1. Die Analyse des problematischen Verhaltens

Lernsituation: „Auszugs aus der psychologischen Analyse von Vickys Verhalten“

Vicky (3 Jahre), das jüngste der drei Kinder einer alleinerziehenden Mutter. Das Mädchen zeigt im Kindergarten impulsives und gewalttätiges Verhalten insbesondere gegenüber der Mutter. Seit wenigen Wochen auch gegenüber anderen Kindern Kindergarten. Sie sucht nach steiger Aufmerksamkeit der Erzieherinnen, sie zeigt keinerlei Gehorsam und ist kaum teamfähig. Sie selbst ist der Auffassung, dass sie ungeliebt ist („Keiner liebt mich“).

Treten die Wutanfälle auf wird ihr Gesicht rot und sie zittert am ganzen Körper. Dieses problematische Verhalten zeigt Vicky bei ihrer Mutter und im Kindergarten, wenn sie aufgefordert wird bestimmte Dinge zu erfüllen. Die Mutter verstärkt das problematische Verhalten (das Toben etc.), da sie es mit Aufmerksamkeit belohnt oder sie erledigt letztendlich die geforderten Aufgaben selbst. Im Kindergarten erfährt das Kind ebenso keine Konsequenz auf das problematische Verhalten. Nach Aussagen von Vicky zeigt sie das problematische Verhalten, da sie sich mehr Aufmerksamkeit von ihrer Mutter wünscht. Es kann die Annahme gestellt werden, dass sie  evtl. mehr Zeit mit ihr verbringen möchte.

Vicky hat nicht gelernt ihre Wünsche und Bedürfnisse klar zu formulieren. Weiterhin könnte sie nie gelernt haben folgsam zu sein bzw. Rücksicht auf andere zu nehmen und sie kann sich nicht alleine beschäftigen.

Die Verhaltensänderung sollte dahin gehen, dass sie sich nicht mehr aggressiv verhält, Respekt zeigt und für ihr Alter eine angemessene Selbstständigkeit aufzeigt.

Aufgaben:

1. Informieren Sie sich über die Analyseschritte des verhaltensorientierten Konzepts.

2. Fassen Sie die zentralen Erkenntnisse schriftlich zusammen.

3. Überlegen Sie, welche Bedeutung die Analyse für den weiteren Verlauf der Einzelfallhilfe hat. Notieren Sie diese.

4. Übungsaufgabe: Zeigen Sie anhand des Auszugs aus der psychologischen Analyse von Vickys Verhalten die einzelnen Schritte nach dem Sorkc-Modell auf. (Hinweis: Arbeits-3-Schritt beachten!)

Informationstext

Eine mögliche Analyse kann mithilfe des „S-O-R-K-C-Modell“ (nach Frederick Kanfer) erfolgen. Dabei wurde das operante Konditionieren (S=Stimulus; R=Response; C=Consequence) nach B.F. Skinner von Kanfer, um die kognitiven Elemente: Organismus und Kontingenz ergänzt .

Das „S-O-R-K-C-Modell“ ist demnach ein Verhaltensmodell, das fünf Bestimmungsstücke als Grundlage von Lernvorgängen beschreibt:

  1. S (Stimulus)

Damit wird eine äußere oder innere Reizsituation bezeichnet. Der Stimuli beschreibt die das Verhalten auslösenden Bedingungen.

Analysefrage: In welchen Situationen tritt das problematische Verhalten auf?

  1. O (Organismus)

Bezeichnet die individuellen biologischen und lerngeschichtlichen Ausgangsbedingungen der Person auf den Stimulus.

Analysefrage: Wie ist die Bedürfnislage des Individuums?

  1. R (Reaktion)

Das beobachtbare Verhalten, das dem Stimulus und seiner Verarbeitung im Organismus folgt wird beschrieben.

Analysefrage: Worin bestehen die problematischen Verhaltensweisen?

  1. K (Kontingenz)

Die individuelle Bewertung des Individuums
von R (Reaktion) und C (Konsequenz) wird erfasst.

Analysefrage: Wie sind die Kontingenzbedingungen ausgestaltet, d.h. unter welchen Bedingungen erfolgt eine Verstärkung?

  1. C (Konsequenz)

Erfasst, ob auf ein Verhalten Verstärkung oder Bestrafung erfolgt.

Analysefrage: Welche Konsequenzen halten das Problemverhalten aufrecht?

Das Verhalten wird bezüglich der vorausgehenden Situation und der folgenden Konsequenzen analysiert. Erst die Einbettung des Problemverhaltens in einen Gesamtzusammenhang gibt Aufschluss über dessen Auftreten.

Bevor jedoch ein konkretes Training mit der Person beginnt, muss das genaue Vorgehen geplant werden.