Persönliche Stellungnahme: Anwendung 2
Übungstext 2
Aufgaben:
Nehmen Sie Stellung zu den letzten beiden Sätzen des Textes, in denen die Autorin behauptet, die traditionellen Rollenerwartungen, die hauptsächlich durch die von Männern dominierten Strukturen stabil gehalten werden, würden den emanzipatorischen Durchbruch der Frauen in Ausbildung und Beruf hemmen. Arbeiten Sie zunächst zu dem nachfolgenden Übungstext die ersten vier Punkte der genannten „Arbeitsschritte“ für die Stellungnahme ab und klären Sie unbekannte Begriffe.
Traue ich mir das zu?
von Ingeborg Wender
Zutrauen in die eigenen Kräfte besitzen; Zutrauen haben, zukünftig erfolgreich technische Probleme lösen zu können; der Glaube an die eigene Selbstwirksamkeit – ist dies eine Schlüsselqualifikation für eine zukünftige Ingenieurtätigkeit? Und spezieller gefragt: Ist Selbstwirksamkeitserwartung ein Schlüssel zur Erhöhung des Frauenanteils in der Technik? (Selbstwirksamkeitserwartung wird definiert als die Überzeugung in die eigenen Fähigkeiten, Handlungen so zu organisieren und durchzuführen, dass sie die Bewältigung zukünftiger Aufgaben in einem bestimmten Bereich sicherstellen.)
Studien haben ergeben, dass junge Männer eine hohe Selbstwirksamkeit hinsichtlich ingenieur- und naturwissenschaftlicher Tätigkeiten aufweisen, junge Frauen hingegen geringe. Das Umgekehrte gilt für die sprach- und sozialwissenschaftlichen Tätigkeiten. Eine geringe Selbstwirksamkeit führt zu Vermeidungsverhalten, geringem Durchhaltevermögen bei Schwierigkeiten, Antriebsschwäche und zu Hilflosigkeit. Eine hohe Selbstwirksamkeit führt zur Meisterung der als schwierig erlebten Aufgaben, interessiertem und engagiertem Zugehen auf das Aufgabenfeld, Antriebsstärke und Durchhaltevermögen. Selbstwirksamkeitsüberzeugung ist nicht angeboren, sondern entwickelt sich auf Grund vielfältiger Erfahrungen junger Menschen. Der amerikanische Psychologe Albert Bandura nennt vier wichtige Erfahrungen, die Jugendliche machen sollten. Dazu gehören vor allem der erfolgreiche Umgang mit Problemsituationen, die Beobachtung von Modellpersonen, eine verbale Aufmunterung und Zuspruch sowie Erregungen, die als aktive Handlungsimpulse interpretiert werden.
Die berufliche Entwicklung von jungen Frauen kann demnach durch den Aufbau einer soliden Selbstwirksamkeitserwartung für Ingenieur- und andere männertypische Berufe durch die Berücksichtigung der vier genannten Erfahrungen unterstützt werden – zum Beispiel durch entsprechend aufgebaute Förderprojekte. Dies gilt für junge Männer entsprechend für die sozialen und pädagogischen Berufe. Doch schlägt in weiten Teilen der gesellschaftlichen Praxis den Mädchen eine traditionelle Rollenerwartung entgegen, die durch die von Männern dominierten Strukturen noch relativ stabil gehalten wird. Auf diese Weise wird der emanzipatorische Durchbruch der Frauen in Ausbildung und Beruf stark gehemmt.
abi Berufswahl-Magazin 10/1998
In der nachfolgenden Schülerarbeit wird zu der im Text angeführten Aussage Stellung genommen, die traditionellen Rollenerwartungen, die hauptsächlich durch die von Männern dominierten Strukturen stabil gehalten werden, würden den emanzipatorischen Durchbruch der Frauen in Ausbildung und Beruf hemmen.
Aufgaben:
2.1 Um welche der drei möglichen Varianten der Stellungnahme handelt es sich bei der Schülerarbeit? Machen Sie die vier Textbausteine kenntlich.
2.2 Beurteilen Sie Umfang und Qualität der Argumentation für und gegen die genannte These von Ingeborg Wender.
2.3 Untersuchen Sie den letzten Textbaustein im Hinblick auf die inhaltliche Ausgestaltung.
2.4 Verbessern Sie die Schülerarbeit unter Einbeziehung Ihrer Kenntnisse aus den Fragen 2) und 3).