Mündliche Prüfung: Grundsätzliches

Die Ausgangslage ist ungleich:

Der Prüfer ist nach Wissen, Position und Steuerungskompetenz überlegen und befragt Sie.

Sie sind der Prüfling, der gefragt wird und durch
·   solides Fachwissen,
·   systematisches Problemlösungsverhalten,
·   rhetorische Fähigkeit und
·   persönliches Auftreten
überzeugen soll.

In der Regel wird in einer mündlichen Prüfung nicht nur Faktenwissen abgefragt, sondern Sie sollen in einem Fachgespräch zeigen, dass Sie in der Lage sind, denkend mit dem Stoff umzugehen.

Darüber hinaus geben Sie als Person durch die Art Ihres Auftretens eine „Visitenkarte“ ab, die auch in die Notengebung einfließt.

Aufgaben:

1.  Auf welche Art und Weise können Sie in einem Prüfungsgespräch von sich aus zeigen, dass Sie kritisch mit einem Stoffgebiet umgehen können?

2.  Welche Signale übermitteln Sie der Prüfungskommission durch Ihr persönliches Auftreten (z.B. Umgangsformen, Haltung), durch das äußere Erscheinungsbild (z.B. Kleidung) und durch die Sprache?

Lösungen

Kritisches Denkvermögen beweisen:

1. Verschiedene Auffassungen/Interpretationen zu einem Sachverhalt (geschichtliches Ereignis, literarischer Text etc.) anführen und die Positionen abwägen und gewichten

2. Mehrere Lösungswege z.B. bei einer Mathematikaufgabe aufzeigen

3. Während des Vorrechnens einer Aufgabe an der Tafel die einzelnen Schritte erläutern und begründen

4. Fachausdrücke korrekt verwenden

5. Klare Unterscheidung zwischen gesicherten Tatsachen und Hypothesen treffen

Positive Signale durch die eigene Erscheinung

1. Sie vermitteln den Prüfern ein positives Bild von Ihnen, wenn Sie beim Eintreten in den Prüfungsraum freundlich grüßen und die anwesenden Personen dabei ansehen. Sie sollten an einen selbstbewussten Gang denken und erst Platz nehmen, wenn Ihnen dieser angeboten wird.

2. Ihr äußeres Erscheinungsbild sollte normal, natürlich und ordentlich sein. Weder over- noch underdressed sein wirkt gut.

3. Die Sprache ist Ihr wichtigstes Aushängeschild. Bemühen Sie sich um eine klare Aussprache und um die Bildung von vollständigen Sätzen. Vermeiden Sie möglichst Umgangssprache und Dialekt. Die Verwendung von Fachbegriffen, eine präzise Ausdrucksweise und ein flüssiger Vortrag beeinflussen die  Notengebung unmittelbar positiv.

Mündliche Prüfung: Die mündliche Prüfung vorbereiten

Systematisch und planvoll vorgehen

Erfragen Sie zum frühestmöglichen Zeitpunkt vom Prüfer die für die Prüfung relevanten Stoffgebiete bzw. lesen Sie die einschlägigen Hinweise oder Bestimmungen dazu nach.

Das weitere Vorgehen könnte nach folgenden Schritten erfolgen:

Ausgehend vom Termin der mündlichen Prüfung sollten Sie nach einer gründlichen Durchsicht des Stoffpensums Unterrrichtsmitschriften, Arbeitsblätter, einschlägige Kapitel in den Lehrbüchern etc.) eine Grobplanung für die Zeiteinteilung erstellen.

Planen Sie großzügig, um unnötigen Zeitdruck zu vermeiden. Innerhalb dieses Rahmens kann die Detailplanung für die zu erledigenden Arbeiten erfolgen.

Es ist zweckmäßig, am Abend vorher sich für jeden Tag eine Liste mit den abzuarbeitenden Punkten anzulegen.
Können Sie dann alle notierten Aufgaben als ausgeführt abhaken, schafft das innere Zufriedenheit und gibt neue Motivation. Sie sollten sich bei ordentlicher Erledigung aller Pflichten auch selbst eine kleine Belohnung genehmigen.

Eine systematische Arbeitsplanung nach dem oben beschriebenen Muster sollten Sie sich generell angewöhnen, denn auf diese Weise kommen Sie auch in anderen Arbeitsbereichen sicherer ans Ziel.

Es ist auch ratsam, den Tagesablauf einmal nach „Zeiträubern“ abzusuchen, also nach Phasen, die Sie tagtäglich ungenutzt verstreichen lassen.

Überlegen Sie, wie sich diese Abschnitte sinnvoller nutzen lassen. Sie werden bald bemerken, dass Sie auf diese Weise eine bessere Zeitökonomie entwickeln.

Mündliche Prüfung: Angst abbauen

„Trockenübungen“ helfen dabei

Jeder kennt das Gefühl, in einer Prüfungssituation plötzlich das berüchtigte „Brett vor dem Kopf“ oder das Gefühl zu haben, man wisse überhaupt nichts mehr.

Wie kann man einer solchen Reaktion vorbeugen und dafür sorgen, dass sie am besten gar nicht eintritt?

Eine Prüfung lässt sich leichter bewältigen, wenn sie diese vorher durchspielen. Stellen Sie sich möglichst plastisch vor, wie die zu erwartende Prüfungssituation aussieht, und klären Sie dazu folgende Fragen.

  • Wie sieht der Prüfungsraum aus? Wo sitze ich, wo die Prüfer? (Fragen Sie erfahrene Prüflinge bzw. Ihre Lehrer.)
  • Wer prüft mich? Wer ist sonst noch bei der Prüfung anwesend?
  • Gibt es feste Rituale für den Prüfungsablauf?  (Z.B. im Fach Deutsch: Zusammenfassung eines Textes, der dem Prüfling zehn Minuten vor der Prüfung zum Einlesen ausgehändigt wird, weitere Aufgabenstellungen zu diesem Text, Fragen zur Literaturgeschichte bzw. zur Dramen- und/oder Romantheorie, zur Medienkunde und zur Klassenlektüre)
  • Beantworten Sie mögliche Fragen zu Hause im Rollenspiel.

Aus den Erfahrungen Ihrer Lehrer:

Oft sind scheinbar einfache Fragen sehr schwierig, weil sie ein umfangreiches Stoffgebiet betreffen und der Schüler zwar viel dazu weiß, aber planlos und ohne Strategie zu reden anfängt.

Beispiel: Fassen Sie den Inhalt Ihrer Klassenlektüre kurz zusammen.

Achtung! Nicht gleich drauf los reden, sich in vielen Details verheddern und die groben Linien aus dem Auge verlieren!

Sie sollten Ihre Antwort gut strukturiert vortragen (was sich zu Hause leicht üben lässt):
Dies könnte etwa so aussehen:

  • in drei bis vier Sätzen das Thema umreißen
  • anschließend den groben Gang der Handlung darstellen, ohne zu viele Details
  • zum Schluss die Aussageabsicht der Lektüre erläutern

Es wirkt positiv, wenn Sie dem Prüfer anbieten, auf bestimmte Schlüsselstellen näher einzugehen.

Bereiten Sie auch in anderen Fächern bestimmte, leicht abrufbare Einheiten vor (z.B. Definitionen, Versuchsbeschreibungen, Merkmalslisten, Begründungszusammenhänge). Selten wird Sie ein Prüfer unterbrechen, wenn Sie konzentriert einen Sachverhalt entwickeln.

So gewinnen Sie Sicherheit und die Angst vor der wirklichen Prüfung schwindet.

Mündliche Prüfung: Durch Tipps zum Erfolg

Sieben wertvolle Ratschläge

  1. Konzentrieren Sie sich unmittelbar vor der Prüfung ganz auf die bevorstehende Situation. Lassen Sie sich nicht in ablenkende und nervös machende Gespräche mit anderen Kandidaten ein.
  2. Nutzen Sie die Erfahrungen Ihrer Kollegen, die die Prüfung schon hinter sich haben, allerdings nicht erst am Prüfungstag.
  3. Machen Sie es sich zum Vorsatz, dass Sie beweisen wollen, dass Sie etwas können.
  4. Überlassen Sie die Gesprächsführung nicht ausschließlich dem Prüfer. Versuchen Sie ihn behutsam in die von Ihnen gewünschte Richtung zu lenken. Oft genügt schon das Erwähnen eines Reiz- oder Stichwortes, um dieses Ziel zu erreichen.
  5. Sprudeln Sie nicht einfach ungezügelt heraus, wenn Sie auf eine Frage gut vorbereitet sind. Entwickeln Sie Ihre Gedanken systematisch und logisch bis zum Endergebnis. Sie können so Zwischenfragen vermeiden.
  6. Hinterfragen Sie auch Sachverhalte. Dadurch beweisen Sie Ihre Kritikfähigkeit.
  7. Beobachten die Sie die Reaktionen des Prüfers genau. Aus Mimik und Gestik lässt sich schnell erkennen, ob er mit Ihren Ausführungen einverstanden ist oder ob Sie auf der falschen Fährte sind.

Mündliche Prüfung: Einsendeaufgaben

Aufgaben:

1. Sammeln Sie Verhaltensmerkmale (Auftreten, äußeres Erscheinungsbild und Sprache), von denen Sie glauben, dass sie in einer Prüfungssituation den Prüfer positiv beeinflussen.

2. Wodurch können Sie eine kritische Denkweise demonstrieren?

3. Welche Verhaltensweisen sollte man in einer mündlichen Prüfung vermeiden?

Senden Sie Ihre Lösungen Ihrem Fachdozenten zur Korrektur zu!