Arbeitszeitmodelle einführen
Lernsituation
Sie sind Mitglied des örtlichen Personalrates im Alten- und Pflegeheim „Abendsonne“ und erhalten folgendes Schreiben:
Sehr geehrte Mitglieder des Personalrats,
in unseren Gesprächen war die hohe Krankheitsquote sowie die hohe Fluktuationsrate in unserem Alten- und Pflegeheim ein häufiges Thema.
Wir waren uns mit Ihnen einig, dass dies auch durch die Unzufriedenheit mit dem Arbeitsbedingungen zu erklären ist. Wir bitten Sie daher, für das nächste Gespräch mit uns Vorschläge hinsichtlich verschiedener Arbeitszeitmodelle zu unterbreiten, die wir dann gemeinsam diskutieren, um zu einer einvernehmlichen Lösung zu gelangen, die alle Beteiligten zufriedenstellt. Von unserer Seite sind neben den bereits eingeführten Modellen (Wechselschicht mit Zwei-Schicht-System; Teilzeit: vormittags und nachmittags) grundsätzlich folgende Maßnahmen denkbar: Ausbau und Variation der Teilzeitmodelle, Variation der Schichtarbeit, Einführung von Gleitzeit und Telearbeit. Wir hoffen auf einen konstruktiven Vorschlag Ihrerseits, der durchaus unterschiedliche Lösungen für verschiedene Tätigkeitsbereiche vorsehen kann.
Freundliche Grüße
Frau Dr. Walther
Heimleitung des Alten- und Pflegeheims „Abendsonne“
Aufgaben:
- Zunächst informieren Sie sich mithilfe der Anlagen (siehe unten) über verschiedene Arbeitszeitmodelle.
- Dann fertigen Sie eine Übersicht mit Vor- und Nachteilen der verschiedenen Arbeitszeitmodelle für das Alten- und Pflegeheim (Organigramm des Alten- und Pflegeheims „Abendsonne“) nach folgendem Schema an:

- Schließlich erarbeiten Sie begründete Vorschläge für die verschiedenen Tätigkeitsbereiche aus dem Organigramm.
In der Übersicht finden Sie die Anlagen.
Schichtarbeit
Als Schichtarbeit werden Arbeitsverrichtungen zu wechselnden Tageszeiten verstanden. Abhängig von der Lage der Arbeitszeit im Tagesablauf spricht man von Tages-, Nacht-, Früh- oder Spätschicht. Dabei teilen sich mehrere Arbeitnehmer einen Arbeitsplatz, der somit mehr als 8 Stunden besetzt ist. In vielen Unternehmen, in denen Maschinen rund um die Uhr laufen oder in denen Serviceleistungen erbracht werden, die nicht nur während des Tages nachgefragt werden, wird Schichtdienst geleistet. Dazu zählen Krankenhäuser, Polizei, Feuerwehr genauso wie Produktionsbetriebe, Rechenzentren, Gaststätten- und Hotelbetriebe, die Medienbranche, Bergwerke und Callcenter. Um diese Leistungen zu erbringen, arbeiten die Mitarbeiter in mehreren Schichten oder Diensten.
Die Schichtarbeit unterscheidet in der Regel zwischen drei Schichten:
1. Wechselschicht
Bei der Wechselschicht kann man wiederum zwischen drei Schicht-Systemen unterscheiden:
nicht kontinuierliches Zwei-Schicht-System aus Frühschicht (z.B. 6:00 bis 14:00 Uhr) und Spätschicht (z.B. 14:00 bis 22:00 Uhr)
teilkontinuierliches Drei-Schicht-System: zusätzlich: Nachtschicht (z.B. von 22:00 bis 6:00 Uhr), aber ohne Wochenende
vollkontinuierliches Drei-Schicht-System: zusätzlich durchgehend am Wochenende
Bei allen Schicht-Systemen wechselt jeder Mitarbeiter die Schichten: z.B. 5 Tage Früh,- 5 Tage Spät-, 3 Tage Nachtschicht
2. Dauerschicht
Bei der Dauerschicht ist jeder einzelne Mitarbeiter ausschließlich in der gleichen Schicht beschäftigt. (z.B. Spätschicht)
3. Teilschicht
In diesem System wird die Arbeitszeit für mehrere Stunden unterbrochen (z.B. Unterbrechung über Mittag von 12 – 16 Uhr).
Beispiel (vollkontinuierliches Drei-Schicht-System mit je zwei Tagen Früh-, Spät-, Nachtschicht):
Die Schichtarbeit, vor allem die Schichten, die in die Nachtzeiten hineinragen, stellt eine besondere physische und psychische Belastung dar. Erkrankungen wie Schlafstörungen, Depressionen, Herz-Kreislauferkrankungen und Magengeschwüre sind bei den Schichtarbeitern häufiger als sonst festzustellen. Die Freizeit und die Zeit mit der Familie und mit Freunden leidet in manchen Fällen, was sich negativ auf die Work-Life-Balance auswirkt. Auch steigt das Unfallrisiko während der Arbeitszeit und auf dem Arbeitsweg durch Müdigkeit und unzureichenden Schlaf.
Andererseits werden Schichtarbeit und das Erbringen längerer Schichten gerne geleistet, da danach mehr freie Tage zur Verfügung stehen und in Form von Zuschlägen mehr Einkommen erzielt wird.
angelehnt an: www.arbeitsratgeber.com/schichtarbeit
Gleitzeit
Der Arbeitnehmer erhält Arbeitszeitsouveränität und kann seine Arbeitszeit innerhalb des festgelegten Rahmens flexibel gestalten. Die Gleitzeit macht letztendlich eine Überstundenvergütung überflüssig. Durch die Gleitzeit können betriebliche Bedürfnisse mit den Freizeitwünschen der Mitarbeiter in Einklang gebracht werden.
Einfache Gleitzeit:
Hier wird ein Rahmen für die tägliche Arbeitszeit festgelegt, also frühestmöglicher Beginn und spätestmögliches Ende. Außerdem legt der Arbeitgeber eine Kernarbeitszeit, manchmal auch Kernzeit genannt, fest, in der für alle Arbeitnehmer Anwesenheitspflicht herrscht.
Qualifizierte oder variable Gleitzeit oder Gleitzeit ohne feste Kernarbeitszeit:
Hier kann der Arbeitnehmer Arbeitsbeginn, Arbeitsende und Arbeitsdauer selbst bestimmen. Er muss lediglich darauf achten, seine festgelegte Arbeitszeit pro Woche, Monat oder Jahr einzuhalten. Die Übertragung des Leistungsbestimmungsrechts auf den Arbeitnehmer führt dazu, dass der Arbeitnehmer bei der Gestaltung seiner Arbeitszeit Rücksicht auf betriebliche Belange nehmen muss. Das monatliche Einkommen wird unabhängig von der tatsächlich geleisteten Arbeit gezahlt.
angelehnt an: http://www.arbeitsratgeber.com/gleitzeit-flexible-arbeitszeitgestaltung
Zum Beispiel:
Arbeitnehmnern fällt es bei vielen Systemen relativ leicht, bei der Angabe der eigenen Arbeitszeit zu lügen und mehr Stunden anzugeben, als eigentlich gearbeitet wurden.
Für das Unternehmen ist dies natürlich mit einem direkten Kapitalverlust gleichzusetzen, da Arbeitszeit entlohnt wird, welche als solche überhaupt nicht getätigt wurde. Des Weiteren sorgen Gleitzeiten aber auch dafür, dass es Zeiten im Arbeitsalltag gibt, an welchen nicht alle Mitarbeiter anwesend sind. Dies führt wiederum zu Kommunikationsproblemen, da nicht stets Kontakt zu jedem anderen Mitarbeiter während der Arbeitszeit aufgenommen werden kann. Ebenso erhöhen sich die Kosten für das Unternehmen, da Zeiterfassungsgeräte angeschafft werden müssen und die Zeiterfassung ausgewertet werden muss.
Neben diesen Nachteilen gibt es aber auch einige Vorteile, welche das Gleitzeitsystem bietet. Zunächst einmal genießt der Arbeitnehmer ein erhöhtes Maß an Flexibilität, z.B. durch späteres Erscheinen am Arbeitsplatz und dadurch weniger Stress auf den Weg in die Arbeit, was möglicherweise die Motivation erhöht. Des Weiteren erlauben es Gleitzeitsysteme, dass sich Arbeitnehmer besser an zeitliche Anforderungen anpassen können und länger als Ansprechpartner im Unternehmen greifbar sind. So kann die Arbeitstätigkeit der Mitarbeiterschaft in der Nebensaison gedrosselt werden, um diese dann in der Hauptsaison hochzufahren. So ergibt sich eine Erhöhung der Produktivität.
angelehnt an: www.paradisi.de/Arbeit_und_Beruf/Gleitzeit
Teilzeitarbeit
Teilzeitbeschäftigt sind Arbeitnehmer, deren regelmäßige Arbeitszeit kürzer ist als die vergleichbarer vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer. Auch Arbeitnehmer, die eine geringfügige Beschäftigung ausüben (sog. Minijobber), sind als teilzeitbeschäftigt anzusehen. Als eine Sonderform kann das Job-Sharing, bei dem sich zwei oder mehrere Personen genau diesen Arbeitsplatz teilen, angesehen werden.
Mögliche Beispiele für Teilzeitarbeit:

Als teilzeitbeschäftigter Arbeitnehmer hat man die Chance, private und berufliche Belange besser in Einklang zu bringen. Üblicherweise sind es weibliche Beschäftigte, die sich um Kinder, Haushalt und Familie kümmern und die deshalb ihre regelmäßige Arbeitszeit reduzieren müssen. Doch auch gesundheitliche Gründe können eine Rolle spielen, wenn man aus einer Vollzeitbeschäftigung aussteigen will. Letztlich sind die Gründe äußerst vielfältig, doch immer erlauben sie es, die Bedürfnisse des Einzelnen besser in Einklang zu bringen und dem Privatleben einen größeren Stellenwert einzuräumen. Für die Unternehmen ist Teilzeit ebenfalls von Vorteil. Sie ermöglicht es, den Personaleinsatz flexibler an den Bedarf oder an die Nachfrage anzupassen und so auf Auftragsspitzen schneller zu reagieren. Je nach Arbeitszeitmodell ist es damit sogar möglich, die Kosten zu reduzieren, wenn einige Kräfte ihre Arbeitszeit verringern. Das Teilzeit- und Befristungsgesetz hat also nicht nur für den Arbeitnehmer genügend Vorteile, sondern bringt auch dem Arbeitgeber interessante Perspektiven für die Verteilung seiner Arbeitskräfte. Die Vorteile auf Arbeitgeberseite bestehen nicht zuletzt darin, dass die Produktivität der Beschäftigten höher ist und die Fehlzeiten und Arbeitsunfälle geringer sind. Die Ursache hierfür liegt in der geringeren Ermüdung während einer kürzeren Zeitspanne und eine mögliche höhere Motivation der Teilzeitbeschäftigten.
Bei allen Vorteilen des Arbeitszeitmodells gibt es aber auch Nachteile. Durch Teilzeitarbeit entstehen zunächst zusätzliche Aufwendungen durch Erhöhung der Personalkosten, Verwaltungsaufwendungen, Arbeitsplatzkosten und es kommt zu einem erhöhten Planungsaufwand für das Unternehmen. Weiterhin besteht die Gefahr von vermehrten Fehlern da mehrere Arbeitnehmer an einer Stelle arbeiten. Der Verdienst ist bei Teilzeit natürlich geringer und ebenso kann es für einen Arbeitnehmer schwierig werden, zur Vollzeitbeschäftigung zurückzukehren. Anders als bei der Reduzierung der Arbeitszeit hat man als Mitarbeiter keinen juristischen Anspruch, die wöchentliche Arbeitszeit wieder zu erhöhen. Allenfalls wenn im Unternehmen wieder vermehrt Bedarf entsteht, hat ein Arbeitgeber einen Teilzeitler auf den vollen Vollzeitstundensatz anzuheben, sofern die erforderliche Qualifikation gegeben ist.
angelehnt an: http://arbeits-abc.de/teilzeitarbeit-ein-arbeitszeitmodell-mit-vor-und-nachteilen und www.sageone.de/blog/teilzeitarbeit-vor-und-nachteile-fuer-arbeitgeber-und-arbeitnehmer
Telearbeit
Unter Telearbeit ist „jede auf Informations- und Kommunikationstechniken gestützte Tätigkeit, die ausschließlich oder alternierend an einem außerhalb des Betriebs liegenden Arbeitsplatz verrichtet wird (z.B. Privatwohnung, Nachbarschaftsbüro, Satellitenbüro, Telehaus, mobiler Arbeitsplatz), der mit der zentralen Betriebsstätte durch elektronische Kommunikationsmittel verbunden ist“ zu verstehen.
Ein wesentliches Argument ist die freie Zeiteinteilung nach dem persönlichen Arbeitsrhythmus. Natürlich nur insoweit, als die Kundenkontakte und die Zusammenarbeit mit den Kollegen dies zulässt. Durch die Telearbeit fallen Zeiten weg, die sonst für das Pendeln aufgewendet werden müssen, und nun für andere Tätigkeiten privater Natur verwendet werden können. Des Weiteren kann man eine Steigerung der Lebensqualität darin sehen, dass man sich nicht mehr den ganzen Tag in der Stadt befindet, sondern seiner Arbeit im Grünen daheim oder im Telezentrum nachgehen kann, was sich auch positiv auf die Gesundheit auswirkt. Durch diese Vorteile und die höhere Anbindung an die Familie ergibt sich weniger Stress und eine höhere Lebensqualität. Bei Telearbeit hingegen können auch kurzfristige und kurze Unterbrechungen sinnvoll genützt werden. Durch diese freiere Arbeitszeitgestaltung wird die Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeiter gestärkt und dadurch ergibt sich mehr Produktivität, es ist aber auch eine höhere Selbstdisziplin notwendig. Weiterhin ergibt sich öfters für Frauen eine Erleichterung des Wiedereinstiegs in den Beruf nach einer Kinderpause, da bei Telearbeit eine Teilzeitarbeit leichter möglich ist. Ebenso ergibt sich auch eine größere Zeitspanne, die für die Familie zur Verfügung steht. Bei entsprechenden Büro- und Arbeitskonzepten können Firmen eine spürbare Einsparung an Büro- und Arbeitsplatzkosten erzielen.
Da man sich nicht mehr dauernd in der Firma befindet, ist es oft schwierig informellen Kontakt zu seinen Arbeitskollegen zu halten, sodass es durch die Telearbeit zur Vereinsamung kommen kann, wodurch wesentliche Faktoren für Motivation und Arbeitsfreude auf der Strecke bleiben können. Durch die Einsamkeit am Heimarbeitsplatz besteht die Gefahr der „sozialen Isolation“. Dadurch, dass man sich nicht mehr im Sichtfeld von Vorgesetzten befindet kann es dazu kommen, dass Vorgesetzte nicht genau über den Arbeitsfortschritt informiert sind und sie deshalb mehr Arbeit zuteilen, als in der normalen Arbeitszeit erledigt werden könnte. Die Datenschutzvorgaben können nicht immer gewährleistet werden. Ebenso gehen dem Arbeitnehmer eventuell Informationen zu Schulungs- oder Weiterbildungsangebote verloren, sowie Beförderungs- oder Versetzungsmöglichkeiten. Die Grenzen von Arbeit und Privatleben verschwimmen, was zur gesundheitlichen und familiären Belastung werden kann. Ebenso kann es zu
Akzeptanzproblemen im persönlichen Umfeld, von Kollegen bzw. Kunden über die eigene Familie bis hin zu den Nachbarn kommen. Die Arbeitsplätze sind häufig nicht optimal eingerichtet. Dies führt zu ineffizientem Arbeiten und gesundheitlichen Belastungen.
angelehnt an: www.fim.uni-linz.ac.at und www.akademie.de/wissen


