Diskussion

Aus negativen Erfahrungen lernen

Sich an einer Diskussion engagiert zu beteiligen, fällt nicht immer leicht.

Meistens stehen persönlichen Hemmungen und mangelndes Selbstvertrauen bzw. zu wenig Selbstsicherheit im Weg.

Häufig liegt dies auch daran, dass die Diskussion in einer Weise abläuft, die bestimmte Diskussionsteilnehmer begünstigt und andere benachteiligt.

Ursachen für Frustrationserlebnisse bei Diskussionen:

  • Zu langes Reden Einzelner
  • Abwertung anderer Beiträge bzw. persönliche Angriffe auf Diskussionsteilnehmer
  • Nichtbeachtung von Wortmeldungen
  • Gegenseitiges Unterbrechen
  • Zu häufiges Reden bestimmter Personen
  • Wiederholung von bereits Gesagtem
  • Übertönen von ungeliebten Meinungen
  • Argumentieren mit unbewiesenen Behauptungen und Vermutungen
  • Abschweifungen vom Thema
  • Kein Diskussionsergebnis vorhanden

Diskussionsformen

Wir unterscheiden folgende Grundmuster:

Diskussionen finden sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich statt. Als wichtigste Formen der politischen Meinungsbildung sind sie in einer demokratischen und pluralistischen Gesellschaft unerlässlich. Diskussionen gehören zu unserer demokratischen Kultur.

Gruppendiskussion bzw. Plenumsdiskussion

  • Alle Teilnehmer diskutieren miteinander.
  • Eine Diskussionsleitung führt durch die Diskussion.
  • Die Teilnehmerzahl sollte auf 12 bis 15 begrenzt sein.
  • Sie ist die häufigste Diskussionsform.

Die Teilnehmer sollen

  • gut vorbereitet sein,
  • sich als gleichberechtigte Gesprächspartner betrachten,
  • sich aktiv beteiligen, jedoch die Diskussionsregeln beachten,
  • darauf achten, dass sie nicht vom Thema abweichen.

Podiumsdiskussion

  • Sie wird auch als „Expertendiskussion“ bezeichnet.
    Fachleute diskutieren vor interessierten Zuhörern.
    Sie hat etwa 4 – 6 Teilnehmer, eine Diskussionsleitung und viele Zuhörer, die aber nicht mitdiskutieren können.

Die Teilnehmer sollten ihre Fachkenntnisse den Zuhörern gut vermitteln können und sich kurzfassen.
Die Zuhörer sollten aktiv zuhören, sich Notizen machen und die Beiträge vergleichen, um sich eine Meinung bilden zu können.

Debatte

  • Es geht um eine öffentliche, durch bestimmte Regeln geordnete Aussprache.
  • Die unterschiedlichen Meinungen z.B. von Parteien werden medienwirksam vorgetragen.
  • Debatten finden oft in Parlamenten statt.

Diskussionsvorbereitung

So gehen wir vor!

Form der Diskussion wählen:

Jeder Teilnehmer sollte sich darüber im Klaren sein, welche Diskussionsform praktiziert wird, um die spezifischen Spielregeln einhalten zu können. Auch Thema und Diskussionsziel können die Wahl einer bestimmten Diskussionsform bedingen.

Diskussionsziel festlegen:

Bereits bei der Vorbereitung muss mindestens der Diskussionsleiter wissen, welche Ziele mit der Diskussion verfolgt werden sollen.   Diese sollten den Teilnehmern vor der Diskussion mitgeteilt werden. Gegebenenfall muss im Verlauf der Diskussion an sie erinnert werden.

Solche Ziele können sein:

  • das Schließen von Wissenslücken
  • das Erarbeiten interdisziplinärer Aspekte zu bestimmten Themen
  • die Verständnisförderung für Standpunkte anderer
  • die Schlichtung von Streitfragen
  • eine Entscheidungsfindung bzw. Beschlussfassung

Diskussionsverlauf planen:

Für jede Diskussion ist eine klare Strukturierung wichtig, damit ein Thema systematisch und Schritt für Schritt logisch erschlossen werden kann.
Es sollte also einen klaren Fahrplan geben, um Abschweifungen zu vermeiden und das gesteckte Ziel erreichen zu können.  So könnte eine inhaltliche Verlaufsplanung aussehen:

  1. Darlegung des Sachverhaltes (Fakten- bzw. Problemlage) durch den        Diskussionsleiter.
  2. Welche Ursachen bzw. Hintergründe gibt es?
  3. Welche Problemlösungen sind vorhanden? Was davon ist praktikabel?
  4. Worauf kann man sich mehrheitlich einigen?  (Kompromissvorschläge)

Aufgaben des Diskussionsleiters

Den Einstieg gestalten

Eine gute Diskussionseröffnung trägt maßgeblich zum Gelingen der gesamten Diskussion bei. Der Diskussionsleiter gibt hier bereits eine Visitenkarte von sich ab und kann seine Kompetenz beweisen, indem er die Veranstaltung mit einer kurzen thematischen Einführung eröffnet.
Dabei wird die zu diskutierende Problematik beschrieben, abgegrenzt und definiert.

Das folgende Beispiel soll zur Verdeutlichung dienen: Es handelt sich um eine Diskussionseröffnung zum Thema „Sinn und Unsinn von Lifestyle-Medikamenten“.

Niemand unter uns kann immer nur 17 sein. Bereits mit 30 beginnen viele, die ausgefallenen Haare im Waschbecken zu zählen. Viele zählen schon mit 40 die überflüssigen Pfunde.  Und mit 50 – wenn wir schon davon sprechen – steht der Liebhaber auch nicht mehr immer seinen Mann, zumindest nicht auf Knopfdruck. Kurz: Wir werden alle älter und alle eine bisschen gebrechlicher.

Exakt hier wollen wir mit unserer heutigen Diskussionsrunde einsetzen. Herzlich willkommen, meine Damen und Herren. Unser Thema lautet: „Sinn und Unsinn von Lifestyle-Medikamenten“.

Das sind Mittel, die genau das garantieren sollen, was uns jugendlich macht. Wir werden hier also ganz sachlich über Viagra sprechen, wir werden aber auch über über den Haarwuchs aus der Dose oder über die Schlankheitsdiät zum Schlucken reden.

Das klingt, das gebe ich zu, ein klein wenig nach Boulevard. Aber das ist streng wissenschaftlich untermauert durch unsere Runde von Fachleuten hier auf dem Podium. Ich darf Ihnen unsere Diskussionsteilnehmer nun
im Einzelnen vorstellen …

Aufgaben:

  1. Finden Sie heraus, wie die obige Diskussionseröffnung aufgebaut ist.
  2. Um welche Diskussionsform handelt es sich?
  3. Untersuchen Sie den Satzbau und Sprachstil des Diskussionsleiters.

Lösungen

Das Thema wird

  • anhand von Beispielen illustriert
  • anschließend wird das Thema genannt und  konkretisiert
  • am Ende der Eröffnung werden die Diskussionsteilnehmer vorgestellt

Es handelt sich hier um die Form der Podiumsdiskussion.

Der Diskussionsleiter spricht in kurzen, einfach aufgebauten und leicht verständlichen Sätzen (= parataktischer Satzbau). 
Er bedient sich eines lockeren Stils, der zum Mitmachen ermutigen soll. Der heitere Grundton sorgt für eine angenehme Gesprächsatmosphäre.

An Vieles gleichzeitig denken

Vermittelnd in die Diskussion eingreifen

Vor allem wenn es um strittige und emotional aufgeladene Themen geht, wird in Diskussionen zuweilen stark polarisiert. Ist dies der Fall, können sich die Positionen verhärten. Dann kommt es zu keinem Diskussionsfortschritt bzw. zu keinem Ergebnis. In solchen Fällen sollte der Diskussionsleiter unbedingt vermittelnd eingreifen und zur Versachlichung der Auseinandersetzung beitragen.

Formulierungsvorschlag:

  1.  Die eben vorgebrachten Argumente haben durchaus ihre Berechtigung …
  2.  Besonders sinnvoll finde ich den Standpunkt … , weil …
  3.  Die Gegenposition erscheint mir aus folgenden Gründen im Moment nicht erstrebenswert …
  4.  Daher schlage ich vor, dass wir uns darauf einigen, dass …

Vorgehensweise:

  1.  Aufgreifen der gebrachten Argumente
  2.  Begründung der befürworteten  Position
  3.  Entkräftung der abgelehnten Position
  4.  Zusammenfassung des Lösungsvorschlages

Formulierungsvorschlag:

  1.  Wenn ich die Diskussion richtig verfolgt habe, lauten die Positionen von A und B folgendermaßen …
  2.  Der Vorteil von A liegt eindeutig darin, dass …
  3.  Auf der anderen Seite spricht für B …
  4.  Daraus lässt sich meiner Meinung nach folgender Kompromissvorschlag ableiten …

Vorgehensweise:

  1.  Würdigung der beiden Grundpositionen
  2.  Herausragende Vorteile von A
  3.  Herausragende Vorteile v on B
  4.  daraus Entwicklung eines Vermittlungsschlages

Formulierungsvorschlag:

  1.  Unsere Diskussion hat sich jetzt an folgendem Punkt festgehakt …
  2.  Dies darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir in anderen Bereichen sinnvolle Gedanken entwickelt haben …
  3.  Ich schlage daher vor, den Punkt … im Moment zurückzustellen, um das erreichte Teilergebnis nicht zu gefährden.
  4.  Deswegen sollten wir Folgendes festhalten …

Vorgehensweise:

  1.  Benennen des strittigen Punktes
  2.  Verweis auf erreichte Ergebnisse
  3.  Ausklammern problematischer Bereiche
  4.  Einigung über den unstrittigen Restbereich

Gestaltung von Diskussionsbeiträgen 1

Bei den obigen Äußerungen handelt es sich um Meinungen. Dies sind subjektive, also persönliche und gefühlsbetonte Gedanken, deren Richtigkeit nicht bewiesen ist. Meinungen (Thesen) sollten stets begründet (bewiesen) und veranschaulicht werden. Erst dann kann ein sinnvoller Dialog im Rahmen einer Diskussion stattfinden.

These
Der Leistungsdruck an unseren Gymnasien ist viel zu hoch,
Argument
weil zu viele Schüler vor allem in der Unter- und Mittelstufe das Klassenziel nicht erreichen.
Beispiel Allein bei uns die der Klasse 8 a des Einstein-Gymnasiums müssen von 28 Schülern fünf die Klasse wiederholen.
Folgerung/
Rückbezug
Ihr seht also, dass der Leistungsdruck in unserer Schule eindeutig zu hoch ist.

Aufgaben:

Begründen Sie die übrigen oben angeführten Meinungsäußerungen (Thesen) und fügen Sie jeweils ein Beispiel sowie eine Rückbeziehung an.

Lösungen

Begründung und Veranschaulichung von Meinungen

These
(Meinung)
  Ich kann Werbung nicht leiden,
Argument
(Begründung)
  denn sie vermittelt falsche Vorstellungen von der Wirklichkeit.
Beispiel    So wird den Konsumenten vorgegaukelt, sie würden ein Gefühl von Freiheit und
Abenteuer erleben, wenn sie Marlboro – Zigaretten rauchen.
Folgerung/
Rückbezug
   Daran kann man sehen, dass Werbebotschaften Trugbilder vermitteln, die mit der
Realität nichts zu tun haben.

These
(Meinung)
   Die Arbeitszeit von 35 Stunden in der Woche ist genug,

Argument
(Begründung)
   da bei einer längeren Arbeitszeit noch weniger Menschen in ein Arbeitsverhältnis
kommen können.
Beispiel    Bei einem Konzern wie z.B. Siemens kann eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um
ein bis zwei Stunden Hunderte von Arbeitsplätzen schaffen.
Folgerung/
Rückbezug
   Deswegen kann man guten Gewissens behaupten, dass die Arbeitszeit pro Woche 35
Stunden nicht überschreiten sollte.

These
(Meinung)
   Eine Meinung ist kein Argument,

Argument
(Begründung)
   weil Meinungen nicht bewiesene, subjektive und gefühlsbetonte Äußerungen von
Einzelnen darstellen.
Beispiel    Wenn manche Schüler z.B. sagen, Mathematik sei ein „blödes“ Fach, so handelt es sich
dabei lediglich um eine persönliche Äußerung junger Menschen, die vielleicht eine
schlechte Note in diesem Fach geschrieben haben. Aber eine stichhaltige Begründung
fehlt.
Folgerung/
Rückbezug
   An diesem Beispiel lässt sich gut erkennen, dass Meinungen keine Argumente sind bzw.
enthalten.

Gestaltung von Diskussionsbeiträgen 2

Ich-Aussagen verwenden

Das Klima einer Diskussion kann ganz entscheidend durch sog. Ich-Aussagen positiv beeinflusst werden. Mit solchen ich-betonten Äußerungen drücken wir aus, wie wir uns im Moment fühlen. Der Ansprechpartner bekommt also mitgeteilt, aus welchem Gefühlsumfeld die eigene Äußerung kommt.

Beispiel:

Der Chef von Franz begründet auf einer Mitarbeiterversammlung einschneidende Veränderungen im Betrieb. Die nachfolgend dargestellten Möglichkeiten sollen die Wirkung von Ich – Aussagen demonstrieren.

Variante 1

Die bereits vorgestellten organisatorischen Veränderungen in unserem Betrieb sind ohne Zweifel notwendig und sinnvoll. Wie Sie wissen, befindet sich unser Markt in einem schnellen Wandel, und neue, aggressive Konkurrenten üben einen bisher ungekannten Druck auf unsere Preise aus. Dieser Entwicklung müssen wir mit verbesserten organisatorischen Strukturen begegnen. Vor allem geht es darum, schneller auf die Erwartungen unserer Kunden zu reagieren und den Informationsfluss im Unternehmen zu be- schleunigen. Dafür ist es erforderlich, dass einige Mitarbeiter ihren bisherigen Arbeitsplatz wechseln, um neue und zusätzliche Aufgaben zu übernehmen.

Variante 2

Als ich Ihre Gesichter gesehen habe, als sie von den notwendigen Umstrukturierungen gehört haben, konnte ich Erstaunen und Verwunde- rung darin lesen. Glauben Sie mir, ich bin selbst auch besorgt. Der Markt befindet sich ein einem schnellen Wandel, und neue, aggressive Konkurrenten üben einen bisher ungekannten Druck auf unsere Preise aus. Das beunruhigt mich. Dieser Entwicklung müssen wir mit verbesserten organisatorischen Strukturen begegnen. Es beängstigt mich, dass wir heute offenbar den Voraussetzungen im Wettbewerb nicht mehr genügen. Vor allem geht es darum, schneller auf die Erwartungen unserer Kunden zu reagieren und den Informationsfluss im Unternehmen zu beschleunigen. Dafür ist es erforderlich, dass einige Mitarbeiter ihren bisherigen Arbeitsplatz wechseln, um neue und zusätzliche Aufgaben zu übernehmen. Ich weiß, dass so etwas immer mit Unsicherheit und schlechten Gefühlen verbunden ist.

Aufgaben:

Beschreiben Sie die unterschiedlichen Wirkung der beiden Redebeiträge und versuchen sie diese zu erklären.

Lösungen

Wirkung von  Ich-Aussagen 

Erklärung der unterschiedlichen Wirkung der beiden Redevarianten des Firmenchefs

Variante 1:

Die sachliche und nüchterne Beschreibung der Stellung des Betriebs auf dem Markt wird als Begründung für die Übertragung von neuen und zusätzlichen Aufgaben auf die Mitarbeiter hergenommen.

  • Die Belegschaft wird in einem Klima emotionaler Kälte sich selbst mit ihren Problemen überlassen.
  • Es kommt keine persönliche und gefühlsmäßige Anteilnahme der Firmenleitung  an den Sorgen der Mitarbeiter zum Ausdruck.

Variante 2:

Die schwierige betriebliche Situation wird genauso beschrieben wie in Variante 1.
Jedoch wird zeigt der Firmenchef, dass auch er persönlich von der schwierigen betrieblichen Situation betroffen ist und dass er die Sorgen und Nöte seiner Mitarbeiter erkannt hat und sie versteht.

  • Die Belegschaft fühlt sich ernst genommen und verstanden.
  • Es wird ein Klima von emotionaler Wärme und Fürsorge erzeugt.
  • Dadurch und weil die Mitarbeiter wissen,  dass ihr Chef in einer genauso schwierigen Lage ist, sind sie eher bereit, die Zusatzaufgaben auf sich zu nehmen.

Gestaltung von Diskussionsbeiträgen 3

Nützliche Überlegungen, bevor man das Wort ergreift

  1. Legen Sie sich, sofern möglich, einen Stichwortzettel an, auf dem Sie die wichtigsten Stichworte Ihres Beitrages notieren. Stellen Sie zu Beginn Ihrer Wortmeldung einen Bezug zum Vorredner her.
  2. Formulieren Sie Ihren Beitrag so, dass man Sie versteht. Suchen Sie nach neuen und einfacheren Formulierungen, wenn sie merken, dass Sie nicht verstanden wurden.
  3. Verzichten Sie bei der Darstellung auf verwirrende Nebenbemerkungen.
  4. Gestalten Sie Ihren Beitrag so,
    1. – dass er übersichtlich wirkt (übersichtliche und klare Gliederung)
    2. – dass er kurz und einprägsam ist (immer Bezug zum Gesprächsziel wahren)
  5. Halten Sie als Sprecher wie Zuhörer Blickkontakt mit den anderen Diskussionsteilnehmern.
  6. Setzen Sie Mimik und Gestik ein, aber übertreiben Sie dabei nicht.
  7. Sprechen Sie deutlich und klar. Vermeiden Sie Formulierungsunarten wie äh oder echt, super u.Ä.
  8. Wechseln Sie Sprechtempo, Tonhöhe, Betonung und Lautstärke, um Ihren Ausführungen die Eintönigkeit zu nehmen.

Übung

Wesen der Diskussion

Klicken Sie die richtige Lösung an!

Einsendeaufgaben

Aufgaben:

1. Erläutern Sie die Aussage der nachfolgenden Karikatur.

2. Bereiten Sie in der Rolle des Diskussionsleiters eine Plenumsdiskussion zum Thema „Herabsetzung  des Wahlalters auf 16?“ vor. Legen Sie sich einen Stichwortzettel an, auf dem Sie die einzelnen Phasen der geplanten Diskussion niederschreiben. Was wollen Sie in jeder Phase konkret erreichen?

Senden Sie Ihre Lösungen Ihrem Fachdozenten zur Korrektur zu!