Persönliche Stellungnahme: Übung
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Persönliche Stellungnahme: Einsendeaufgaben
Aufgaben: Teil 1
Roman Herzog spricht in seiner nachfolgend abgedruckten Rede von einer „Verletzung des Generationenvertrages“ (unterstrichene Textstelle). – Erläutern Sie, was er damit meint. Stellen Sie der Arbeit eine Grobzusammenfassung des Textes voran.
Das Leben ist der Ernstfall
von Roman Herzog
(…) Mich treibt die Sorge um, unser Land könne Zukunftschancen verpassen, weil Bedürfnisse, Wünsche und Fragen junger Menschen vernachlässigt werden und die „Ressource Jugend“ verkümmert. Das aber hat nicht nur negative Konsequenzen für die jungen Menschen selbst, sondern vor allem fatale Folgen für die Gesellschaft insgesamt.
Zwar ist die Jugend in Werbung und Medien allgegenwärtig, aber eben nur noch dort und nicht im realen Leben. In Wahrheit verliert die alternde Gesellschaft ihre Jugend. Natürlich ist das Problem vielschichtig. Für manche ist Kinderlosigkeit ein Schicksal, unter dem sie leiden. Für andere ist der persönliche Konflikt zwischen Kinderwunsch und Beruf sehr schwer lösbar. Aber es gibt auch Menschen, die Kinderlosigkeit bewusst als Lebensform wählen; ihnen erscheinen Unabhängigkeit, Hobbys oder Reisen wichtiger als Kinder.
Eine freie Gesellschaft hat diese Entscheidung zu respektieren. Dennoch beschäftigt mich die Fixiertheit auf die Bedürfnisse des Augenblicks: Viele sind sich offenbar selbst genug und lehnen die Verantwortung für andere ab. Schon der bloße Blick über den Zaun des Ego ist manchem Zeitgenossen zu anstrengend.
Diese Art der Verletzung des Generationenvertrages könnte sich noch rächen. Denn eine alternde Gesellschaft verliert fast zwangsläufig an Dynamik, Spontaneität und Kreativität. Wenn aber Ideenreichtum und Engagement der Nachwachsenden zu Mangelerscheinungen werden, geht der Gesellschaft die produktive Unruhe verloren. Ich verkenne nicht, dass solche Unruhe auch Spannungen hervorrufen kann; der Generationenkonflikt ist von den Beteiligten ja nie als nur beglückend empfunden worden. Aber er hat doch insgesamt die positive Folge, dass Menschen ihre Gewohnheiten überprüfen und ihre Erkenntnisse ergänzen. Je weniger aber Generationenkonflikte schon innerfamiliär erlebt werden, desto größer wird die Verständnislücke zwischen Jung und Alt. Man schottet sich dann zunehmend gegeneinander ab. Die kleiner werdende Zahl junger Menschen erlebt die Älteren vor allem als Bewahrer ihres Besitzstandes; die Älteren empfinden die Jugendlichen als Störfaktoren, die es abzuwehren gilt. (…)
Natürlich gibt es auch eine positive Entwicklung: Junge Menschen finden heute ein objektiv günstigeres Umfeld vor als alle Generationen vor ihnen. Sie verfügen im Durchschnitt über eine qualifiziertere Ausbildung und eine durchweg bessere materielle Ausgangsposition. Ihnen stet im Wortsinne die Welt offen, auch wenn ihnen im Lande selbst nur wenige Stühle frei gehalten werden. (…) Dabei ist unsere Gesellschaft auch für junge Menschen faszinierend. Sie garantiert Demokratie. Sie verwirklicht Menschenrechte. Sie erlaubt freie Meinungsäußerung und gewährt im umfassendsten Sinne Freiheit. Aber diese Freiheit wird verschenkt, wenn sie nicht als Gestaltungsrecht verstanden und genutzt wird. Viele in unserer Gesellschaft neigen dazu, schädliche Folgen ihres Tuns zu sozialisieren, über die nützlichen aber privat zu verfügen. Die „Spaßgesellschaft“, die nicht über den Tag hinaus denkt, ist keine Erfindung der jungen Menschen, sondern wird von den Älteren selbst von den Eliten, vorgelebt. (…)
Dabei scheint mir die Bereitschaft der Jugendlichen zum Engagement völlig ungebrochen. Beispielsweise gibt es weit mehr Bewerber als Stellen für ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr. Interessante soziale Projekte an Schulen finden begeistertes Interesse. Hunderttausende junge Menschen arbeiten in Bürgerinitiativen und Vereinen mit. Vielleicht suchen sie sich manchmal neue Formen des Engagements; ihrem Enthusiasmus tut das aber keinen Abbruch. Und zuweilen ist das Sitzfleisch alter Platzhirsche hinderlicher für die Mitarbeit als das angeblich fehlende Interesse der Jungen.
Die Zukunft unserer Kinder muss uns mehr wert sein als ein Achselzucken. Wir Älteren schulden en kommenden Generationen nicht die Hinterlassenschaft angehäuften Reichtums. Wir schulden ihnen vor allem Mitmenschlichkeit in allen Lebensbezügen, in den Familien, im privaten Umfeld, an den Arbeitsstätten, in den demokratischen Institutionen. (…) Wenn wir den privaten Umgang miteinander menschlicher gestalten, befähigen wir uns gleichzeitig zu größerer gesellschaftlicher Teilhabe. Familie, Schule, Betrieb – dies alles sind Übungsfelder für soziale Kompetenz. Wo sie sich in dieser Funktion geschwächt zeigen oder ganz ausfallen, müssen wir uns Alternativen ausdenken. Die demokratische Gesellschaft braucht mehr Lernorte für Mitverantwortung.
Die Zeit vom 10.06.1999 (gekürzt)
Aufgaben: Teil 2
Nehmen Sie Stellung zu der im nachfolgenden Text aufgestellten Behauptung, die Informationstechnik habe sich zum Totengräber unzähliger Arbeitsplätze und des Standortes Deutschland entwickelt.
Den Jobkillern den Stachel ziehen
von Stephan Lorz
Die Angst vor den Jobkillern geht um im Land der Dichter und Denker. Haben in den sechziger Jahren die Kollegen Roboter und Computer bereits Abertausende von Arbeitsplätzen wegrationalisiert, macht sich nun Kollege Internet daran, ihr Werk fortzusetzen. Diesmal aber sind weniger die ohnehin schon gebeutelte Industriearbeiter in Gefahr, ihren Job zu verlieren, sondern die Dienstleister. Moderne Software ersetzt den Buchhalter, und leistungsfähige Datennetze dehnen den Arbeitsmarkt über die nationale Grenzen aus, so dass teure deutsche Programmierer zusehends mit billigeren indischen Experten konkurrieren müssen.
Rückgrat dieser Entwicklung sind Internet und Co. Die Computertechnik macht die Datennetze immer leistungsfähiger und immer schneller. Inzwischen ist es möglich, komplizierte und umfangreiche Informationen in „Echtzeit“ an jeden Ort der Welt zu übertragen. Ganze Abteilungen lassen sich auf diese Weise ins kostengünstigere Ausland transferieren. Virtuelle Konzerne bilden sich. Ihre über die ganze Welt verstreuten Verwaltungseinrichtungen und Produktionsstätten werden lediglich über Kommunikationsstränge zusammengehalten.
Diese allseits hochgelobte Informationstechnik hat sich nach der Ansicht von Skeptikern zum Totengräber unzähliger Arbeitsplätze und des Standortes Deutschland entwickelt.
Sicher werden durch die Elektronifizierung aller wirtschaftlichen Abläufe viele Arbeitsplätze überflüssig werden. Doch die gegenwärtige Herausforderung ist nicht neu. Schon immer haben neue Technologien durch ihren Produktivitätsfortschritt die Nachfrage nach „alter“ Arbeit reduziert; sei es, dass diese Tätigkeiten dann von Automaten übernommen wurden, die nur wenig Bedienungspersonal benötigten, oder von billigeren Arbeitskräften im Ausland.
Seit der industriellen Revolution sind auf diese Weise Millionen von manuell arbeitenden Menschen durch Maschinen ersetzt worden. Trotzdem hat im selben Zeitraum auch die Zahl der Arbeitsplätze kontinuierlich zugenommen. Gleichzeitig sind die Einkommen und der Wohlstand der Bevölkerung gewachsen; und zwar nicht trotz, sondern wegen des technischen Fortschritts. Eine Verweigerung der Industrialisierung seinerzeit hätte Deutschland zu einem verarmten Agrarstaat heute gemacht. Und wie das Beispiel der Vereinigten Staten zeigt, haben die Volkswirtschaften die meisten Arbeitsplätze geschaffen, die sich am stärksten und schnellsten an das neue Umfeld, auf neue Technologien eingestellt haben.
Die Arbeit wird durch den technischen Fortschritt also nicht weniger, sie verlagert sich nur. Eine Untersuchung des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo hat gezeigt, dass die positiven Beschäftigungseffekte von Innovationen auf jeden Fall überwiegen. Um den „Jobkillern“ den Stachel zu ziehen, gilt es deshalb die Wachstumsfelder zu erkennen, in denen neue Arbeitsplätze entstehen können. Zwischen 1973 und 1989 ging die Rechnung auf: Etwa drei Millionen Arbeitsplätze für unqualifizierte Arbeitskräfte sind in Deutschland weggefallen, dafür entstanden etwa fünf Millionen neue qualifizierte Jobs. Erst in jüngster Zeit ist der Wille zum Strukturwandel nicht mehr stark genug, wird die Veränderung blockiert, werden alte Strukturen bewahrt. Seither gehen wieder mehr Arbeitsplätze verloren, als neue geschaffen werden.
Das Parlament von 08./15.08.1997 (überarbeitet)
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