Kosten und Leistungen in sozialen Einrichtungen
Vorbemerkung
In Deutschland werden leitende Pädagogen, Mediziner und Pflegekräfte auch zu Betriebswirten. Auch soziale Einrichtungen sind gezwungen, kostendeckend zu arbeiten. Aus diesem Grund müssen sie sich zunehmend an Begriffen wie Kosten oder Gewinn messen lassen. Andererseits eröffnet die Ökonomisierung im Sozialbereich neue Möglichkeiten der Selbstständigkeit.
Situation
Franz Müller gründet zum 1. Januar eine ambulante Tagespflege. Am 31. Januar blickt er auf seine Kontoauszüge und findet folgende Positionen:
| Ausgaben in € | Einnahmen in € | ||
| Autokauf | 9.000,00 | Vergütungen der Kostenträger | 8.000,00 |
| Lebensmittel | 1.780,00 | Gutschrift des Bankkredits | 5.000,00 |
| Autoversicherung für das Kalenderjahr | 480,00 | ||
| Miete für das Gebäude | 2.000,00 | ||
| Löhne und Gehälter | 8.000,00 | ||
| Strom, Wasser, Heizung | 500,00 | ||
| Benzin | 120,00 | ||
| Material zur Beschäfigung | 300,00 | ||
Franz Müller möchte nun wissen, welches Betriebsergebnis er im Januar erzielt hat. Dabei ist zu beachten, dass sich das Betriebsergebnis vom Unternehmensgewinn unterscheidet. Während das Betriebsergebnis der betriebliche Gewinn aus der Leistungserstellung ist, ist der Unternehmensgewinn der (positive) Erfolg, den das Gesamtunternehmen erzielt hat. (Zur Unterscheidung von Betrieb und Unternehmen siehe Abbildung.)
Um die Frage nach dem Betriebsergebnis zu beantworten, reicht es nicht, die Ausgaben von den Einnahmen abzuziehen. Der Kauf des Autos beispielsweise ist eine einmalige Anschaffung, die dem Unternehmen langfristig zur Verfügung steht und nicht nur für den Monat Januar. Für die Ermittlung des Betriebsergebnisses im Monat Januar müssen die Kosten von den erbrachten Leistungen abgezogen werden.
Als Kosten bezeichnet man den in Geld bewerteten Wertverzehr, z.B. die Monatsmiete, die Heizkosten oder auch den Wertverzehr des PKW.
Bei den Leistungen werden Marktleistungen (Umsatzerlöse aus Verkäufen), Lagerleistungen (Zunahme des Lagers) und Eigenleistungen (Güter für den Eigengebrauch) unterschieden. Aus Vereinfachungsgründen werden im Folgenden Lagerleistungen und Eigenleistungen außer Acht gelassen. Leistungen sind also für unsere Belange Umsatzerlöse.
| Ausgabenx) | Abgänge finanzieller Mittel |
| Einnahmenx) | Zugänge finanzieller Mittel |
| Kosten | In Geld bewerteter Verzehr von Produktionsfaktoren bei der Fertigung (kurz: Wertverzehr) |
| Leistungen | In Geld bewerteter Wertzuwachs durch die Produktion (hier: Erlöse aus Verkäufen) |
| Betriebsergebnis | Leistungen – Kosten (hier: Umsatzerlöse – Kosten) |
x)Auf eine genauere Differenzierung wird aus Vereinfachungsgründen verzichtet.
Kosten sind somit nicht gleichzusetzen mit Ausgaben, Erlöse sind nicht gleichzusetzen mit Einnahmen. Dies verdeutlichen folgende Beispiele:
Abgrenzung Kosten – Ausgaben
In den meisten Fällen sind Ausgaben gleichzeitig Kosten und umgekehrt:
Überweisung der Monatsmiete
Die Überweisung der Miete am Anfang des Monats stellt einen Abgang finanzieller Mittel dar. Der Wert (hier das Geld) ist durch die Nutzung des Mietobjektes verzehrt, denn im Gegenzug bekommt der Betrieb keine Werte. Es sind Kosten entstanden.
→ Zahlung der Miete = Ausgabe = Kosten
Einkauf von Lebensmitteln zum sofortigen Verbrauch
Durch den Einkauf von Lebensmitteln für die Mahlzeiten gehen von Franz Müllers Konto finanzielle Mittel ab. Wenn diese Zutaten unmittelbar verbraucht werden, werden die erworbenen Werte verzehrt, es entstehen Kosten.
→ Einkauf von Lebensmitteln = Ausgabe = Kosten
In einigen Fällen decken sich Ausgaben und Kosten nicht:
Einkauf von Beschäftigungsmaterial fürs Lager
Franz Müller tätigt einen Großeinkauf an Materialien für die Beschäftigun der Senioren und lagert die erworbenen Materialien im Lager. Es liegt eine Ausgabe vor, da er bezahlt. Allerdings bleibt der erworbene Wert zunächst im Betrieb erhalten. Es liegt daher vorerst kein Wertverzehr vor.
→ Einkauf von Rohstoffen fürs Lager = Ausgabe ≠ Kosten
Entnahme von Materialien für ein Beschäftigungsangebot
Nimmt Franz Müller nun die Materialien aus dem Lager und verbraucht sie, kommt es zum Wertverzehr (Kosten), ohne dass dabei jedoch finanzielle Mittel abgehen.
→ Entnahme von Rohstoffen aus dem Lager für die Produktion ≠ Ausgabe = Kosten
Kauf eines PKW
Der Kauf eines PKW verursacht zunächst keine Kosten, da den abgegangenen finanziellen Mitteln (Bankguthaben) ein zugegangener Wert in gleicher Höhe (PKW) gegenübersteht.
→ Kauf eines PKW = Ausgabe ≠ Kosten
Abschreibung des PKW
Der PKW steht dem Betrieb für einen längeren Zeitraum zur Verfügung und verliert seinen Wert erst nach und nach durch Alterung und Verschleiß. Dieser Wertverzehr wird am Ende eines Jahres oder Monats über die sog. Abschreibungen erfasst. Der Unternehmer setzt als Kosten die Wertminderung des PKW an. Abschreibungen mindern also als Kosten den Gewinn, verursachen jedoch keinen Abgang finanzieller Mittel.
→ Abschreibung des PKW ≠ Ausgabe = Kosten
| Kosten | Ausgaben | |
| Überweisung der Monatsmiete | x | x |
| Einkauf von Lebensmitteln zum sofortigen Verbrauch | x | x |
| Einkauf von Materialien fürs Lager | x | |
| Entnahme von Materialien aus dem Lager für die Produktion | x | |
| Kauf eines PKW | x | |
| Abschreibung des PKW | x |
Abgrenzung Leistungen – Einnahmen
Am Beispiel der Eigenleistungen wird deutlich, dass auch nicht jede Leistung eine Einnahme ist. Stellt z.B. ein Unternehmer ein Regal für den Eigenbedarf her, so wird dies als Leistung erfasst, der jedoch keine Einnahme gegenübersteht, da niemand für dieses Regal etwas bezahlt.
Umgekehrt stellt die Gutschrift eines Kredits durch die Bank zwar einen Zugang finanzieller Mittel dar, der jedoch nicht als Leistung zu erfassen ist, denn dieser Kredit muss wieder zurück gezahlt werden und erhöht den Gewinn nicht.
Erlöse sind immer gleichzeitig Einnahmen. Da in diesem Kapitel Lagerleistungen und Eigenleistungen vernachlässigt werden, ist die Unterscheidung zwischen Leistungen (hier: nur Erlöse) und Einnahmen unbedeutsam.
Franz Müllers Betriebsergebnis
Mit Hilfe der Ausgaben und Einnahmen auf Franz Müllers Bankkonto lässt sich nun sein Betriebsergebnis für den Monat Januar ermitteln. Hierbei wird davon ausgegangen, dass alle eingekauften Lebensmittel und Materialien im Januar verbraucht wurden. Bis auf die Anschaffung des PKW und die Zahlung der Kfz-Versicherung für das ganze Jahr sind also alle Ausgaben gleichzeitig Kosten. Bei PKW und Kfz-Versicherung muss die Ausgabe über den Nutzungszeitraum verteilt werden. Beim PKW wird eine Nutzungsdauer von 5 Jahren veranschlagt. Ist dies geschehen, so ergibt sich der Gewinn als Differenz von Leistungen und Kosten.
| Kosten in € | Erlöse in € | ||
| Abschreibung des PKW | *150,00 | Einzahlungen der Verkaufserlöse | 8.000,00 |
| Lebensmittel | 1.280,00 | ||
| Autoversicherung für Januar | **40,00 | ||
| Miete für das Gebäude | 1.000,00 | ||
| Löhne für die Mitarbeiter | 6.000,00 | ||
| Strom, Wasser, Heizung | 500,00 | ||
| Benzin | 120,00 | ||
| Material zur Beschäftigung | 300,00 | ||
| Summe Kosten | 9.390,00 | Summe Umsatzerlöse | 8.000,00 |
| Betriebsergebnis = 9.390,00 – 8.000,00 = – 1.390,00 € | |||
* Abschreibung PKW = Anschaffungskosten : 5 Nutzungsjahre : 12 Monate = 9.000,00 : 5 : 12 = 150,00 €
** Autoversicherung für Januar = Jahresbeitrag : 12 Monate = 480,00 : 12 = 40,00 €
Das im Januar erzielte Betriebsergebnis von 1.390,00 € ist für Franz Müller dauerhaft nicht haltbar, zumal er für sich selbst noch keinen Lohn berücksichtigt hat.
Wichtige Begriffe
| Kosten | In Geld bewerteter Verzehr von Produktionsfaktoren bei der Fertigung (kurz: Wertverzehr) |
| Leistungen | In Geld bewerteter Wertzuwachs durch die Produktion (hier: Verkaufserlöse) |
| Betriebsergebnis | Leistungen – Kosten (hier: Umsatzerlöse – Kosten) |
| Ausgabenx) | Abgänge finanzieller Mittel |
| Einnahmenx) | Zugänge finanzieller Mittel |
| Abschreibung | – Sie ist der Betrag, der den Wertverlust eines Vermögensgegenstands im Zeitablauf erfasst. – Sie mindert als Kosten den Gewinn, verursacht jedoch keinen Abgang finanzieller Mittel. – Die Höhe der Abschreibung ist abhängig von dem Anschaffungswert des Vermögensgegenstands und der Nutzungsdauer. |
x)Auf eine genauere Differenzierung wird aus Vereinfachungsgründen verzichtet.
