Persönliche Stellungnahme: Anwendung 3

Übungstext 3

Aufgaben:

1. Befolgen Sie die oben angegebenen „Arbeitsschritte“ und klären Sie unbekannte Begriffe.

2. Können Sie aufgrund eigener Erfahrungen die im Text beschriebenen Missstände und Gefahren bestätigen? Beachten Sie die Hinweise zur Aufgabenstellung.

Hinweise zur Aufgabenstellung finden Sie in Anlage 1

Persönliche Stellungnahme: Hinweise zur Aufgabenstellung

Es geht aus der Aufgabenstellung nicht immer klar hervor, ob eine Stellungnahme verlangt wird.

Mögliche Formulierung von Arbeitsaufträgen bzw. Fragen, die eine
persönliche Stellungnahme verlangen

 ·   Nehmen Sie Stellung zu der Aussage, …

·   Beurteilen Sie die Meinung
(die Forderung, den Vorschlag etc.) …

·   Bewerten Sie die Äußerung …

 ·   Halten Sie die Aussage (…) für sinnvoll?

·   Stimmen Sie der Forderung
(dem Vorschlag, der Auffassung etc.) … zu?

·   Teilen Sie die Auffassung  …?

Im Arbeitsauftrag ist die Aufforderung enthalten (z.B. Stellung nehmen, beurteilen, bewerten etc.), die subjektive Meinung zu einem Sachverhalt darzulegen  =  Stellungnahme
Es handelt sich hier um offene Problemfragen
(gegensätzliche Beantwortung ist möglich)
=  Stellungnahme

Tipps:  Die Fragestellung kann über die Standartformulierung hinaus zusätzliche Elemente enthalten.
hier: „aufgrund eigener Erfahrungen“

Die Aussage, zu der Stellung genommen werden soll, muss man sich manchmal selbst suchen,
hier: „die im Text beschriebenen Missstände“

Wider den Datensmog

von David Shenk

Kennen Sie ein wichtiges Informationsmittel, das nicht alle paar Monate „upgedated“ wird? Telefone werden kleiner, smarter, mobiler; PC verkehren miteinander in Gigabyte, und es existiert ein Kühlschrank mit Internet-Anschluss.

Das einzige System, welches gegen eine Aufrüstung resistent bleibt, ist das zwischen unseren Ohren.Dies ist das große Paradox der Informationsrevolution: Wir schaffen uns eine derart mächtige Kommunikationsumwelt, dass wir zu ihrem Sklaven werden, anstatt sie zu kontrollieren. „Für die Menschheit“, schreibt der Zoologe Desmond Morris, „wird das Hauptproblem sein, dass sie sich kulturell schneller entwickelt als genetisch.“

Die Zunahme von Informationen ist ein zweischneidiges Schwert. Wenn wir die Vorteile nutzen wollen, müssen wir lernen, mit dem Stress und dem Chaos umzugehen, die mit moderner Kommunikation einhergehen. Zwei Drittel kürzlich befragter Wirtschaftsmanager führten Spannungen mit Kollegen, Verlust der Jobzufriedenheit und belastete private Beziehungen auf Informationsüberflutung zurück.

Dieser Daten-Overkill ist die Kehrseite der „Informationsvielfalt“. Informationen waren einst knapp und wertvoll wie Gold. Heute sind sie so billig und reichlich zu haben, dass der größte Teil davon ungenutzt im Müll landet. Nur mit der Computermaus können wir mühelos ganze Bücher kopieren. Wenn wir eine E-Mail geschrieben haben, senden wir sie per Kopierfunktion an einen oder auch an Hunderte andere. Fotokopierern befehlen wir einfach, wie viele Exemplare wir ausgedruckt haben wollen. Hätten Sie sie gerne sortiert und geheftet? Kein Problem.

Nur selten beschäftigen uns die Nebenfolgen der niedrigen Verbreitungskosten für Informationen. „E-Mail ist eine offene Leitung in dein Zentrales Nervensystem“, sagt Michael Dertouzos, Direktor des Labors für Computerwissenschaft des Massachusetts Institute of Technology. „Es beansprucht Platz in deinem Hirn und verringert deine Produktivität.“

Was tut uns das Info-Bombardement an? Untersuchungen belegen als Folgen von Reizüberflutungen Frustration, Erinnerungsfehler, Verminderung des Urteilsvermögens, übersteigertes Selbstvertrauen und schwere Aufmerksamkeitsstörungen. „Die Leute scheinen eine Art Aufmerksamkeitsdefizit zu entwickeln, das nicht erblich bedingt ist“, sagt Dr. Theodor Gross, Experte für Konzentrationsstörungen. „Die Informationsexplosion hat etwas damit zu tun – all die eingehenden Faxe, E-Mails und Anrufe, mit denen die leute nicht mithalten können.“

Vielleicht ist dies der Grund, dass das Internet-Magazin „Wired“ die als „Attention Deficit Disorder“ bezeichnete Krankheit zum „offiziellen Hirnschaden des Informationszeitalters“ ernannt hat.

Je mehr wir miteinander „connected“ sind, desto isolierter voneinander leben wir. Es ist leichter, Leute zu erreichen – aber umso schwieriger, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Vermarkter greifen so zu immer aggressiverer Werbung; es entsteht ein Teufelskreis von immer stärkeren Reizen, immer abgebrühteren Konsumenten und noch schockierenderer Werbung.

Entscheidend ist, sich nicht an die digitale Leine legen zu  lassen. Handys, Laptops, Beeper können wichtige Hilfsmittel sein, aber sie dürfen nicht dazu dienen, Leute ans Büro zu fesseln. Elektronische „connectedness“ kann süchtig machen und Menschen vom langsamen, aber ungleich bereichernderen persönlichen Austausch abhalten.

Computer und Modems kontrollieren uns natürlich nicht wirklich. Aber sie können uns verführen. In unserem Enthusiasmus für High-Tech vergessen wir, dass die Maschinen für uns da sind und nicht umgekehrt. Neben einer gesunden Skepsis gegenüber technologischen Entwicklungen brauchen wir darum Verhaltensweisen, die die Stimulationsmanie nicht noch steigern, sondern uns helfen, eine gesunde Informationsökologie zu entwickeln. „Die wirkliche Aufgabe der  Zukunftstechnologien“, so der New Yorker Ökonom Eli Noam, „ist offenbar nicht die Produktion von Informationen und auch nicht ihre Übermittlung. So gut wie jeder kann Informationen hinzufügen. Die Frage ist, wie wir sie reduzieren.“

Der Spiegel 19/1999

Lösungen

Klärung unbekannter Begriffe

Datensmog
Umweltverschmutzung durch Daten

upgedated
überarbeitet, aktualisiert

Gigabyte
Maßeinheit für eine Milliarde Dateneinheiten

resistent
widerstandsfähig

Paradox
Widersinnigkeit, (scheinbar) widersprüchliche Aussage bzw. Erscheinung

Daten-Overkill
eine noch größere Datenmenge als die, welche nötig ist, um den Menschen damit zu ersticken

Produktivität
schöpferische Leistung, Ergiebigkeit

Info-Bombardement
Angriff, Beschießung mit Informationen

Frustration
Enttäuschung

Attention Deficit Disorder
mangelnde Fähigkeit, aufmerksam zu sein

connected
verbunden

an die digitale Leine gelegt
durch die elektronischen Medien gefesselt

Beeper
Piepser, Funkrufempfänger

Modem
Gerät, das die Datenübertragung vom Computer aus über die Fernsprechleitung ermöglicht

Enthusiasmus
Begeisterung, Entzücken

Stimulationsmanie
die Sucht, Anreize zu geben

Informationsökologie
verträgliches Verhältnis zwischen Menschen und Daten

Ausgearbeitete Stellungnahme

 

David Shenk äußert in seinem Kommentar „Wider den Datensmog“, der in dem Wochenmagazin „Der Spiegel“ 19/1999 erschienen ist, die Auffassung, dass wir einer gigantischen Informationsüberflutung ausgesetzt seien, die nicht mehr verkraften werden könne. Viele Menschen werden vom Computer abhängig, geraten in soziale Isolation bzw. bekommen psychische Probleme.

Der Autor übersieht jedoch
, dass mir als Schüler Computer und Internet große Dienste erweisen. So ist die Suche nach Materialien für Referate oder Seminararbeiten so bequem geworden wie nie zuvor. Man braucht nur bei einer Suchmaschine  den gewünschten Fachbegriff, wie z.B. Globalisierung, eingeben und innerhalb von wenigen Sekunden zeigt der Computer eine Vielzahl von Materialien auf dem Bildschirm an, die auch sofort ausgedruckt werden können. Zeitaufwändige Bibliotheksbesuche gehören also der Vergangenheit an.

Des Weiteren bieten z.B. Schulbuchverlage über das Internet Nachhilfeeinheiten für alle Fächer, Klassenstufen und Schularten an, die z.T. gegen ein bestimmtes Entgelt heruntergeladen werden können. Hier werden beispielsweise im Fach Mathematik Aufgaben mit ausführlich kommentierten Lösungsbeschreibungen angeboten. Im Bedarfsfalle kann man sogar mit einem Nachhilfelehrer über einen Chatroom oder via E-Mails in Kontakt treten und spezielle Lösungshinweise bzw. Zusatzerklärungen bekommen.


Auf der anderen Seite hat der Autor jedoch Recht, wenn er behauptet
, wir seien einer gigantischen Informationsüberflutung durch die Computertechnik ausgesetzt. Wenn man, wie im oben beschriebenen Falle, Informationen zu einem bestimmten Thema oder Begriff sucht, so kann eine Suchmaschine allein schon unter Umständen Tausende von Einträgen bzw. Texten dazu finden. Bedenkt man aber, dass es Dutzende von Suchmaschinen und einschlägigen Internetadressen gibt, über welche die gewünschten Informationen abgerufen werden können, so wird einem schnell klar, dass man dieses immense Angebot niemals auswerten kann.  Die Metapher von der Infolawine, unter der der Nutzer erstickt, hat also ihre volle Berechtigung.

Darüber hinaus faszinieren die Möglichkeiten von Computer und Internet viele Menschen derart, dass sie sich so stark in ihren Bann ziehen lassen und dabei die sozialen Kontakte zur Umwelt mehr und mehr verlieren. So gibt es immer mehr Jugendlichen, die in der virtuellen Welt der Computerspiele versinken und dabei nicht mehr merken, wie sie die sozialen Beziehungen zu Mitschülern, Freunden oder Arbeitskollegen  gegen eine künstliche Spielwelt eintauschen, wo sie z.B. als Superman alle Gegner abschießen müssen. Dauert dieser Zustand länger an, so kann es zu ernsthaften Persönlichkeitsveränderungen kommen.


Resümierend kann gesagt werden
, Computer und Internet bieten einerseits ungeahnte Möglichkeiten der Informationsbeschaffung aus allen Teilen der Welt, andererseits können solche Angebote teilweise süchtig machen und zu einem Realitätsverlust bei den  „Usern“ führen.

Bei genauerer Betrachtung der ständig wachsenden Zahl von Internetnutzern kann man jedoch feststellen, dass bei kritischer, bewusster  und selbstbestimmter Nutzung der modernen Individualmedien die durch sie entstehenden Gefahren weitgehend ausgeschaltet werden und bevorzugt nur die Vorteilegenutzt werden können.