Idealtypischer Verlauf eines Konjunkturzyklus

Idealtypischer Verlauf

Zwei Konjunkturzyklen verlaufen niemals gleich. Es gibt keine exakte Formel, um die Dauer oder den Ablauf eines Konjunkturzyklus vorherzusagen. Die Zyklen haben jedoch gewisse Ähnlichkeiten, die nachfolgend beschrieben werden:

Rezession

In der Ausgangslage herrscht Rezession. Häufig sind die Konsumausgaben stark zurückgegangen, so dass die Unternehmen darauf mit der Drosselung ihrer Produktion reagieren müssen. Die Anlageninvestitionen und die maschinelle Ausstattung gehen drastisch zurück. Die Nachfrage nach Arbeitskräften sinkt, was sich zunächst in verkürzten Arbeitszeiten, später in einer Erhöhung der Arbeitslosenquote äußert. Die Inflation verlangsamt sich, weil die Nachfrage nach Rohstoffen sinkt. Löhne und Preise werden meist nicht fallen – sie steigen in der Rezession sehr langsam. Die Unternehmensgewinne schrumpfen beträchtlich. Da auch die Kreditnachfrage zurückgeht, fallen im Verlauf einer Rezession häufig die Zinsen.

Aufschwung

Die Kapazitäten der Unternehmen sind nicht ausgelastet. In diese Leerkapazitäten wächst eine steigende Nachfrage langsam hinein. Da die Löhne und Gehälter anfangs nur geringfügig zunehmen, lassen die steigenden Verkaufserlöse die Gewinne der Unternehmen ansteigen. Es kommt wieder zu Investitionen. Im Verlauf des Aufschwungs sinkt die Arbeitslosigkeit. Das Preisniveau ist noch stabil, der Kreditmarkt ist liquide und die Zinsen niedrig. Die Stimmung ist optimistisch.

Hochkonjunktur

Weil die Nachfrage weiterhin steigt, erhöht sich die Auslastung der Unternehmen. Sind die Arbeitsmarktreserven im Verlauf des Aufschwungs erschöpft, dann kann zusätzliches Personal nur durch höhere Lohnangebote angeworben werden. Die Kosten der Unternehmen steigen; sie werden über die Preise an die Verbraucher weitergegeben. Auf dem Kreditmarkt werden langsam die Mittel knapp. Die Zinsen steigen. Innerhalb der Phase der Hochkonjunktur „kippt“ am oberen Wendepunkt der Konjunkturverlauf. Es ist das erste Vorzeichen der Einleitung eines Abschwungs. Können die erhöhten Kosten nicht an die Verbraucher weitergegeben werden, sinkt die Gewinnspanne der Unternehmen. Erste Betriebschließungen sind die Folge.

Abschwung

Der Gewinnanstieg der Unternehmen wird durch eine weitere Erhöhung der Löhne gebremst. Die Grundhaltung der Unternehmer ist ebenso wie die der Verbraucher pessimistisch. Auf dem Arbeitsmarkt kommt es vermehrt zu Entlassungen, weshalb auch die Nachfrage nach Konsumgütern sinkt. Die sinkenden Unternehmergewinne bremsen die Investitionsgüternachfrage. Der Nachfrageausfall beschleunigt den Abschwung in die Talsohle.

Rezession

Diese Phase ist durch eine hohe Arbeitslosigkeit gekennzeichnet. Umfang und Struktur der Investitionen gehen zurück. Der Umfang der Erweiterungsinvestitionen ist gering; die Rationalisierungsinvestitionen steigen, weil sich in der Phase der Hochkonjunktur ein hoher Lohndruck eingestellt hat. Eine besonders lang anhaltende und starke Rezession nennt man Depression.

Trend

Bereinigt man die wirtschaftliche Entwicklung um die Konjunkturschwankungen, so erhält man eine „gedachte“ Linie der wirtschaftlichen Entwicklung, die man als Trend bezeichnet. Der Trend ist der langfristige Mittelwert der Veränderung des Nationaleinkommens und zeigt die Entwicklungstendenz einer Volkswirtschaft an. Man verwendet in der Konjunkturtheorie anstelle des Begriffes Trend auch die Bezeichnung Wachstumspfad.

Idealtypischer Verlauf eines Konjunkturzyklus: Übung

Ordnen Sie die aufgeführten Sachverhalte den vier Konjunkturphasen zu!

Idealtypischer Verlauf eines Konjunkturzyklus: Aufgaben

Testen Sie Ihr Wissen an folgenden Beispielen:

Aufgaben:

1 Erstellen Sie eine Tabelle nach folgendem Muster; kennzeichnen Sie kurz die einzelnen Phasen eines idealtypischen Konjunkturverlaufes.

Aufträge/Produktion Arbeitslosenzahl Preissteigerungsrate Zukunftserwartungen
 Aufschwung  steigend
 Hochkonjunktur  auf hohem Niveau
 Abschwung  sinkend
 Rezession  gering


2
Erläutern Sie, ob das reale oder das nominale Nationaleinkommen zur Erfassung des Konjunkturverlaufes besser geeignet ist.

3 Erklären Sie, inwieweit Konjunkturprognosen notwendig sind, um die gesamtwirtschaftliche Situation einzuschätzen.

Lösungen

Aufträge
Produktion
Arbeitslosenzahl Preis-
steigerungsrate
Zukunfts-
erwartungen
Aufschwung steigend abnehmend gering optimistisch
Hoch-
konjunktur
auf hohem
Niveau
gering stark optimistisch
bis abwartend
Abschwung sinkend steigend abnehmend pessimistisch
Rezession gering hoch  gering niedergedrückt

Das reale Nationaleinkommen ist besser geeignet, weil das nominale Nationaleinkommen durch Preissteigerungen verfälscht wird. Eine Erhöhung des realen Nationaleinkommens könnte auf einen Aufschwung oder eine Hochkonjunktur hindeuten, obwohl alle anderen Faktoren dagegen sprechen.

Konjunkturprognosen dienen dazu, zukünftige Entwicklungen der gesamtwirtschaftlichen Situation zu prognostizieren, basierend auf vorhandenen Daten, statistischen Modellen und wirtschaftlichen Indikatoren. Solche Prognosen ermöglichen es bspw. Unternehmen Investitionen zu tätigen, Produktionskapazitäten anzupassen. Verbraucher können abhängig von ihrem Einkommen oder ihrer Beschäftigung ihr Ausgaben- und Sparverhalten anpassen. Darüber hinaus nutzen Zentralbanken solche Prognosen auch als Grundlage für ihre geldpolitischen Maßnahmen.

Es ist jedoch auch hier anzumerken, dass Konjunkturprognosen mit Unsicherheiten verbunden sind und keine absolut genauen Vorhersagen liefern können.