Probleme des Kindergartens

Das Vorurteil „Die spielen, basteln und betreuen die Kinder nur“ hält sich hartnäckig in den Köpfen der Gesellschaft (DKLK-Studie 2017). ErzieherInnen und KinderpflegerInnen sehen sich immer wieder mit diesen Aussagen konfrontiert, müssen sich rechtfertigen und damit ihre pädagogische Arbeit verteidigen. Vielleicht kommen auch Sie einmal in die Situation, diesen Sachverhalt zu klären.

Aufgaben:

1. Informieren Sie sich über die Probleme des Kindergartens.

2. Erstellen Sie eine Übersicht/mögliche Einteilungsform der Probleme.

3. Überlegen Sie, ob es Schwierigkeiten gibt, die stärker ins Gewicht fallen.

4. Reflektieren Sie mögliche Strategien, die diese Probleme reduzieren können. Leiten Sie konkrete Handlungsmöglichkeiten ab.

5. Am Thema interessiert? Dann finden Sie hier weitere Informationen zum Selbststudium in der DKLK- Studie 2017.

Informationstext zu den Problemen des Kindergartens:

Kinder werden von ihren Erziehungsberechtigten (meistens den Eltern) in der heutigen Gesellschaft oft frühzeitig im Kindergarten angemeldet. Das pädagogisch geschulte Fachpersonal erfüllt dort die rechtlichen Vorgaben und plant die Arbeit auf der Grundlage des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplanes. Dass die pädagogische Arbeit aber nicht frei von Problemen und Schwierigkeiten ist, wird allen, die mit der sozialpädagogischen Institution Kindergarten zu tun haben, d.h. Erzieher, Eltern, Träger usw., aber häufig sehr schnell bewusst.

So ergibt sich eine Vielzahl an Problemen, die auf äußere Rahmenbedingungen zurückzuführen sind. Bauliche Gegebenheiten wie kleine Gruppenräume, ein nicht vorhandener Turnraum oder ein Vorraum, den sich mehrere Gruppen teilen müssen sind hier auszugsweise zu nennen.

Ein mit dieser Problematik einhergehender Aspekt ist sicherlich, dass es in der Praxis aufgrund von Überfüllung nicht selten zu große Kindergartengruppen gibt. In der Regel bilden ca. 25 Kinder eine Kindergartengruppe, welche aus unterschiedlichsten Lebenssituationen, Wohnverhältnissen und Schichten kommen. Doch auch solche Gruppen werden oft noch weiter aufgefüllt, „Notplätze“ werden belegt und weitere Kinder im Laufe eines Jahres integriert. Dass das ein Problem ist, wird ersichtlich, wenn man sich den Personalschlüssel vor Augen führt. Die Gruppen werden von einer Erzieherin und einer Kinderpflegerin betreut. Gelegentlich unterstützen auch Praktikanten das pädagogische Personal, welche jedoch zugleich erst einmal angeleitet werden müssen. Dadurch, dass die Gruppen heutzutage zunehmend Kinder mit Migrationshintergrund mit verschiedenen Nationalitäten umfassen, die teilweise erhebliche sprachliche Probleme haben, wird das Problem der Gruppengröße massiv verstärkt.

Teil dieses Problembereiches können auch Schwierigkeiten sein, die sich aufgrund von Unterschieden in den Wertvorstellungen zwischen Eltern, Erziehern und dem Träger einer Einrichtung ergeben. Als Einrichtungen der Jugendhilfe haben Kindergärten die Aufgabe, Eltern bei ihren erzieherischen Aufgaben zu unterstützen. Die gesetzlichen Regelungen berücksichtigen dabei auch die unterschiedlichen Interessen der Eltern. Diese sollen einen Kindergarten auswählen können, der ihren eigenen Wertvorstellungen entspricht.

Ganz frei ist die Wahl der richtigen Einrichtung meistens jedoch nicht. Oftmals ist es nicht der Kindergarten mit der passenden pädagogischen Konzeption, sondern aus rein pragmatischen Gründen der nächst gelegene, auf den die Wahl fällt. Dies ist dann oft eine konfessionelle Einrichtung, in der die religiöse Erziehung und Bildung elementare Bestandteile der pädagogischen Arbeit sind. Probleme können entstehen, wenn das Weltbild bzw. das Wertesystem des Trägers, des Personals und der Erziehungsberechtigten stark voneinander abweichen.

Neben dem Problembereich der äußeren Bedingungen, lassen sich aber natürlich auch Schwierigkeiten im direkten Umgang mit den Kindern feststellen.

ErzieherInnen berichten in Praxisgesprächen von einer zunehmenden Anzahl an Kindern, die Verhaltensauffälligkeiten oder Entwicklungsverzögerungen zeigen. Fakt ist, dass Kinder, die aus unterschiedlichen sozialen Schichten kommen, auch von unterschiedlichen Werthaltungen geprägt sind. Sie haben von Natur aus verschiedenen Voraussetzungen im geistigen, emotionalen und sozialen Bereich und unterschiedliche Bedürfnisse, die eine fachkompetente und individuelle Betreuung des pädagogischen Personals nötig machen.

Neben den bereits aufgezeigten Problembereichen öffnet sich in der täglichen Arbeit ein weiterer Bereich: Es können Probleme bei der Zusammenarbeit mit den Eltern entstehen.

Diese Probleme können darin begründet liegen, dass im Kindergarten ein anderer Erziehungsstil vertreten wird als im jeweiligen Elternhaus. Diese Differenz wird in der Praxis relativ schnell erkannt, wenn sich Kinder im Kindergarten schnell zurückziehen oder sich äußerst kontaktscheu oder introvertiert verhalten. Ebenso kann es aber auch sein, dass sie mit Aggressivität reagieren, um damit Aufmerksamkeit zu erhalten. Tatsächlich wissen die Kinder dann oftmals nicht, was richtig oder falsch ist. Das, was bei den Eltern erlaubt wird (z.B. während des Mittagessens hin- und herlaufen), wird von der Erzieherin nicht geduldet. Sie sind aufgrund der unterschiedlichen Erziehungsstile verwirrt.

Weiterhin können die hohen Erwartungen der Eltern an den Kindergarten ein Problem darstellen.  Die Berufstätigkeit der Eltern lässt Erwartungen an die pädagogische Institution wie selbstverständlich wachsen. Dies beginnt schon z.B. bei den Öffnungszeiten oder Ferienregelungen, die Erzieherinnen oft nicht erfüllen können. Eltern akzeptieren Schließtage der Einrichtung schwer und verstehen „Brückentage“ nicht, oder akzeptieren sogenannte „Konzeptionstage“ kaum. Dass diese aber nötig sind, damit die Fachkräfte Urlaub abbauen und damit auch der Träger seiner Fürsorgepflicht für das Personal nachkommt, ist schwer vermittelbar. Schließlich soll im Kindergarten nicht selten ausgleichen werden, was in der Familie nicht mehr geleistet werden kann. So wünschen Eltern beispielsweise – wie oben beschrieben – den Abbau von Verhaltensauffälligkeiten ihrer Kinder. Ein echter Teufelskreis.

Im Zuge der zunehmenden gesellschaftlichen Bedeutung von Bildung fürchten immer mehr Eltern, dass ihre Kinder nicht ausreichend gefördert werden. Es ist vielen Eltern heutzutage ganz wichtig, dass ihre Kinder möglichst schnell „schulfit“ gemacht werden – das freie Spiel wird dabei in seiner Bedeutung schnell hintenangestellt. Mit derartigen Äußerungen erzeugen Eltern für die Erzieherinnen einen erhöhten Leistungsdruck – sowohl was die Förderung der Kinder, aber auch die Aufklärung der Eltern über die eigentlichen Bedürfnisse von Kindergartenkindern angeht. Eltern schauen genau auf die Bildungsangebote der Einrichtung, und Mitarbeiter müssen sich rechtfertigen.

Im Gegenzug kann sich aber auch ein offensichtliches Desinteresse der Eltern an der pädagogischen Arbeit als Problem in der Zusammenarbeit mit den Eltern erweisen. Immer wieder gibt es Eltern, die Elternabende meiden, an Informationsveranstaltungen nicht teilnehmen oder die Arbeit der Pädagogen hemmen, weil Entwicklungsgespräche immer wieder verschoben werden.  Dies erschwert die Umsetzung des Erziehungs- und Bildungsauftrages und steht der vorgeschriebenen Elternarbeit entgegen. Häufig werden Schwierigkeiten der Kinder im häuslichen Umfeld verursacht – Elternarbeit wäre auch hier eine Voraussetzung, um diese Schwierigkeiten zu lösen.