Bindungsbegriff

Bindung („attachment“) = ist ein lang andauernde, stark emotionale, stabile Beziehung zu ständig verfügbaren Bezugspersonen, die nicht ohne weiteres austauschbar sind.

Die bekanntesten Bindungsforscher sind:

  • John Bowlby – Phasen der Bindungsentwicklung
  • Harry Harlow – „Affen-Experiment“
  • Paul Baltes – Theorie der Lebensspanne
  • Mary Ainsworth – erhärtete Bowlbys Bindungstheorie empirisch

Phasen der Bindungsentwicklung

Sowohl Bowlby als auch Ainsworth unterscheiden vier verschiedene Phasen der Eltern-Kind-Beziehung. Die Bindungsentwicklung vollzieht sich im engen Wechselspiel der Gehirnreifung und der sozialen Erfahrungen:

Vor-Bindungsphase (preattachment phase)

Mary Ainsworth bezeichnete diese Phase als Phase der unspezifischen sozialen Reaktionen

  • noch keine „wirkliche“ Bindung vorhanden
  • Verhaltensweisen sind unspezifisch (Weinen, Anschauen, Umklammern)
  • die vom Baby ausgesandten Signale sind angeboren und reflexartig
  • durch diese angeborene soziale Verhaltensweisen (Horchen, Anschauen, Schreien, Festsaugen, Umklammern und Anschmiegen) versucht es den Kontakt zu seiner Mutter herzustellen
  • vor allem gegenüber Reizen empfänglich, die von anderen Menschen aus­gehen

Phase der beginnenden Bindung oder Zielorientierung (phase of attachment in the making)

  • primäre Bindung wird jetzt mit einer Person aufgebaut, zu der der Säugling den intensivsten Kontakt hat (meist Mutter)
  • beginnt bekannte Menschen zu erkennen
  • Kind kann zwischen primärer Bindungsperson und anderen Personen unterscheiden
  • zeigt Aufregung, wenn er mit Fremdem konfrontiert wird
  • Beginn der eigentlichen Bindung

Phase der eigentlichen Bindung

  • geprägt durch den Beginn der Mobilität, der Sprache und schließlich der Selbsterkennung
  • sucht aktiv die Nähe der Pflegeperson
  • soziale Interaktionen mit der Bindungsperson läuft nun zielgerichtet
  • der Bindungsperson kann das Empfinden zunehmend mitgeteilt werden (Sprachentwicklung)
  • Trennungsangst – sogenannte „Acht-Monatsangst“ (Fremdelphase)
  • Bindung verschafft ihm Sicherheit; Bezugsperson ist eine sicher Basis

Phase der zielorientierten Partnerschaft (goalcorrected partnership)

  • Kind wird aktiver und verbringt mehr Zeit ohne Bezugsperson.
  • der soziale Radius erweitert sich
  • Differenzierung und Integration der erworbenen Bindungen –  klare Bindungshierarchie
  • jetzt möglicher Wechsel zu Vater-Kind-Bindung – mit ihm kann es sich ganz anders erfahren
  • auch Großeltern und Bezugserzieherinnen werden Wegbegleiter in die Autonomie
  • „Trotzalter“ –  emotionalen Gefühlsausbrüche
  • am Ende dieser Phase, zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr, ist das Kind zum Perspektivwechsels in der Lage und hat sein „Selbst“ stabilisiert
  • „Kindergartenreife“ – Interesse an anderen Kindern
  • „Spielfähigkeiten“ – sucht bewusst Kontakt zu anderen Kindern