Begriff und Komponenten Emotionen
Warum verhält der Mensch sich in bestimmten Situationen auf eine bestimmte Art und Weise? Die Ursachen für ein Verhalten sind nur selten ausschließlich in rationalen Denkvorgängen zu finden. Vielmehr sind es die Empfindungen und Bedürfnisse, die psychischen Kräfte, die ein Erleben bzw. Verhalten in Gang setzen.
Aufgaben:
1. Erinnern Sie sich an einen stark emotionalen Moment Ihres Lebens (z.B. große Freude über eine gute Nachricht, Ekel bei einer verdorbenen Speise, Angst in einer (Prüfungs-) Situation, o.ä.). Notieren Sie alle Aspekte, die Sie an sich selbst in diesem Augenblick feststellen konnten.
2. Informieren Sie sich mit Hilfe des Informationstextes über den Begriff und die Komponenten von Emotionen.
3. Fixieren Sie die relevanten Inhalte schriftlich.
Informationsmaterial
Im Alltagssprachgebrauch wird der Ausdruck „Emotion“ wird nicht selten synonym zu dem Begriff „Gefühl“ verwendet. Für die Psychologie ist eine derartige Gleichsetzung zu ungenau, da das Gefühl nur eine von insgesamt drei Komponenten dieses Begriffes tangiert.
–> Tatsächlich äußern sich Gefühle auch in messbaren körperlichen (physiologischen) Veränderungen wie beispielsweise der Herzfrequenz, dem Blutdruck, der Muskelanspannung, der Schweißdrüsenaktivität, der Atmung oder Magen- und Darmtätigkeiten. Solche rein körperlichen Symptome können von unterschiedlicher Intensität sein und entsprechend als Erregung bzw. Anspannung oder als Beruhigung bzw. Entspannung erlebt werden.
Exemplifikation:
Im Fall einer bevorstehenden wichtigen Prüfung bemerken viele Menschen körperliche Veränderungen. Die Hände sind feucht und zittern leicht, man beginnt zu schwitzen, atmet schneller und kann vielleicht nichts mehr essen, da man einen Druck in der Magengegend verspürt. Je näher der Prüfungszeitpunkt rückt, umso intensiver erlebt man die Symptome und deutet sie als negative Anspannung.
–> Es wird deutlich, dass sich Emotionen auch in psychischen Prozessen äußern. Man wird sich des momentanen Ich-Zustandes, d.h. dem Herausgerissensein aus dem normalen Erregungsniveau und der physischen Veränderung, bewusst, was die Wahrnehmung und auch das Denken verändert. Die körperliche Erregung wird dann quasi im Nachhinein z.B. als Prüfungsangst interpretiert und als angenehm bzw. unangenehm bewertet. Andere körperliche Veränderungen, wie z.B. eine erhöhte Atemfrequenz nach einem Sprint, werden nicht als Gefühl eingestuft.
Exemplifikation:
Prüfungsängstliche Schüler interpretieren die wahrgenommenen körperlichen Symptome als negative Aufregung und Angst vor der Prüfung. Ihnen „schlägt das Herz bis zum Halse“ und sie empfinden diese Veränderungen als unangenehm. Ein Lampenfieber vor einem lang herbei gesehnten Auftritt hingegen, kann auch als positive Emotion i.S.v. Vorfreude gedeutet werden.
–> Komplett wird die Betrachtung des Begriffs der Emotionen mit dem Bewusstsein darüber, dass Emotionen nicht nur ein Ich-Zustand sind, sondern auch das Verhalten des Menschen beeinflussen. Emotionen können ein Verhalten auslösen und steuern. Sie können eine Art schöpferische Kraft darstellen sowie die Leistungsbereitschaft aktivieren und damit die Leistungsfähigkeit erhöhen. Gefühle können Verhalten aber auch negativ beeinflussen, indem sie Aktivitäten verlangsamen, ein Vermeidungsverhalten auslösen oder auch zu passivem Verhalten führen.
Exemplifikation
Der Schüler mit Prüfungsangst versucht sich zu beruhigen, indem er für sich alleine auf dem Pausenhof herumläuft und sich ruhig Mut zuspricht (=Beeinflussung des Verhaltens). Er schafft es dadurch, etwas ruhiger zu werden, und der nun erreichte mittlere Erregungsgrad bringt ihn zu einer hohen Konzentrationsleistung während der Prüfung (=Leistung wird erhöht). Ein anderer Schüler könnte die Angst hingegen als Anlass nehmen, um den Prüfungstermin durch eine kurzfristige Krankmeldung zu verschieben (=Vermeidungsverhalten).
Die oben aufgeführten beispielhaften Ausführungen zur Prüfungsangst verdeutlichen, dass die drei Komponenten in einer steten Wechselbeziehung stehen. Die Veränderung einer Komponente geht mit der Veränderung der anderen Komponenten einher. So bleiben körperliche Veränderungen nicht ohne psychische Bewertung. Zugleich ist es jedoch möglich, die körperlichen Veränderungen durch den reflektierten Einsatz von z.B. Entspannungstechniken abzuschwächen, und eine Neubewertung vorzunehmen.
Ebenfalls widersprochen werden muss der im Alltagssprachgebrauch häufig verwendete Gleichsetzung der Begriffe „Emotion“ und „Stimmung“. Denn während Emotionen relativ intensive, aber eher kurzanhaltende Reaktionen auf eine konkrete, subjektiv bedeutsame Situation darstellen, sind Stimmungen weniger intensiv, langanhaltender und nicht auf ein Ereignis bezogen. Zwischen konkreter Prüfungsangst und einer allgemein ängstlichen Grundhaltung besteht somit ein Unterschied.
Alle Aspekte zusammengefasst können Emotionen nun wie folgt definiert werden:
Emotionen sind kurzlebige psychologisch-physiologische Phänomene, die der Anpassung an sich wandelnde Umweltbedingungen dienen. Grundlage hierfür sind die auf den körperlichen Veränderungen und psychischen Vorgängen basierenden Verhaltensänderungen des Menschen.
(Stangl, 2018, Stichwort: ‚Emotion‘. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. Quelle: http://lexikon.stangl.eu/1058/emotion/ (2018-08-06), für Lehrbuchzwecke ergänzt)