Grundlagen und Merkmale der Wahrnehmung
Aufgaben:
1. Informieren Sie sich mit Hilfe des Informationstextes über die Grundlagen und Merkmale der Wahrnehmung.
2. Erstellen Sie eine anschauliche Übersicht zu den Voraussetzungen und Merkmalen der Wahrnehmung.
Informationstext
Grundlegend für die Psychologie der Wahrnehmung bleibt das tiefgehende Rätsel, wie aus physikalischer Energie letztlich psychische Erfahrungen entstehen können. Wie also etwa aus Licht unterschiedlicher Wellenlänge die Empfindung von unterschiedlichen Farben in Form eines Regenbogens entstehen kann.
Damit die Wahrnehmung funktioniert, müssen verschiedene Bedingungen bzw. Voraussetzungen gegeben sein:
- Die Art des Reizes muss zur Beschaffenheit des Sinnesorgans passen. Dabei nehmen wir nicht physikalische oder chemische Prozesse wahr, sondern verarbeiten diese in unserem Nervensystem in einer ganz bestimmten Art und Weise. Sie werden so umgeformt, dass wir Personen, Farben, Töne, Gerüche etc. wahrnehmen.
Exemplifikation:
Man betrachtet ein Bild. Die Lichtwellen passen als Reiz zum Sinnesorgan Auge. Wir nehmen dabei keine Lichtwellen wahr (obwohl diese auf das Sinnesorgan treffen), sondern sehen verschiedene Farben, die in uns ein Erleben hervorrufen.
- Die absolute Schwelle der Wahrnehmung muss überschritten sein. Es handelt sich dabei um eine Mindeststärke eines Reizes, die gegeben sein muss, damit der Reiz gerade noch wahrgenommen werden kann. Reize, die dieser Stärke qualitativ nicht entsprechen, d.h. zu schwach sind, sind nur schwer oder überhaupt nicht mehr wahrnehmbar. Diese gelten dann als unterschwellig.
Exemplifikation:
Die ungefähren Schwellen vertrauter Ereignisse (individuelle Abweichungen sind möglich) beschreibt Zimbardo wie folgt:
- Licht: Die Flamme einer Kerze kann man auf etwa 50 km Entfernung in einer dunklen, klaren Nacht erkennen.
- Schall: Das Ticken einer Uhr ohne Umgebungsgeräusche ist aus etwa 6 Metern Entfernung wahrzunehmen.
- Geschmack: Ein Teelöffel Zucker auf etwa 7,6 Litern Wasser lässt sich schmecken.
Quelle: Absolutschwelle, CC-BY-SA 3.0, https://de.wikipedia.org/wiki/Absolutschwelle (19.07.18)
- Die Schmerzschwelle der Wahrnehmung darf nicht überschritten werden. Demnach darf die Stärke eines Reizes nicht zu stark sein, da die Reize in diesem Fall ebenfalls nicht mehr differenziert erfasst werden können.
Exemplifikation:
Zu grelles Licht, zu laute Musik, zu viel Salz bzw. Schärfe im Essen, aber auch zu starke Schmerzen, machen eine differenzierte Verarbeitung der Reize unmöglich.
- Da wir immer einer Vielzahl von Reizen ausgesetzt sind, nehmen wir nur eine bestimmte Auswahl von dem, was objektiv an Reizen auf uns einströmt, wahr. Dies liegt daran, dass der Mensch nur eine eingeschränkte Aufnahmekapazität besitzt. Reize, die wahrgenommen werden wollen, müssen somit innerhalb der gegebenen Aufnahmespanne liegen.
- Hiermit eng zusammen hängt die Tatsache, dass wir eine Auswahl von Reizen treffen, die nicht zufällig ist. Welche Reize wir wahrnehmen ist unter anderem abhängig von unserer Aufmerksamkeit, gegebenen Interessen und den Auffälligkeiten, die die Reize mit sich bringen.
Exemplifikation:
Unterhalten wir uns in einem lauten Restaurant mit einer Person an einem Tisch, so nehmen wir nur die Worte dieser für uns bedeutsamen Person, nicht aber das Gespräch an den Nebentischen wahr.
- Wahrgenommen werden Reize, die einen Aufforderungscharakter besitzen und unsere Aufmerksamkeit erregen.
Von kawu, CC BY 3.0 de, Link
Weitere Merkmale der Wahrnehmung
Betrachtet man die Wahrnehmung als solches, wird weiterhin schnell klar, dass die Wahrnehmung nur selten über lediglich ein Sinnesorgan abläuft.
Exemplifikation:
Wenn wir eine Person das erste Mal sehen, nehmen wir über die Augen ihr äußeres Erscheinungsbild wahr, über die Nase riechen wir den Körpergeruch, wir hören den Klang der Stimme usw. Dadurch verläuft die Informationsaufnahme effektiver.
Auch gewöhnen wir uns an gleichbleibende Reize in unserer Umgebung (Habituation) und nehmen diese nicht mehr bewusst wahr.
Exemplifikation:
So riechen wir in einem Klassenzimmer, in dem wir uns seit einigen Minuten befinden, den Schweiß der Mitschüler weniger stark, als wenn wir das Zimmer gerade betreten.