Begriffe der Soziologie
Soziologie als Wissenschaft
Die Soziologie entwickelte sich gegen Ende des 19. Jahrhundert zu einer eigenständigen wissenschaftlichen Disziplin. Sie zählt zu dem Bereich der Sozialwissenschaften und beschäftigt sich mit der Beobachtung, Beschreibung und Erklärung (bzw. dem Verstehen) sozialer Strukturen und Prozesse. Dementsprechend beobachtet sie das soziale Handeln von Individuen, Gruppen, Organisationen bzw. der Gesellschaft allgemein. Die Soziologie erforscht die Grundlagen, die Abläufe und die Folgen des menschlichen Zusammenlebens.
Die drei Grundfragen mit den sich die Soziologie auseinandersetzt sind:
- Was ist Gesellschaft / das Soziale?
- Wie entsteht soziale Ordnung / Differenzierung / Entwicklung?
- Wie ist das Verhältnis von Individuen zur Gesellschaft / zu Sozialsystemen vorstellbar?
Gegenstandsbereiche der Soziologie
Das Ziel der Soziologie ist es gesellschaftliche Prozesse zu erklären. Demnach ist die Gesellschaft im Allgemeinen, der Gegenstandsbereich der Soziologie. Genauer betrachtet sind es deren Wechselwirkungen, Beziehungen und Strukturen.
Dies sind u.a.:
- sozialen Beziehungen, z.B. in Partnerschaft und Familie, im Berufsalltag
- allgemeinen Regeln des Gemeinschaftsleben, z.B. Benimm-Regeln, Normen, Sozialgesetze
- gesellschaftlichen Entwicklungen und Zusammenhängen, z.B. Bevölkerungsentwicklung, Sozial- und Gesundheitssystem
Aus den Beziehungen und Interaktionsprozessen zwischen den Menschen bilden sich soziale Systeme mit individuellen Strukturen, die sogenannte Sozialstrukturen. Soziale Systeme (Institutionen) schaffen Normen, Werte und Sanktionen die über einen längeren Zeitraum bestehen und i.d.R. (weitestgehend) von den Großteil der Handelnden einer Gesellschaft anerkannt und befolgt werden.
Die Soziologie beschäftigt sich mit diesen Strukturen und den Wechselwirkungen, die zwischen den Handelnden in einer Gesellschaft entstehen.
Jeder Mensch lebt im Lauf seines Lebens mit anderen Menschen zusammen. Sie bilden Gruppen. Von der Geburt an bis zum Tod jedes Einzelnen üben diese Gruppen Einfluss aus, wirken auf den Mensch ein und verändern ihn. Gleichzeitig gestaltet der Mensch auch seine Umwelt. Er verändert nicht nur sich, sondern auch andere durch seine Aktivitäten.
Diese aufeinander bezogenen Verhaltensweisen, bezeichnet die Soziologie als soziales Handeln. Jedes Zusammenwirken und/ oder Zusammenarbeiten von Akteuren ist demnach eine soziale Handlung.
Wichtig: Die Soziologie beschäftigt sich mit dem Auswirkungen der Handlungen, nicht aber mit den Handelnden selbst!
Abgrenzung zu anderen Sozialwissenschaften
Die Soziologie ist ein eigenständiger und komplexer Wissenschaftsbereich mit Schnittstellen zu mehreren Wissenschaften, wie z. B. der Ökonomie, der Kommunikationswissenschaft, der Geschichte, oder aber auch der Psychologie.
Fälschlicherweise wird jedoch die Soziologie häufig mit der Psychologie oder der Sozialpädagogik in Verbindung gebracht. Jedoch ist hier bereits der größte Unterschied. Die Soziologie arbeitet nicht direkt am Menschen wie es etwa ein Therapeut oder ein Streetworker tut. Die Soziologie nähert sich dem menschlichen Verhalten von „außen nach innen“ an, während beispielsweise die Psychologie den Weg von „innen nach außen“ geht.
Exemplarischer Unterschied zwischen Soziologie und Psychologie.
Beispiel Fußgängerampel:
Eine Gruppe von Passanten steht vor einer Fußgängerampel. Ein seriös gekleideter Mann mit Anzug und Aktenkoffer verletzt nun eine allgemeingültige Verkehrsregel und geht bei Rot über die Straße. Aus der wartenden Gruppe heraus folgen dem Mann drei weitere Personen und verstoßen damit ebenfalls gegen das Verkehrsrecht.
Geht andererseits ein Mann mit abgetragener Kleidung über die rote Ampel, bleibt die gesamte Gruppe stehen und wartet, bis die Ampel Grün zeigt.
Hier werden die zwei unterschiedlichen Fragestelllungen von Soziologie und Psychologie deutlich:
Fazit: Beide Fachrichtungen beschäftigen sich mit den Beziehungen zwischen Menschen, betrachten diese aber aus einem anderen Blickwinkel heraus.
Gemeinsamkeiten
Da beide Fachrichtungen unter dem Dach der Sozialwissenschaften stehen sind deren Methodik zur Erkenntnisgewinnung sowie deren statistisches Vorgehen ähnlich. So bedient sich die Soziologie, wie auch die Psychologie beispielsweise der Methode der Befragung, mittels Interviews oder auch Fragebögen, sowie der teilnehmenden Beobachtung, um Daten über den Forschungsgegenstand zu gewinnen.