Der Arbeitsdreischritt

Benennen – Belegen – Erklären

Man erläutert die einzelnen Stilmittel in jeweils drei Schritten:

Der Arbeitsdreischritt
Benennen Belegen Erklären
Angabe des Fachbegriffs für das sprachliche Mittel Zitat der Textstelle Erklärung der Bedeutung der Formulierung und ihrer Wirkung auf den Zuhörer oder Leser

Aufgabe

Drucken Sie den folgenden Textausschnitt aus. Lesen Sie ihn und die Analyse der sprachlichen Gestaltung anschließend durch. Markieren Sie dann in der Sprachanalyse die Stellen, an denen jeweils einer der drei Arbeitsschritte durchgeführt wurde, mit verschiedenfarbigen Textmarkern. Zum Abschluss vergleichen Sie Ihr Ergebnis mit dem Lösungsvorschlag.

Ausschnitt aus einer Rede:

„Trotz hoher Arbeitslosenzahlen beklagt die Industrie einen Mangel an Arbeitskräften vor allem im IT-Bereich. Wie lässt sich dieser Widerspruch erklären? Ein Grund liegt sicherlich in der mangelnden Qualität der Ausbildung. (…)“


Analyse:

Obwohl der Redner selbstverständlich keine Antwort erwartet, stellt er dem Zuhörer eine Frage, nämlich: „Wie lässt sich dieser Widerspruch erklären?“ Diese Frage, bewirkt, dass sich der Leser stärker angesprochen fühlt. Sein Interesse wird verstärkt, weil er zum Mitdenken aufgefordert ist und mit dem Redner den Widerspruch erklären soll.

Lösungen

Lösung: Farbliche Markierung des Dreischritts

Obwohl der Redner selbstverständlich keine Antwort erwartet, stellt er dem Zuhörer eine Frage, nämlich: „Wie lässt sich dieser Widerspruch erklären?“ Diese Frage, bewirkt, dass sich der Leser stärker angesprochen fühlt. Sein Interesse wird verstärkt, weil er zum Mitdenken aufgefordert ist und mit dem Redner den Widerspruch erklären soll.

Beispiel

Die „Sportpalast-Rede“ von Joseph Goebbels (Teil 2)

Aufgaben:

Arbeitsauftrag: Wir haben uns bereits einleitend mit dem Text von Goebbels beschäftigt. Wir fahren nun etwas systematischer fort. Wenden Sie das, was Sie unter dem Dreischritt bisher gelernt haben, auf die unten stehende Analyse an. Drucken Sie dazu wieder den Text aus und vergleichen Sie anschließend Ihre Ergebnisse mit dem Lösungsvorschlag.


Der Text:

Die „Sportpalast-Rede“ vom 18.02.1943 (Teil 2)

„(…) Ihr also, meine Zuhörer, repräsentiert in diesem Augenblick die Nation. Und an euch möchte ich zehn Fragen richten, die ihr mir mit dem deutschen Volke vor der ganzen Welt, insbesondere aber vor unseren Feinden, die uns auch an ihrem Rundfunk zuhören, beantworten sollt. (Nur mit Mühe kann sich der Minister für die nun folgenden Fragen Gehör verschaffen. Die Masse befindet sich in einem Zustand äußerster Hochstimmung. Messerscharf fallen die einzelnen Fragen. Jeder einzelne fühlt sich persönlich angesprochen. Mit letzter Anteilnahme und Begeisterung gibt die Masse auf jede einzelne Frage die Antwort. Der Sportpalast hallt wider von einem einzigen Schrei der Zustimmung.) (…)

Die Engländer behaupten, das deutsche Volk habe den Glauben an den Sieg verloren.
Ich frage euch: Glaubt ihr mit dem Führer und mit uns an den endgültigen totalen Sieg des deutschen Volkes?
Ich frage euch. Seid ihr entschlossen, dem Führer in der Erkämpfung des Sieges durch dick und dünn und unter Aufnahme auch der schwersten persönlichen Belastungen zu folgen?

Zweitens: Die Engländer behaupten, das deutsche Volk ist des Kampfes müde. (…)



Die Analyse (Teil 1):

Es fällt auf, dass der Redeausschnitt mit einer direkten Anrede der Zuhörer („Ihr also (…)“, Z. 1) beginnt. Goebbels duzt die Anwesenden und spricht sie als „meine Zuhörer“ (ebd.) an. Beide Mittel dienen dazu, eine Art Vertraulichkeit zu erzeugen, indem der Minister sich auf eine Stufe mit den Adressaten stellt und die Distanz zu ihnen abbaut. Dazu passt, dass er mit dem Bild, die Zuhörerschaft „(…) repräsentiert in diesem Augenblick das Volk“ (ebd.), den Anschein erweckt, sie seien so etwas wie Volksvertreter, von deren Entscheidung er das weitere Vorgehen der Regierung im Krieg abhängig mache.  Der folgende Satz: „Und an euch möchte ich zehn Fragen richten, die ihr mir mit dem deutschen Volk (…) beantworten sollt“ (Z. 1 f.) wiederholt das Bild einer Volksbefragung, versehen mit deutlich religiösen Elementen. Goebbels übertreibt, wenn er eine in der damaligen Zeit technisch unmögliche Live-Übertragung fingiert und so tut, als geschähe dies „vor der ganzen Welt, insbesondere aber vor unseren Feinden, die uns auch an ihrem Rundfunk zuhören.“ (Z. 2 f.), um die Bedeutung des Publikums aufzuwerten. Durch das Schlüsselwort von „unseren Feinden“ ruft er vorhandene Feindbilder ab.



Die Analyse (Teil 2):

Im Folgenden wiederholt er die Sätze: „Die Engländer behaupten (…)“ (Z. 7; 11) sowie seine rhetorische Frage „Ich frage euch (…) (Z. 7, 9), die den Zuhörer manipuliert, da sie nur eine Antwort zulässt. Die durchgesetzte Haltung gegenüber England erleichtert es ihm, die jeweiligen Forderungen in seiner Rede unterzubringen – er muss nur an den Feind erinnern. Ferner bedient er sich wieder offensichtlich religiöser Formeln, die an ein Eheversprechen erinnern und die schon erwähnte Fiktion einer persönlichen Beziehung zwischen Obrigkeit und Untertanen unterstreichen. Auch an anderen Stellen benutzt er religiöse Schlüsselwörter, um seine Zuhörer in die gewünschte Richtung zu lenken. So wiederholt er des Öfteren das Wort „Glauben“ (Z. 15, 16), den das Publikum dem Führer entgegenbringen soll, um es einzuprägen.
Es fällt ferner auf, dass er die Deutschen als „deutsches Volk“ bezeichnet, das englische Volk hingegen als „die Engländer“. Auf diese Weise stellt er sie dem „deutschen Volk“ abwertend als voneinander isolierte Einzelwesen gegenüber und spricht ihnen die Qualität ab, zu einer Gemeinschaft zu gehören. 

Lösungen

Es fällt auf, dass der Redeausschnitt mit einer direkten Anrede der Zuhörer („Ihr also (…)“) beginnt. Goebbels duzt die Anwesenden und spricht sie als „meine Zuhörer“ an. Beide Mittel dienen dazu, eine Art Vertraulichkeit zu erzeugen, indem der Minister sich auf eine Stufe mit den Adressaten stellt und die Distanz zu ihnen abbaut. Dazu passt, dass er mit dem Bild, die Zuhörerschaft „(…) repräsentiert in diesem Augenblick das Volk“, den Anschein erweckt, sie seien so etwas wie Volksvertreter, von deren Entscheidung er das weitere Vorgehen der Regierung im Krieg abhängig mache.  Der folgende Satz: „Und an euch möchte ich zehn Fragen richten, die ihr mir mit dem deutschen Volk (…) beantworten sollt“ wiederholt das Bild einer Volksbefragung, versehen mit deutlich religiösen Elementen. Goebbels übertreibt, wenn er eine in der damaligen Zeit technisch unmögliche Live-Übertragung fingiert und so tut, als geschähe dies „vor der ganzen Welt, insbesondere aber vor unseren Feinden, die uns auch an ihrem Rundfunk zuhören.“, um die Bedeutung des Publikums aufzuwerten. Durch das Schlüsselwort von „unseren Feinden“ ruft er vorhandene Feindbilder ab.

Im Folgenden wiederholt er die Sätze: „Die Engländer behaupten (…)“ sowie seine rhetorische Frage „Ich frage euch (…)“, die den Zuhörer manipuliert, da sie nur eine Antwort zulässt. Die durchgesetzte Haltung gegenüber England erleichtert es ihm, die jeweiligen Forderungen in seiner Rede unterzubringen – er muss nur an den Feind erinnern. Ferner bedient er sich wieder offensichtlich religiöser Formeln, die an ein Eheversprechen erinnern und die schon erwähnte Fiktion einer persönlichen Beziehung zwischen Obrigkeit und Untertanen unterstreichen. Auch an anderen Stellen benutzt er religiöse Schlüsselwörter, um seine Zuhörer in die gewünschte Richtung zu lenken. So wiederholt er des Öfteren das Wort „Glauben“, den das Publikum dem Führer entgegenbringen soll, um es einzuprägen.
Es fällt ferner auf, dass er die Deutschen als „deutsches Volk“ bezeichnet, das englische Volk hingegen als „die Engländer“. Auf diese Weise stellt er sie dem „deutschen Volk“ abwertend als voneinander isolierte Einzelwesen gegenüber und spricht ihnen die Qualität ab, zu einer Gemeinschaft zu gehören.