Bekräftigungsarten und Effekte des Modelllernens

Aufgaben:

1. Informieren Sie sich über die von Bandura unterschiedenen Bekräftigungsarten und Effekte des Modelllernens.

2. Halten Sie die zentralen Aspekte in einem anschaulichen Hefteintrag fest (z.B. MindMap).

3. Formulieren Sie jeweils eigene Beispiele aus dem (beruflichen) Alltag, die die fachliche Darstellung veranschaulichen. Notieren Sie diese.

Informationstext

Aus dem bereits eingangs vorgestellten „Rocky- Experiment“ lässt sich schlussfolgern, dass die beobachteten und erwarteten Konsequenzen einer Handlung wesentlich das weitere Verhalten bestimmen. Zentral ist die gedankliche Vorwegnahme der möglichen Folgen eines Verhaltens. Bandura unterscheidet vier Arten solcher Konsequenzen, die entweder den Beobachter oder das Modell betreffen:

Externe Bekräftigung, d.h. wenn eine Person für eine Handlung eine angenehme Konsequenz erfährt bzw. eine Unangenehmes verhindert.

Exemplifikation: Max beobachtet seine Schwester dabei, wie diese mit Hilfe eines Stuhls an die Keksdose herankommt, die auf dem Küchenschrank steht und ahmt dieses Verhalten nach. Als externe Bekräftigung seines Verhaltens kommt er auch an die Kekse und nimmt sich einen. Das unangenehme Hungergefühl verschwindet.

Stellvertretende Bekräftigung, d.h. wenn man eine Person beobachtet, die für ihr Verhalten eine Belohnung erhält bzw. mit diesem Verhalten unangenehme Folgen vermeiden kann.

Exemplifikation: Im Fernsehen beobachtet ein Jugendlicher einen jungen Mann, der mit seinem Verhalten sehr erfolgreich bei Frauen ist. Er ist somit geneigt, die beobachteten Verhaltensweisen in seinem persönlichen Umfeld ebenfalls umzusetzen.

Direkte Selbstbekräftigung, d.h. wenn sich eine Person nach dem Erreichen einer persönlichen Zielsetzung selbst für ihr eigenes erfolgreiches Verhalten belohnt.

Exemplifikation: Nachdem sie lange Zeit auf die Abschlussprüfung gelernt hatte und deswegen kaum mehr ausgegangen war, belohnt sich die VIBOS-Absolventin mit einem Wochenende auf einem Festival.

Stellvertretende Selbstbekräftigung, d.h. wenn man eine Person beobachtet, die sich für ihr erfolgreiches Handeln selbst belohnt.

Exemplifikation: Als Schwester der ViBOS-Absolventin sehen Sie, wie sich diese für ihr erfolgreiches Lernen mit einem Festivalwochenende belohnt. Dies motiviert Sie dazu, Ihr Lernverhalten ähnlich zu gestalten.

Die Konsequenzen von Verhalten beeinflussen somit, wie schon beim operanten Konditionieren, auch beim Modelllernen das weitere Verhalten. Während jedoch die Folgen eines Verhaltens in den Konditionierungstheorien eine notwendige Bedingung für Verhaltensänderungen darstellen, versteht Bandura hierunter lediglich förderliche Faktoren. Modelllernen findet schließlich auch statt, wenn Bekräftigungen von außen fehlen.

Ausgehend von den Beobachtungen zum Einfluss von Bekräftigungen auf weiteres Verhalten unterscheidet Bandura weiterhin folgende vier Effekte, die die Beobachtung eines Modells bewirken kann:

Modellierender Effekt, d.h. durch die Beobachtung von Vorbildern werden neue Einstellungen und Verhaltensweisen gelernt, die dann in einer adäquaten Situation abgerufen werden. In der Regel handelt es sich dabei jedoch nicht um eine 1:1- Kopie, sondern das Beobachtete wird in die bereits bestehenden Wissensbestände bzw. das vorhandene Verhaltensrepertoire integriert und mit Bestehendem kombiniert.

Enthemmender Effekt, d.h. mit der Beobachtung, dass ein Modell für sein Verhalten belohnt wird bzw. bei einem Verhalten negative Konsequenzen ausbleiben, sinkt die Hemmschwelle, ein ähnliches Verhalten zu zeigen. Der enthemmende Effekt bezieht sich dabei auf bereits gespeicherte Erlebens- bzw. Verhaltensweisen, die jedoch bisher aus „hemmenden“ Gründen nicht zur Anwendung kamen.

Hemmender Effekt, d.h. die Bereitschaft ein Verhalten zu zeigen sinkt, wenn ein ähnliches Verhalten eines Modells zu negativen Konsequenzen führt.

Auslösender Effekt, d.h.  durch das Verhalten eines Modells sehen sich Menschen veranlasst, dieses unmittelbar nachzuahmen. Auch dabei ist das Verhalten nicht neu.

ExemplifikationIn der Aneignungsphase könnte ein Kind ein anderes Kind auf der Straße beobachten, wie dieses bitterlich weint, um von der Mutter Bonbons zu bekommen. Das Kind, welches dieses Verhalten aufmerksam verfolgt hat, speichert dieses nun in seinem Gedächtnis. In der Ausführungsphase wägt das Kind nun ab, ob es sinnvoll ist, die erlernte Verhaltensweise zu zeigen. Kommt es zu einem positiven Ergebnis, so wird das Verhalten gezeigt.

  • Da eine neue Verhaltensweise erlernt wurde, würde man von einem modellierenden Effekt sprechen.
  • Wäre das oben genannte Beispiel eine Situation, die das Kind bereits kennt, so käme es bei Misserfolg des Modells zu einem hemmenden und bei Erfolg zu einem enthemmenden Effekt.
  • Ebenso könnte aber auch ein auslösender Effekt hervorgerufen werden, dann würde das Kind bei Beobachtung des anderen Kindes ebenfalls (gleich) anfangen zu weinen, damit es Bonbons von seiner Mutter bekommt.