Widerstand

Allgemeiner Überblick

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Einführung

In Deutschland bildete sich zwischen 1933 und 1945 keine organisatorisch und ideell einheitliche Widerstandsbewegung heraus. Die weit verbreitete Abwehrhaltung gegen die NS-Ideologie und ihre Erscheinungsformen spiegelte sich in zahlreichen Einzelaktionen wider. Widerstand im Alltag begann dort, wo man sich den Umgang mit Freunden, Bekannten oder den Nachbarn nicht verbieten ließ. Mancher wanderte aus und kämpfte aus dem Exil gegen die neuen Machthaber. Andere arbeiteten zunächst mit der NS-Führung zusammen und tolerierten die Ziele zunächst wie z.B. die Mitverschwörer des 20.07.1944.

Studentischer Widerstand

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Die Weiße Rose

Angehörige dieser Widerstandsgruppe waren fast ausschließlich Studenten im Alter von 25 Jahren. Sie wuchsen in bürgerlichen Elternhäusern auf, genossen vorwiegend eine christliche Erziehung und gehörten zum Teil der Hitler-Jugend an. Aber schon bald erkannten die jungen Menschen die moralische Verwerflichkeit des Nationalsozialismus. In München, der Stadt, wo die meisten Mitglieder der Weißen Rose studierten, bildete sich um die Geschwister Hans und Sophie Scholl, Willi Graf, Alexander Schmorell und den Universitätslehrer für Musikwissenschaft Kurt Huber ein Freundeskreis. Weitere Studenten, Schüler, Lehrer, Professoren, Ärzte, Schriftsteller und Buchhändler hatten losen Kontakt zur Weißen Rose.

Führende Mitglieder der Widerstandsorganisation:
Hans Scholl, Sophie Scholl und Christoph Probst

In einer ersten Aktionsphase im Juni/Juli 1942 veröffentlichte die Gruppe vier Flugblätter der Weißen Rose in einer Auflage von jeweils etwa 100 Exemplaren. Verteilt wurden diese Flugblätter an einen kleinen Kreis ausgesuchter Adressaten, von denen die meisten Akademiker in München und Umgebung waren. Im Januar 1943 entstand ein fünftes Flugblatt. Es erschien in einer Auflage von 6000 bis 9000 Stück und tauchte in mehreren Städten Süddeutschlands und in Österreich auf.

Ab Februar 1943 unternahm die Gruppe nächtliche Aktionen, bei denen sie verschiedene Gebäude in München mit Parolen wie „Nieder mit Hitler“, „Hitler Massenmörder“ und „Freiheit“ beschriftete. Ebenfalls im Februar 1943 entstand das sechste Flugblatt der Gruppe. Es richtete sich an die Münchner Studentenschaft und forderte vor dem Hintergrund der Schlacht um Stalingrad dazu auf, sich vom nationalsozialistischen System zu befreien. Bei der Verteilung dieses Flugblatts wurden die Geschwister Scholl am 18.02.1943 in der Münchner Universität beobachtet und verhaftet. Sie wurden am 22.02.1943 zusammen mit Christoph Probst vom Volksgerichtshof unter Roland Freisler zum Tode verurteilt und noch am selben Tag hingerichtet. In einem weiteren Prozess wurden Graf, Schmorell und Huber am 19.04.1943 ebenfalls zum Tode verurteilt; auch sie wurden hingerichtet. Bis Mitte Oktober 1944 fanden noch fünf weitere Prozesse statt, bei denen Freiheitsstrafen bis zu zehn Jahren ausgesprochen wurden.

Der politisch motivierte Widerstand der Weißen Rose stellt im Bereich der Jugendopposition eine Ausnahme dar und unterscheidet sich von anderen eher unpolitischen Jugendgruppen wie z.B. den „Edelweißpiraten“ und der „Swingjugend“.

Aufgaben:

1  Welche Ziele, Motivationen und Mittel bestimmen den Widerstandskampf der Weißen Rose?

2  Welches Bild vom künftigen Deutschland zeichnet das folgende Flugblatt vom Januar 1943?

Fünftes Flugblatt der Weißen Rose
nach einem Entwurf von Hans Scholl und Alexander Schmorell mit Korrekturen von Kurt Huber:

Aufruf an alle Deutschen!

Der Krieg geht seinem sicheren Ende entgegen. Wie im Jahre 1918 versucht die deutsche Regierung alle Aufmerksamkeit auf die wachsende U-Boot-Gefahr zu lenken, während im Osten die Armeen unaufhörlich zurückströmen, im Westen die Invasion erwartet wird. Die Rüstung Amerikas hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht, aber heute schon übertrifft sie alles in der Geschichte seither Dagewesene. Mit mathematischer Sicherheit führt Hitler das deutsche Volk in den Abgrund. Hitler kann den Krieg nicht gewinnen, nur noch verlängern! Seine und seiner Helfer Schuld hat jedes Maß unendlich überschritten. Die gerechte Strafe rückt näher und näher!

Was aber tut das deutsche Volk? Es sieht nicht und es hört nicht. Blindlings folgt es seinen Verführern ins Verderben. Sieg um jeden Preis! haben sie auf ihre Fahne geschrieben. Ich kämpfe bis zum letzten Mann, sagt Hitler – indes ist der Krieg bereits verloren.

Deutsche! Wollt ihr und eure Kinder dasselbe Schicksal erleiden, das den Juden widerfahren ist? Wollt ihr mit dem gleichen Maße gemessen werden wie eure Verführer? Sollen wir auf ewig das von aller Welt gehasste und ausgestoßene Volk sein? Nein! Darum trennt euch von dem nationalsozialistischen Untermenschentum! Beweist durch die Tat, dass ihr anders denkt! Ein neuer Befreiungskrieg bricht an. Der bessere Teil des Volkes kämpft auf unserer Seite. Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den ihr um Euer Herz gelegt! Entscheidet euch, ehe es zu spät ist! Glaubt nicht der nationalsozialistischen Propaganda, die euch den Bolschewistenschreck in die Glieder gejagt hat! Glaubt nicht, dass Deutschlands Heil mit dem Sieg des Nationalsozialismus auf Gedeih und Verderben verbunden sei! Ein Verbrechertum kann keinen deutschen Sieg erringen. Trennt euch rechtzeitig von allem, was mit dem Nationalsozialismus zusammenhängt! Nachher wird ein schreckliches, aber gerechtes Gericht kommen über die, die sich feig und unentschlossen verborgen hielten.

Was lehrt uns der Ausgang dieses Krieges, der nie ein nationaler war?

Der imperialistische Machtgedanke muss, von welcher Seite er auch kommen möge, für alle Zeit unschädlich gemacht werden. Ein einseitiger preußischer Militarismus darf nie mehr zur Macht gelangen. Nur in großzügiger Zusammenarbeit der europäischen Völker kann der Boden geschaffen werden, auf welchem ein neuer Aufbau möglich sein wird. Jede zentralistische Gewalt, wie sie der preußische Staat in Deutschland und Europa auszuüben versucht hat, muss im Keime erstickt werden. Das kommende Deutschland kann nur föderalistisch sein. Nur eine gesunde föderalistische Staatenordnung vermag heute noch das geschwächte Europa mit neuem Leben zu erfüllen. Die Arbeiterschaft muss durch einen vernünftigen Sozialismus aus ihrem Zustand niedrigster Sklaverei befreit werden. Das Truggebilde der autarken Wirtschaft muss in Europa verschwinden. jedes Volk, jeder einzelne hat ein Recht auf die Güter der Welt!

Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses, Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten, das sind die Grundlagen des neuen Europa.

Unterstützt die Widerstandsbewegung, verbreitet die Flugblätter!

Quelle: Inge Scholl, Die Weiße Rose, Erw. Neuausg., Frankfurt 1982

Lösungen

  • Ziel: „Befreiungskrieg“ des „besseren Teil des Volkes“
  • Motivation: Wende des Krieges , drohende Niederlage, drohender „Abgrund“
  • Mittel: moralischer Appell an Ängste angesichts der drohenden Niederlage,
    Drohung mit Gericht für die Passiven
  • Zusammenarbeit der europäischen Völker
    (gegen Imperialismus und preußischen Militarismus)
  • Föderalismus (gegen preußischen Zentralismus)
  • „Vernünftiger Sozialismus“ (gegen „Bolschewistenschreck)
  • Welthandel
  • Materialer Rechtsstaat (Grundrechte)

Bürgerlicher Widerstand

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Der Kreisauer Kreis

Auf dem Gut Kreisau in Schlesien, das dem Sachverständigen für Kriegs- und Völkerrecht im Oberkommando der Wehrmacht, Helmut James Graf von Moltke, gehörte, kamen Männer unterschiedlichen Alters und verschiedenster Weltanschauungen zusammen. Gemeinsam erarbeiteten und formulierten sie Grundsätze für einen demokratischen Staatsaufbau nach dem Sturz Hitlers.

Helmut James Graf von Moltke

Das Ziel war ein christlicher Sozialismus. In diesem Sinne wollten sie Schlüsselindustrien vergesellschaften, Konzerne entflechten und Arbeitern und Belegschaftsangehörigen ein Mitbestimmungsrecht und eine Gewinnbeteiligung an ihren Betrieben zusichern.

Die Absichten und Ziele des Kreisauer Kreises flogen auf. In Folge dessen wurden Helmut James Graf von Moltke und Pater Alfred Delp als Mitglieder dieser Widerstandsorganisation 1945 hingerichtet.

Militärischer Widerstand

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Die militärische Führung

In den Anfangsjahren des Dritten Reiches gab es keinen militärischen Widerstand. Gründe hierfür liegen in der Bevorzugung der Reichswehr gegenüber der SA, der Vereidigung der Soldaten auf Hitler, der Aufwertung des Militärischen generell und der innen- und außenpolitischen „Erfolge“ der „nationalen Bewegung“. Auch während der anfänglichen Siege der ersten Kriegsjahre kam es zu keinem Widerstand.

Erst Hitlers Beschluss, die CSR bei nächstbester Gelegenheit zu überfallen, führten zu ersten massiven Protesten. Generaloberst Ludwig Beck, Chef des Generalstabes, übte heftige Kritik an Hitlers Plänen. Er nahm seinen Abschied und wurde in den folgenden Jahren zur zentralen Figur des militärischen Widerstands. Im August 1938 entwarf er erste Pläne für einen Staatsstreich. Jedoch brachten Kontakte mit früheren britischen Politikern keine nennenswerten Ergebnisse und auch der Erfolg der Münchner Konferenz entzog dem Widerstand die Basis.

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs änderte sich aber die Situation. Verantwortlich hierfür war vor allem Carl Friedrich Goerdeler. Er schaffte es, hohe Militärs für den Widerstand zu gewinnen. Diese Widerstandsbewegung brachte aber auf Grund der Unentschlossenheit, der Gewissenskonflikte und der großen militärischen Anfangserfolge Hitlers keine sichtbaren Erfolge.

Seit April 1943 standen zwei Männer an der Spitze des militärischen Widerstandes, die ihre Pläne in die Tat umsetzten: Generalmajor Henning von Tresckow und Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg.

Henning von Tresckow

Claus Graf Schenk von Stauffenberg

In Abstimmung mit Beck und Goerdeler erarbeitete der Chef des Allgemeinen Heeresamtes, General der Infanterie Friedrich Olbricht, die „Walküre-Pläne“, mit denen die Verschwörer sich beim Umsturz die vollziehende Gewalt sichern wollten. Olbricht forderte im Herbst 1943 den Oberstleutnant Claus Graf Schenk von Stauffenberg für das Heeresamt an. Dieser war in den folgenden Monaten entschlossen, ein Attentat auf Hitler schon allein aus moralischen Gründen zu unternehmen. Auch Stauffenbergs enger Mitstreiter Generalmajor Henning von Tresckow drängte angesichts der aussichtslosen militärischen Situation Deutschlands im Sommer 1944 zur Ermordung Hitlers, um dem In- und Ausland zu zeigen, „dass die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte den entscheidenden Wurf gewagt hat“.

Nachdem bereits mehrere Attentatsversuche gescheitert waren, legte Stauffenberg – inzwischen Oberst und Stabschef des Befehlshabers des Ersatzheeres Fromm – am 20.07.1944 im „Führerhauptquartier Wolfsschanze“ bei einer Lagebesprechung eine Bombe. Als bekannt wurde, dass Hitler den Anschlag nur leicht verletzt überlebt hatte, zeichnete sich bereits das Scheitern des Umsturzversuches ab. Gegen 21.00 Uhr bestellte Olbricht seinen bei einer Dienststelle der Luftwaffe in Bernau bei Berlin tätigen Schwiegersohn, Major Friedrich Georgi, zu sich und erläuterte ihm seine Beweggründe und die politische Notwendigkeit des Attentats. Georgi gelang es, den bereits von hitlertreuen Einheiten umstellten Bendlerblock mit belastendem Material aus Olbrichts Panzerschrank zu verlassen. Nach Bernau zurückgekehrt, verfasste er einen persönlich gehaltenen Bericht über das letzte Treffen mit seinem Schwiegervater.

Gegen 23.00 Uhr erklärte der Befehlshaber des Ersatzheeres Generaloberst Friedrich Fromm die Verschwörer in Berlin für verhaftet und verkündete unverzüglich Todesurteile wegen Hochverrats. Während Georgi das NS-Regime überlebte, wurden Friedrich Olbricht, Claus Graf Schenk von Stauffenberg, Mertz von Quirnheim und Werner von Haeften noch in der Nacht zum 21.07.1944 im Hof des Bendlerblocks erschossen. Dem ebenfalls dort anwesenden Beck war kurz zuvor „ehrenhalber“ ein Revolver überreicht worden. Nachdem er sich auch mit einem zweiten Schuss nicht tödlich getroffen hatte, erhielt der schwer verletzte Beck nach einiger Zeit von einem Angehörigen des Wachkommandos den Todesschuss.

Besprechungsraum im „Führerhauptquartier Wolfsschanze“ nach dem Attentat vom 20.07.1944

Kirchlicher Widerstand

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Die evangelische Kirche

Die evangelische Kirche tat sich wegen ihrer Tradition als Landeskirche und der damit verbundenen Auffassung von „christlicher Obrigkeit“ mit dem Widerstand schwer. Erst als die Nationalsozialisten 1933 versuchten, die Kirchen mit Hilfe der Glaubensbewegung „Deutsche Christen“, die sich bezeichnenderweise „SA Jesu Christi“ nannten, gleichzuschalten, regte sich massiver Protest.

Pastor Martin Niemöller, unterstützt von Karl Barth und Dietrich Bonhoeffer, richtete in einem Aufruf an die evangelischen Pfarrer die dringliche Bitte, sich auf der Grundlage der Bibel und der reformatorischen Schriften gegen die Pläne der „Deutschen Christen“ zusammenzuschließen. Noch im gleichen Jahr wurde der „Pfarrernotbund“ gegründet. Ein Drittel der evangelischen Pfarrer folgte dem Appell Niemöllers, der wegen seiner kritischen Äußerungen in Predigten und Vorträgen 1937 verhaftet wurde und bis zum Kriegsende im Konzentrationslager inhaftiert blieb.

Pastor Martin Niemöller

Im Jahre 1934 bildete sich die „Bekennende Kirche“, die sich als innerkirchlicher Widerstand gegen das Regime der „Deutschen Christen“ formierte. Gleichzeitig richtete sich die „Bekennende Kirche“ auch gegen die staatliche Einmischung in innerkirchliche Angelegenheiten. In der Barmer Theologischen Erklärung von 1935 distanzierte man sich entschieden von der „rassisch-völkischen Weltanschauung“ des Nationalsozialismus. Obwohl die Mitglieder der „Bekennenden Kirche“ von der Gestapo verfolgt wurden, blieb der Widerstand ungebrochen.

Die katholische Kirche

Die katholische Kirche hatte zwar bereits vor 1933 die NS-Ideologie verurteilt und sie als unvereinbar mit der katholischen christlichen Lehre bezeichnet, doch arrangierte sich der Katholizismus mit dem NS-Regime sehr rasch. Man protestierte nur, wenn der Staat die Rechte der katholischen Kirche bedrohte, die im Konkordat vom 20.07.1933 festgeschrieben waren. In diesem Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem Vatikan hatte das NS-Regime Bestand, Tätigkeit und Einrichtungen der religiösen, kulturellen und karitativen katholischen Organisationen zugesichert. Im Gegenzug verbot der Vatikan Priestern und Ordenslauten jede parteipolitische Betätigung. Trotz der bereits im Jahre 1933 einsetzenden Verfolgung katholischer Geistlicher konnte keine einheitliche Haltung der Kirche erzielt werden.

Als deutlich wurde, dass das Konkordat keinen Schutz gewährleistete, verschärfte sich die Opposition von Geistlichen. Diese Proteste waren aber vornehmlich Versuche, sich dem Totalitätsanspruch des NS-Regimes zu widersetzen. Gegen die Verabschiedung der Nürnberger Rassegesetze fand man kein Wort des öffentlichen Widerspruchs. Im März 1937 erschien das päpstliche Rundschreiben „Mit brennender Sorge“. Hier wurden unter Verweis auf das abgeschlossene Konkordat die Zustände in Deutschland kritisiert.

Auch wenn einzelne Bischöfe auf eine entschiedenere Politik drängten – die Mehrzahl der katholischen Bischöfe war nicht bereit zu einer Auseinandersetzung. Eine Ausnahme bildete der Bischof von Münster, Graf von Galen. Er verurteilte in seinen Predigten das Euthanasieprogramm der NSDAP und erstattete offiziell Anzeige wegen Mordes. Während Kardinal Graf von Galen wegen seines Amtes Schutz genoss, büßten viele Pfarrer ihren Protest und Widerstand mit Inhaftierung oder Tod.

Bischof Graf von Galen

Widerstand von Einzelpersonen

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Johann Georg Elser

Am 08.11.1939 missglückte das Attentat des Schreiners Johann Georg Elser auf Hitler nur knapp. Im November 1938 nahm er bei der jährlich stattfindenden Gedenkfeier der NSDAP zum Hitler-Putsch im Münchner Bürgerbräukeller teil. Dort entschloss er sich, Hitler durch ein Attentat zu töten.

Im März und April 1939 arbeitete Elser als Hilfsarbeiter in einem Königsbronner Steinbruch. Während dieser Zeit präzisierte er seine Pläne. Er eignete sich Sprengkenntnisse an und beschaffte sich Sprengstoff. Im Mai erstellte er Zeichnungen und Modelle für seine Bombe und unternahm Sprengversuche. Im August zog er nach München um, wo er sich einen Monat lang im Bürgerbräukeller nachts unbemerkt einschließen ließ und eine Säule aushöhlte. Tagsüber arbeitete Elser an der Bombenkonstruktion. Zwischen dem 01.11.1939 und dem 06.11.1939 baute er die Bombe in die ausgehöhlte Säule im Bürgerbräukeller ein. Am Abend des 08.11.1939 detonierte die Bombe wie geplant und zerstörte einen großen Teil des Saales. Sieben Menschen starben, über 60 wurden verletzt. Hitler hatte den Raum jedoch zehn Minuten früher als gewohnt verlassen, um seinen Zug nach Berlin zu erreichen.

Elser wurde zur gleichen Zeit in Konstanz bei dem Versuch aufgegriffen, die „grüne Grenze“ zur Schweiz zu überqueren. Wegen seines verdächtigen Tascheninhalts wurde er festgenommen und verhört. Am 13.11.1939 gestand er vor der „Sonderkommission Bürgerbräuattentat“ in München, die Tat allein geplant und durchgeführt zu haben. Nach einem Verhör durch die Gestapo in Berlin kam er als Sonderhäftling in das KZ Sachsenhausen. Er sollte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in einem Schauprozess verurteilt werden. Das NS-Regime verbreitete die Meldung, dass der britische Geheimdienst die Verantwortung für das Attentat trage. Um die Jahreswende 1944/1945 wurde Elser in das KZ Dachau gebracht und auf Weisung Heinrich Himmlers am 09.04.1945 hier ermordet.

Nach Kriegsende halten sich noch lange Gerüchte, Elser habe für den britischen Geheimdienst gearbeitet oder im Auftrag des NS-Regimes ein Scheinattentat verübt. Seine Anerkennung als Widerstandskämpfer erfolgte daher erst sehr spät.

Pastor Martin Niemöller

Im Jahre 1934 bildete sich die „Bekennende Kirche“, die sich als innerkirchlicher Widerstand gegen das Regime der „Deutschen Christen“ formierte. Gleichzeitig richtete sich die „Bekennende Kirche“ auch gegen die staatliche Einmischung in innerkirchliche Angelegenheiten. In der Barmer Theologischen Erklärung von 1935 distanzierte man sich entschieden von der „rassisch-völkischen Weltanschauung“ des Nationalsozialismus. Obwohl die Mitglieder der „Bekennenden Kirche“ von der Gestapo verfolgt wurden, blieb der Widerstand ungebrochen.

Die katholische Kirche

Die katholische Kirche hatte zwar bereits vor 1933 die NS-Ideologie verurteilt und sie als unvereinbar mit der katholischen christlichen Lehre bezeichnet, doch arrangierte sich der Katholizismus mit dem NS-Regime sehr rasch. Man protestierte nur, wenn der Staat die Rechte der katholischen Kirche bedrohte, die im Konkordat vom 20.07.1933 festgeschrieben waren. In diesem Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem Vatikan hatte das NS-Regime Bestand, Tätigkeit und Einrichtungen der religiösen, kulturellen und karitativen katholischen Organisationen zugesichert. Im Gegenzug verbot der Vatikan Priestern und Ordenslauten jede parteipolitische Betätigung. Trotz der bereits im Jahre 1933 einsetzenden Verfolgung katholischer Geistlicher konnte keine einheitliche Haltung der Kirche erzielt werden.

Als deutlich wurde, dass das Konkordat keinen Schutz gewährleistete, verschärfte sich die Opposition von Geistlichen. Diese Proteste waren aber vornehmlich Versuche, sich dem Totalitätsanspruch des NS-Regimes zu widersetzen. Gegen die Verabschiedung der Nürnberger Rassegesetze fand man kein Wort des öffentlichen Widerspruchs. Im März 1937 erschien das päpstliche Rundschreiben „Mit brennender Sorge“. Hier wurden unter Verweis auf das abgeschlossene Konkordat die Zustände in Deutschland kritisiert.

Auch wenn einzelne Bischöfe auf eine entschiedenere Politik drängten – die Mehrzahl der katholischen Bischöfe war nicht bereit zu einer Auseinandersetzung. Eine Ausnahme bildete der Bischof von Münster, Graf von Galen. Er verurteilte in seinen Predigten das Euthanasieprogramm der NSDAP und erstattete offiziell Anzeige wegen Mordes. Während Kardinal Graf von Galen wegen seines Amtes Schutz genoss, büßten viele Pfarrer ihren Protest und Widerstand mit Inhaftierung oder Tod.

Bischof Graf von Galen

Zusammenfassung

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Übersicht

Aufgaben:

3 Finden Sie in der Darstellung zwölf für den deutschen Widerstand bezeichnende Wörter!