1. Axiom – Über die Unmöglichkeit, nicht zu kommunizieren
Lernsituation: „SMV-Ecke „
In der SMV-Ecke haben Sie folgende Situation zwischen drei Schülern/-innen beobachtet:
Anton: Anton sitzt bereits im SMV-Eck der Schule und ist in sein Handy vertieft. Er möchte auf gar keinen Fall mit jemand reden. Er hat für heute die Nase voll von der Schule.
Tobi: Er hat heute noch viel zu erledigen (Hausaufgaben, Lernen, Arbeitsblätter sortieren). Tobi betritt das SMV-Eck, grüßt aber Anton nicht. Nachdem er sich zügig seiner Sachen entledigt hat und stillschweigend neben Anton platz nimmt, beginnt er zu arbeiten.
Laura: Sie betritt nach kurzer Zeit fröhlich das Schülereck und grüßt freundlich alle Anwesenden. Sie nimmt bei den anderen platz und fixiert die Anwesenden mit ihren Blicken. Da Laura sich in den Pausen stets furchtbar langweilt und die Stille des SMV-Ecks nicht mag, beginnt sie ein Gespräch mit Beiden. Sie ist dabei auch etwas aufdringlich. Laura versucht ein Gespräch anzukurbeln und redet über die letzte Deutsch-Schulaufgabe, über die unfreundliche Lehrerin der letzten Stunde und dann erzählt sie den beiden Jungs von ihren Aufgaben, die sie heute noch alle erledigen muss.
Anton: Er ignoriert nicht nur Tobi, der ihn sowieso nicht gegrüßt hat, sondern auch Laura, da er auf gar keinen Fall ein Gespräch von anderen annehmen möchte.
Tobi: Er geht nur widerwillig auf das Gespräch von seiner Mitschülerin ein. Er versucht deshalb das aufgezwungene Gespräch so schnell wie irgendwie möglich abzuwürgen. Tobi betont nun öfters, dass er keine Zeit hat. Er wendet sich ab und versucht die Themen gleich wieder zu beenden. Zum Teil regiert er genervt und relativiert die Aussagen von Laura. Sie soll anscheinend verstehen, dass er nichts von diesen Themen hält. Letztendlich würgt er das Gespräch mit einer kleinen Notlüge ab, in dem er meint, er hat starke Kopfschmerzen und brauche deshalb Ruhe.
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Sie fragen sich, weshalb diese Situation so merkwürdig für alle beteiligten Personen abgelaufen ist.
Da Sie gerade im PP-Unterricht das Thema Kommunikation behandeln, wissen Sie, dass gerade eine erfolgreiche Kommunikation essentiell für das soziale Miteinander ist. Sie beschließen daraufhin Ihre Mitschüler/-innen an der VIBOS für Ihr Kommunikationsverhalten mehr zu sensibilisieren,
Sie wollen die anderen dazu bewegen, auf sich und ihr Verhalten zu achten und erstellen gemeinsam mit Ihren Klassenkameraden „Kommunikationstipps to go!“. Einen hilfreichen Ansatz bietet Ihnen hierbei die Kommunikationstheorie von Paul Watzlawick und seinen Mitarbeitern.
Aufgaben:
2. Informieren Sie sich dazu zunächst über das 1.Axiom nach Paul Watzlawick und fassen Sie die wichtigsten Informationen auf den Aushang zusammen.
3. Fixieren Sie nun die beobachteten Störungen mit aussagekräftigen Schlagworten in der Tabelle. Überlegen Sie anschließend, welche Folgen dieses Verhalten mit sich bringt.
| Störung der Kommunikation | Folge | Beispiele aus dem SMV-Eck |
| widerwilliges Annehmen… | ||
4. Zeigen Sie anschließend auf, wie nach dem 1.Axiom erfolgreich kommuniziert werden kann und halten Sie nun Ihre wichtigsten „Tipps to go“ auf dem Aushang fest!
6. Reflektieren Sie das heute Gelernte! Haben Sie auch schon einmal eine mögliche Störungen nach dem 1.Axiom hervorgerufen? In welchen Situationen geschieht das?
Informationstext
Man kann in einer sozialen Situation nicht nicht kommunizieren.
Da Kommunikation nicht nur durch Worte stattfindet, hat jedes Verhalten in der Gegenwart einer anderen Person den Charakter einer Mitteilung. Für Verhalten gibt es kein Gegenteil, denn man kann sich nicht nicht verhalten. Man kann sich somit einer Kommunikation also nicht entziehen, denn jedes Verhalten hat in der Gegenwart anderer Personen Mitteilungscharakter. Handeln oder Nichthandeln, Worte oder Schweigen, all dies beeinflusst andere und diese anderen können ihrerseits nicht nicht auf diese Kommunikation reagieren. Sie kommunizieren automatisch selbst. Man kann somit auch nicht behaupten, dass Kommunikation nur dann stattfindet, wenn sie absichtlich oder bewusst ist.
Jede Person, die diesen Grundsatz nicht befolgt, indem sie glaubt nicht kommunizieren zu können/müssen ruft Störungen in der Kommunikation hervor.
Störungen:
- Ein widerwilliges Annehmen einer Kommunikation, die man nicht gewollt hätte, ruft Störungen hervor. Man ärgert sich über sich selbst.
Exemplifikation
Herr K. sitzt in einer U-Bahn und liest Zeitung. Er möchte nicht gestört werden. Als Frau A. die U-Bahn betritt sieht sie Herrn K. und möchte gerne mit ihm eine Unterhaltung beginnen. Sie spricht ihn an. Herr K. kann nun diese Kommunikation annehmen, wird aber vermutlich verärgert sein, da er gegen sein eigentliches Ziel (Zeitung lesen) handelt.
- Die Kommunikation wird vom Kommunikationspartner übergangen/ignoriert (durch Schweigen, Nicht-Antworten oder Nicht-Eingehen auf das, was der Partner sagt). Auch dadurch macht der Kommunikationspartner eine Aussage (z.B. „ich kann dich nicht leiden“).
- Auch eine einseitige Beendigung der Kommunikation ist als direkte Abweisung zu verstehen. Sie muss zum einen vom anderen interpretiert werden, zum anderen hat der Gesprächspartner nicht mehr die Möglichkeit weiterhin seine Kommunikationsziele zu verfolgen. Dies führt deshalb häufig zu Störungen
- Eine direkte Abweisung, durch die man dem anderen implizit zu verstehen gibt, dass man nichts mit ihm zu tun haben will, führt oft zu Kränkungen.
Exemplifikation
Herr K. könnte auch zu Frau A. sagen: „Bitte lassen sie mich in Ruhe.“ Dies wäre eine direkte Abweisung die vermutlich zu einer Verärgerung/Kränkung bei Frau A. führen würde.
- Die Entwertung der Aussagen des Partners durch. häufige Themenwechsel, Unkonzentriertheit, Bagatellisierung führt dazu, dass sich der Gesprächspartner selbst entwertet fühlt. Es bedeutet somit eine Entwertung der Aussage und der Person des Anderen.
- Flucht in Symptome, also das Vortäuschen von Symptomen wie Stress oder Kopfschmerzen, wollen eine Kommunikation einseitig beenden und führen bei häufigem Gebrauch zu Störungen.