242.000,00 |
| 40,00 | 4.400 | 176.000,00 | 358.000,00 | – 182.000,00 |
| 50,00 | 4.000 | 200.000,00 | 330.000,00 | -130.000,00 |
| 60,00 | 3.600 | 216.000,00 | 302.000,00 | – 86.000,00 |
| 70,00 | 3.200 | 224.000,00 | 274.000,00 | – 50.000,00 |
| 80,00 | 2.800 | 224.000,00 | 246.000,00 | – 22.000,00 |
| 90,00 | 2.400 | 216.000,00 | 218.000,00 | – 2.000,00 |
| 100,00 | 2.000 | 200.000,00 | 190.000,00 | 10.000,00 |
| 110,00 | 1.600 | 176.000,00 | 162.000,00 | 14.000,00 |
| 120,00 | 1.200 | 144.000,00 | 134.000,00 | 10.000,00 |
| 130,00 | 800 | 104.000,00 | 106.000,00 | – 2.000,00 |
| 140,00 | 400 | 56.000,00 | 78.000,00 | – 22.000,00 |
| 150,00 | 0 | 0,00 | 50.000,00 | – 50.000,00 |
Dann ermitteln Sie rechnerisch die gewinnmaximale Preis-Mengen-Kombination im Monopol:
Gewinnmaximum:
E‘ (x) = K‘ (x)
E (x): (150,00 – 0,025 x) * x = 150,00 x – 0,025 x2
E‘ (x): 150,00 – 0,05 x
K‘ (x): 70,00 €
150,00 – 0,05 x = 70,00
gewinnmaximale Menge: 1.600 Stück
gewinnmaximaler Preis (bei 1.600 Stück): 150,00 – 0,025 * 1.600 = 110,00 €
maximaler Gewinn (bei 1.600 Stück): 150,00 x – 0,025 x2 – 70,00 x – 50.000,00 = 14.000,00 €
Schließlich stellen Sie Ihre Ergebnisse noch grafisch dar:


Die Unternehmensleitung der RUSEL AG wählt für den Reifen RST17 die gewinnmaximale Preis-Mengen-Kombination. Sie überlegen sich, welche Konsequenzen diese Preisfestsetzung für die Arbeitnehmer der RUSEL AG und die Nachfrager haben könnte:
Unter der Annahme, dass mit steigender Beschäftigung auch mehr Arbeitnehmer benötigt werden, führt die für das Unternehmen gewinnmaximale Preis-Mengen-Kombination zu einer geringeren Anzahl an Arbeitsplätzen und damit zu einer höheren Arbeitsplatzunsicherheit für den einzelnen Arbeitnehmer.
Die Marktversorgung wäre besser, wenn die RUSEL AG von dem neuen Reifen eine höhere als die gewinnmaximale Preis-Mengen-Kombination realisieren würde. Zudem wäre der Preis für den neuen Reifen niedriger.
Preisbildung im Angebotsmonopol: Aufgaben
Testen Sie Ihr Wissen an folgenden Beispielen:
Aufgaben:
1 Abiturprüfung IBV 2016 Aufgabe II 2.1 bis 2.3:
Sie sind in der Stabsabteilung der REIG AG tätig. Diese stellt einen auf dem Markt einzigartigen elektronischen Sensor her, der vor allem im Bereich der Medizintechnik zum Einsatz kommt. Das Unternehmen verfolgt auf diesem Markt als Angebotsmonopolist das Ziel der Gewinnmaximierung. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, das für den Wettbewerbsschutz zuständig ist, verfolgt die zunehmende Monopolisierung auf dem Markt für Medizintechnik kritisch. Aufgrund von Markt- und Kostenanalysen sind Ihnen folgende Preis-Absatz-Funktion und Kostenfunktion bekannt:
pN (x) = 100,00 – 0,025 x
K (x) = 50,00 x + 15.000,00
Dabei gilt:
x: Anzahl der Sensoren in Stück
p: Preis für einen Sensor in Geldeinheiten (GE)
1.1 Berechnen Sie für die Unternehmensleitung der REIG AG den maximal zu erwartenden Gesamtgewinn.
1.2 Für die Unternehmensleitung soll die Situation mit Hilfe einer Grafik veranschaulicht werden.
Stellen Sie hierzu die Preis-Absatz-Funktion, die Grenzkosten und die Grenzerlöse dar.
Kennzeichnen Sie den Cournot’schen Punkt, die Cournot’sche Menge und den Cournot’schen Preis.
Verwenden Sie für Ihre Grafik einen geeigneten Maßstab.
1.3 Die REIG AG gehört dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall an und erwartet in den anstehenden Tarifverhandlungen für alle Beschäftigten der REIG AG Lohn- und Gehaltserhöhungen.
Die Unternehmensleitung möchte von Ihnen wissen, wie sich dies auf die Situation der REIG AG auswirkt.
Beschreiben Sie die Auswirkungen einer solchen Lohnerhöhung und Gehaltserhöhung auf den gewinnmaximalen Preis und die gewinnmaximale Menge der REIG AG.
2 Ein Monopolist mit der Kostenfunktion
K (x) = 2.000 + 60 x
sieht sich der Nachfrage
p (x) = 600 – 10 x
gegenüber.
2.1 Bestimmen Sie den Cournot’schen Punkt.
2.2 Ermitteln Sie die erlösmaximale Preis-Mengen-Kombination.
2.3 Erklären Sie mit Hilfe Ihrer bisherigen Ergebnisse, warum der Monopolist unter Wohlfahrtsgesichtspunkten zu wenig produziert, wenn er seinen Gewinn maximiert.
