Konditionierung höherer Ordnung
Aufgaben:
1. Informieren Sie sich über die Konditionierung erster und zweiter (=höherer) Ordnung.
2. Fassen Sie die zentralen Erkenntnisse schriftlich zusammen.
3. Wenden Sie Ihr Wissen auf die folgende Handlungssituation an:
Tommy (18 Jahre) hat vor dem Zahnarzt. Grundsätzlich war der Gang zum Fachmann für ihn bisher kein Problem. Aber aufgrund einer Wurzelbehandlung und schmerzhaften Spritzen hat sich das geändert. Nun hat er erfahren, dass der Experte ihm auch die Weisheitszähne ziehen muss. Bereits beim Anblick des Arztes überkommt ihn die Angst.
Verdeutlichen Sie die Entstehung von Tommys Angst vor dem Zahnarzt mithilfe relevanter Begriffe des klassischen Konditionierens.
Informationstext zur Konditionierung erster und zweiter (höherer) Ordnung
a) Grundlage der höheren Ordnung ist die erste Ordnung
Die Voraussetzung für eine klassische Konditionierung ist das Vorhandensein eines natürlichen Reflexes (vgl. Voraussetzungen für das klassische Konditionieren). Ein neutraler und ein unbedingter Reiz werden dabei solange miteinander gekoppelt, bis der neutrale Reiz zu einem bedingten Reiz wird, der alleine die bedingte Reaktion auslöst. Diese Art von Konditionierung nennt man auch Konditionierung erster Ordnung. Sie gilt als das Grundschema des klassischen Konditionierens.
Exemplifikation:
Aus dem ursprünglich neutralen Reiz (= Glocke) wurde durch die Koppelung mit dem unbedingten Reiz (= Futter), der bedingte Reiz, der die bedingte Reaktion (=Speichelfluss) auslöste, weswegen der Versuchshund auf das Glockensignal (=CS) speichelte und damit die erlernte Reaktion (=CR) zeigte.
b) Schema des klassischen Konditionierens zweiter (=höherer) Ordnung
Nimmt nun ein CS in einem weiteren Schritt die Funktion des UCS ein, so spricht man von einer Konditionierung höherer Ordnung. Konditionierungen höherer Ordnung basieren immer auf Konditionierungen erster Ordnung. Das bedeutet, dass ein neuer neutraler Reiz mit dem bereits vorhandenen bedingten Reiz (CS1) gekoppelt wird.
Exemplifikation:
Bietet man beispielsweise dem Hund aus Pawlows Versuch nach der ersten Konditionierung in einem zweiten Versuch zusammen mit dem Glockenton (CS1) immer ein Lichtsignal (NS= neuer neutraler Reiz) an, so wird auch dieses Signal nach einigen Wiederholungen zu einem bedingten Reiz (CS2), der die bedingte Reaktion (CR = Speichelfluss) auslöst. Es findet eine klassische Konditionierung statt, obwohl keine angeborene Reiz-Reaktions-Verbindung im Spiel ist. Dies wird als Konditionierung zweiter (= höherer) Ordnung bezeichnet.
| Neutraler Reiz (NS) Lichtsignal |
→ |
Orientierungsreaktion keine spezifische Reaktion |
|
Bedingter Reiz (CS1) (Ursprung: Konditionierung erster Ordnung) |
→ |
Bedingte Reaktion (CR1) |
| Mehrfache Koppelung von NS + CS1 Lichtsignal + Glockenton |
→ |
Bedingte Reaktion (CR1) |
| => Nach mehrmaligen Wiederholungen wird der neutrale Reiz ein bedingter Reiz (CS2) Lichtsignal |
→ |
Bedingte Reaktion (CR2) |
Der Mensch hat nur wenige angeborene Reflexe (z.B. Lidschlussreflex, Schreckreaktion bei lautem Geräusch). Daher sind die meisten menschlichen Lernvorgänge, die mit der Theorie des klassischen Konditionierens erklärt werden, Konditionierungen höherer Ordnung.