Merkmale von Bildung

Aufgaben:

1. Informieren Sie sich über den Begriff und die Merkmale von Bildung.

2. Fixieren Sie die zentralen fachlichen Inhalte in Ihren Unterlagen.

3. Reflektieren Sie an einem eigenen konkreten Beispiel Ihre persönlichen Bildungsprozesse.

4. Setzen Sie sich kritisch mit der Schule als Bildungsinstitution auseinander. Ziehen Sie hierzu auch Informationen aus dem folgenden Beitrag heran.

Informationsmaterial

Spätestens seit den vermeintlich desaströsen Ergebnissen der PISA-Studie im Jahr 2000 ist der Bildungsbegriff in nahezu aller Munde. Reformen der Lehrerbildung, die Etablierung von Bildungsplänen im Vorschulbereich… Aktionismus auf verschiedenen Ebenen mit dem Ziel, die Testergebnisse zu verbessern – mit unterschiedlichen Ergebnissen.

Aber sprechen die Ergebnisse der PISA- Studie tatsächlich für den Bildungsstand der 15-jährigen Teilnehmer? Was ist Bildung überhaupt? Nun, Einigkeit darüber, wie sich dieser komplexe Begriff definieren lässt, gibt es jedenfalls nicht: Interviewreihe “Was ist Bildung für Sie?”

Und obwohl die Vielfalt der aufgezeigten Vorstellungen durchaus seine Berechtigung hat, wird über kaum ein Thema häufiger gestritten. Schließlich sind die Anforderungen auch hoch, denn Bildung soll

  • die Persönlichkeit entwickeln und ein erfülltes Leben ermöglichen,
  • gut ausgebildete Fachkräfte für den Arbeitsmarkt bereitstellen und unsere Wirtschaft wettbewerbsfähig halten,
  • soziale Unterschiede ausgleichen und die Zukunftschancen aller Menschen verbessern,
  • Frieden und Demokratie sichern und
  • unser kulturelles Wissen über die Generationen weitergeben.

http://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/zukunft-bildung/145147/was-ist-bildung

Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, wird rasch deutlich, dass Bildung mehr sein muss, als reine Wissensvermittlung. Vielmehr geht es einerseits vor allem um den Menschen und seine Persönlichkeitsentwicklung als solche. Aber andererseits auch um den Menschen im Kontext der ihn umgebenen Gesellschaft, wobei dieser durch Bildung zu einem aktiven, die geltenden Werte sichernden Teilnehmer „herangebildet“ werden soll. Ein Prozess, der nicht mit dem Erreichen eines bestimmten Alters abgeschlossen sein kann.

Ausgehend von einer komplexen literarischen Grundlage sollen folgende Merkmale von Bildung hervorgehoben werden:

 – Bildung ist der Prozess der Erschließung der Welt für den Menschen. Geschult werden innere Kräfte sowie Kenntnisse und Fertigkeiten.

– Bildung ist der Prozess der Erschließung des Menschen für die Welt. Bildung erfüllt somit auch einen gesellschaftlichen Nutzen und ist damit politisch.

– Grundlage der Bildung ist die aktive Auseinandersetzung mit der Welt. Dies geschieht durch Selbstbildung (möglichst lebenslang) als auch durch Dritte (planmäßiger Unterricht).

 – Bildung ist nicht nur ein Prozess, sondern auch dessen Ergebnis. Das Ergebnis von Bildung ist der verantwortliche Umgang mit der Welt und dem eigenen Leben ohne Fremdbestimmung sowie die Entfaltung der eigenen Individualität.

– Bildung wird durch Erziehung angeregt und unterstützt, muss sich jedoch am Menschen selbst vollziehen (durch eigene Denkprozesse und Handlungen). Es handelt sich um einen rein subjektiven Vorgang.

In Anlehnung an:
Textor, Martin R.: Bildung, Erziehung, Betreuung. www.kindergartenpaedagogik.de/127.html (14.08.2018)
Hobmair, Hermann: Pädagogik/ Psychologie für die Berufliche Oberschule. Band 1. 4. Auflage, Bildungsverlag EINS, Köln 2017, S. 158-160

Exemplifikation

– Bildung unterstützt den Menschen dabei, sich die Welt zu erschließen: Durch Spracherziehung im Kindergarten können die Kinder zunehmend mehr Dinge der Umwelt bzw. auf sich selbst bezogen benennen (Gegenstände, Gefühle, Bedürfnisse…). Die macht sie stolz und hilft ihnen, aktiv teilzuhaben.

– Bildung erfüllt einen gesellschaftlichen Nutzen, denn er erschließt den Menschen für die Welt: Kinder drücken sich über Sprache aus, werden so auch für andere leichter richtig wahrnehmbar/ einschätzbarer. So können sie Bedürfnisse ansprechen, statt unkonkret zu schreien.

– Bildung erfordert die aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt: Kinder müssen die Bedeutung von Wörtern erfahren (warm, kalt, weich, spitz, laut, leise…), anstatt sie bloß gesagt zu bekommen. Dies verlangt Offenheit für neue Erfahrungen sowie gezielte pädagogische Angebote.

– Bildung ist nicht nur ein Prozess, sondern auch dessen Ergebnis: Kinder verfügen über die Sprache als Medium, können sich angemessen mitteilen und selbstbestimmter mit anderen kommunizieren und interagieren. Bedürfnisse anderer können erfasst und zum Ausdruck gebracht werden.

– Bildung wird durch Erziehung angeregt und unterstützt, muss sich jedoch am Menschen selbst vollziehen: Angebote zur Spracherziehung/ Sprachspiele im Kindergarten sollen die Kinder zum bewussten Sprachgebrauch anregen. Den Transfer erlernter Wörter in andere Lebensbereiche muss das Kind selbst vollbringen.

Bildung wird letztlich verstanden als Entfaltungsvorgang eines Individuums, als eigentlicher Prozess der Menschwerdung, als Entwicklung der Persönlichkeit infolge zielgerichteter Unterrichtung einerseits, und als Ergebnis der Entwicklung, als Grad der Persönlichkeitsentfaltung, als Zustand der Selbstverwirklichung des Menschen andererseits.

Stangl, W. (2018). Stichwort: ‘Bildung’. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. WWW: http://lexikon.stangl.eu/12806/bildung/ (2018-08-14)