Globalisierung und die Folgen: Handel
Der Handel zwischen entwickelten und unterentwickelten Ländern
Die Banane ist in Deutschland eine sehr beliebte Frucht. Es ist für die Frage nach dem Verhältnis von entwickelten Industriestaaten und Entwicklungsländern sehr ergiebig, auf deren Handelsbeziehungen zu schauen. Schauen wir uns an, wie sich der durchschnittliche Preis für ein Kilo Bananen, in Costa Rica produziert und in Deutschland an den Endverbraucher verkauft, im Jahr 2012 zusammensetzt:
Man sieht also deutlich, dass in dem produzierenden Land nur sehr geringe Verdienste bzw. Kosten anfallen:
Nur 13% des Endpreises für das Kilo Bananen in Deutschland.
Dieser niedrige Preis, der aktuell sogar noch deutlich unterboten wird (Discounter bieten um die Jahreswende 2011/12 das Kilo Bananen für einen Euro an), hat Gründe. Eine Studie der Hilfsorganisation Oxfam zeigt, wie die Erntehelfer bei der Bananenernte in Ecuador behandelt werden bzw. unter welchen Arbeitsbedingungen sie arbeiten müssen. In der Studie werden schwere Vorwürfe gegen deutsche Supermarktketten erhoben. Die Untersuchung belegt schlechteste Arbeitsbedingungen z.B. durch starke Pestizidbelastung bei der Ernte. Die Erntehelfer arbeiten für Hungerlöhne unter dem Existenzminimum. Eine These in der Untersuchung lautet, dass deutsche Supermarktketten durch ihre rigiden Preisverhandlungen für diese Ausgestaltung der Arbeitsverhältnisse mitverantwortlich sind. Die Schilderungen stammen von Plantagenarbeitern in Ecuador. Die Untersuchung zeigt, dass: Plantagenbesitzer die Gesundheit ihrer Arbeiter durch gefährliche Pestizide, die von Flugzeugen aus auf die Felder gesprüht werden, gefährden, obwohl dies gesetzlich verboten ist. Eingesetzt werden laut Oxfam-Studie Chemikalien, die in Deutschland als gesundheitsgefährdend eingestuft oder in der Europäischen Union sogar verboten sind.
Die Bezahlung der Erntehelfer ist minimal. Der monatliche Nettolohn lag bei den befragten Arbeitern im Schnitt bei rund 237 Dollar, also weniger als zehn Dollar pro Tag. Das ist nicht ausreichend, um eine Familie zu versorgen und unter dem staatlich definierte Existenzminimum für eine Familie in Ecuador. Dies beträgt 390 Dollar. 83 Prozent der befragten Plantagenarbeiter gaben an, dass ihr Familieneinkommen unter dieser Grenze liegt.
Das Einkaufsvolumen der Discounter-Ketten ist inzwischen so groß geworden, dass sie den Preis auf dem Markt für Bananen aus Mittelamerika bestimmen können. Öffentlich bekennen sich die Geschäftsführer der großen Discounter in Deutschland dazu, dass sie sich am Leitbild einer sozial und ökologisch verantwortungsvollen Unternehmensführung orientieren und dass ihre Lieferanten solche Standards einhalten müssen. Die Wirklichkeit sieht allerdings häufig anders aus, wie die Studie belegt.
Ähnliche Verhältnisse finden sich in einer anderen Branche: Die Blumenindustrie ist eine globalisierte Industrie. Sie verlagert sich zunehmend in Länder, die die Klimatisch und preislich die günstigsten Verhältnisse bieten. So wandern seit den 1970er Jahren immer mehr Blumenbetriebe von Europa und Nordamerika nach Afrika und Lateinamerika. Laut dem Bundesverband der Importeure und Großhändler (BGI) kommt im Winter jede zweite Schnittblume aus einem Entwicklungsland. Deutschland ist der größte Markt für Schnittblumen innerhalb der EU. Davon kommt circa die Hälfte aus den Niederlanden, die andere Hälfte aus südlichen Ländern wie Marokko, Kenia, Simbabwe, Ecuador oder Kolumbien. Nach den Niederlanden ist Kolumbien zum weltweit zweitgrößten Blumenexporteur aufgestiegen, so stammen die meisten Schnittrosen in Deutschland aus Kolumbien. Der Anbau in südlichen Ländern ist günstig – Sonne, das Klima ist mild, es entfallen häufig die Energiekosten für Gewächshäuser. Die Arbeitskräfte sind billig, die Arbeitsbedingungen hart und soziale Standards sind niedrig. Ökologische Standards gibt es in der Regel keine. Häufig besteht in der industriellen Blumenproduktion ein hohes Gesundheitsrisiko für die Arbeiterinnen und Arbeiter. Denn zur Aufzucht der Blumen in Monokultur werden hoch giftige Pestizide verwendet.

Die Gewinne aus dem Blumengeschäft werden überwiegend von den Großunternehmen aus dem reichen Norden gemacht. Dem Süden bleiben schlechte Arbeitsplätze, gesundheitliche Belastungen wie Vergiftungen durch den hohen Pestizideinsatz, verseuchte Gewässer und Böden. Ein späterer Anbau von Lebensmitteln auf den Farmfeldern ist kaum mehr möglich.
Beide Beispiele werfen die Frage auf, inwieweit wir als Konsumenten in den Industrieländern Verantwortung für die ökologischen und sozialen Probleme in den Entwicklungsländer tragen. Eine Gruppe, die sich kritisch mit den Arbeitsbedingungen in der 3. Welt auseinandersetzt, ist die Fairtrade-Bewegung. Sie verfolgt mit der Vermarktung bestimmter, geprüfter Produkte, die z.B. Kinderarbeit und Zwangsarbeit ausschließen, eine Strategie zur Armutsbekämpfung. Durch gerechter ausgestaltete Handelsbeziehungen, in der nicht allein die mächtigeren Marktteilnehmer dominieren, soll die Situation der benachteiligten Produzentenfamilien in Afrika, Asien und Südamerika verbessert, die Binnenwirtschaft gestärkt und langfristig sollen gerechtere Weltwirtschaftsstrukturen aufgebaut werden.