Textwiedergabe

Inhaltsangabe

Auch die literarische Inhaltsangabe verzichtet auf die Wiedergabe von Einzelheiten und versucht, das Wesentliche herauszuarbeiten. Man bemüht sich also um eine abstrahierende Zusammenfassung i.d.R. der Handlung bzw. des äußeren Geschehens. Was dies im Einzelnen bedeutet, entnehmen Sie bitte der Tabelle. Drucken Sie diese Tabelle im Querformat aus.

Inhaltsangabe   Checkliste
1. Die Inhaltsangabe beginnt mit den Angaben über Autor, Titel, Textsorte und Quelle. Ferner nennt man Thema bzw. Problem, Zeit, Ort, Handlung und Personen.
2. Herausarbeitung der wesentlichen Erzählschritte, die Auskunft geben über die äußere Handlung und das innere Geschehen (Handlungsgerüst)
3. Darstellung von Zusammenhängen in der Handlung, von Ursache und Wirkung und Zeitstrukturen 
4. Keine Schilderung oder Nacherzählung von Ereignissen oder Umständen
5. Kein Aufbau von Spannung, d.h. Vorwegnahme des Ergebnisses z.B. in der Einleitung, daher Umstellung der chronologischen Reihenfolge möglich: Pointe, Schluss o.Ä. am Anfang
6. Nüchterne Übersetzung der bildhaften Formulierungen in Sachaussagen
7. Keine Nachahmung der Sprache oder des Erzählstils der Textvorlage
8. Lediglich eingeschränkte Personencharakterisierung, i.d.R. nur mit Hilfe äußerer Merkmale
9. Verzicht auf Zitate und direkte Rede – notfalls Umwandlung in indirekte Rede
10. Zeitstufe der Inhaltsangabe: Gegenwart (Präsens), für vorzeitige Ereignisse: Perfekt

Textwiedergabe: Textvorlage

Inhaltsangabe in Stichpunkten

Aufgaben:

1. Lesen Sie die folgende Kurzgeschichte und machen Sie sich stichpunktartige Notizen, was die Inhaltsangabe alles enthalten muss.

2. Untersuchen Sie die Beziehung zwischen Vater und Sohn.

Denk immer an heut Nachmittag

von Gabriele Wohmann 

„Eine halbe Stunde Fahrt auf der Hinterplattform“, sagte der Vater, „wieder was Schönes zum Drandenken.“

Die Bahn ruckelte durch die dunklen feuchten Gässchen von Gratte. Spätnachmittags, die Zeit, in der noch einmal alle Frauen ihre Einkaufstaschen zu den Krämern trugen, in die Auslagen der engen Schaufenster starrten und wie im Gebet die Lippen bewegten, während sie die Münzen in ihren klebrigen Portemonnaies zählten. Die letzten Minuten, bevor die Kinder endgültig hinter den schartigen Hausmauern verschwänden, ehe die Männer auf ihren Motorrädern in das Delta der Gassen donnern würden.

Das Kind hielt die Messingstange vor der Fensterscheibe fest, aber immer wieder rutschte die glatte Wolle seiner Handschuhe ab.

„Wie im Aussichtswagen. Lauter lustige Dinge“, sagte der Vater. „Du kannst immer dran denken: wie lustig war’s doch, als wir plötzlich bei Wickler im Fenster die Mannequins entdeckten und als der Vater sagte: schön, wir fahren eine Bahn später. Die hübschen Mannequins, weißt du’s noch?“

„Ja“, sagte das Kind. Sein Knie spürte den Koffer.

Die Bahn fuhr jetzt durch eine Straße mit eckigen unfrisierte Gärtchen, und Gratte sah nur noch wie ein dicker dunkler Pickel aus. Dann Bäume, die meisten noch kahl, eine Bank mit einem Mädchen, das die Fingernägel reinigte, gekrümmte nackte Kiefernstämme in sandigen Kahlschlägen.

„Der Wald von Laurich“, sagte der Vater, „er zieht sich bis zu deinem Schulheim. Ihr werdet ihn wahrscheinlich oft zu sehen bekommen, Spiele im Wald veranstalten, Schnitzelversteck und was weiß ich, Räuberspiele, Waldlauf.“

Ein fetter Junge auf dem Fahrrad tauchte auf und hetzte in geringem Abstand hinter der Bahn her. Sein schwitzendes bläuliches Gesicht war vom Ehrgeiz verunstaltet, die farblose dicke Zunge lag schlaff auf der Unterlippe. „Zunge rein“, rief der Vater und lachte. Ob er’s schafft? Was meinst du?“

„Ich weiß nicht“, sagte das Kind.

„Ach du Langweiler“, sagte der Vater.

Das Kind merkte mit einer geheimen Erregung, dass seine Augen jetzt schon wieder nass wurden; das Fahrrad, der hechelnde schwere Körper und das besessene Gesicht des jungen schwammen hinter der Scheibe.

Mit gekränkter Stimme sagte der Vater:

„Und vergiss nicht die Liebe deiner Mutter. Sie ist dein wertvollster Besitz. Präge es dir ein. Vergiss nicht, wie lieb sie dich hatte, und handle danach. Tu nur, was sie erfreut hätte. Ich hoffe sehr, du kannst das behalten.“

Immer größer wurde der Abstand zwischen dem Fahrrad und der Plattform, aber obwohl keine Aussicht mehr bestand, in diesem Wettbewerb zu gewinnen, gab der Junge nicht auf. „Siehst du“, sagte der Vater, der lässt nicht locker.“

Seine Stimme war stolz und fast zärtlich.

Das Kind sah in das fleckige Gesicht des Jungen, aus dem die Zunge sich plötzlich listig reckte, zugespitzt, blass zwischen den weißen verzogenen Lippen.

Der Vater lachte:

„Siehst du, jetzt streckt er dir die Zunge raus! Vielleicht ist es sogar ein Lauricher, ein zukünftiger Kamerad. Dann würdest du schon einen kennen.“

Sie sahen von der Plattform aus die hellgrün gestrichenen Gebäude vor dem Ulmenwäldchen, alles sah doch anders aus als auf den Bildern des Prospekts. Sie gingen zwischen Äckern den großen Gebäuden entgegen.

„Wie freundlich das daliegt“, sagte der Vater. „Zu meiner Zeit waren Schulen noch nicht so nett. Da, der Sportplatz! Ich hoffe sehr, du wirst hier allmählich Spaß am Sport bekommen. Richtige Muskeln, weißt du. Du musst sonst auf sehr viel Gutes im Leben eines Mannes verzichten.“

Ein hoher Drahtzaun umschloss den Platz. Eine Horde von Kindern, die aus der Entfernung einheitlich schwarz wirkte, rannte und stieß und schrie planlos durcheinander, und ab und zu erhob sich plump und dunkel ein eiförmiger Ball, einem kranken Vogel ähnlich, über die Masse der Köpfe.

„Komm“, sagte der Vater und griff nach der Hand des Kindes, „komm wir eilen uns ein bisschen, vielleicht können wir noch sehen, wer gewinnt.“

Durch die Handschuhwolle spürte das Kind den Wärmestrom. Es hatte Lust, den Handschuh auszuziehen, aber es regte seine Finger nicht. Von Neuem schwoll das Nasse in seinen Augen, es war ein Gefühl, als wollten die Augen selbst aus der Spange der Lider platzen. Das Nasse schmierte die Gebäude, den Sportplatz, das Gewimmel der Kinder in eine mattglasige Einheit, aus der jetzt der Ball wieder schwarz und träge in den Himmel aufstieg; und denn sah es nichts mehr, gar nichts, es hörte die kreischenden Rufe, los, los, vorwärts, es spürte die Hand seines Vaters und roch den fauligen dumpfen Abendgeruch der aufgeworfenen Erde, aber es sah nichts mehr, so dass es nur die Erinnerung an den hochtorkelnden Ball festhielt. Es ließ den Ball sich höher hinaufschrauben, es ließ ihn nicht wieder zurückfallen zwischen die stoßenden und wetzenden Beine, es schraubte ihn so hoch, bis es sich nicht mehr vorstellen konnte, dass er wieder auf die Erde zurück müsste.

„Behalte all das in Erinnerung“, sagte der Vater. „All das Schöne und Liebe, das deine Mutter und ich dir zu geben versucht haben. Und wenn’s mal trübe aussehen sollte, denk zum Beispiel an heut Nachmittag. Das war doch wie ein richtiger lustiger Ausflug. Denk immer an heut Nachmittag, hörst du? An alles, an die Wäffelchen, an Wicklers Schau, die Plattform, an den Jungen auf dem Fahrrad. Hörst du?“

„Ja“, sagte das Kind.

Gegen seinen Willen musste es feststellen, dass die Augen wieder ordentlich und klar zwischen den Lidern saßen.

Sie waren jetzt nah am Sportplatz, die quadratischen Maschen des Zaungitters lösten sich einzeln aus dem Dunkelgrau, in das wie eine gegorene, von Würmern geschwollene Pflaume der Ball zurückklatschte. Nun erst fiel ihm auf, dass es noch nie daran gedacht hatte, seinen Vater zu bedauern.

Gabriele Wohmann, „Ländliches Fest und andere Erzählungen“, Neuwied/Berlin 1968

Textwiedergabe: Textvorlage: Schülerarbeit

Beurteilung einer Schülerarbeit

Aufgaben:

3. Lesen Sie die vorliegende Inhaltsangabe sorgfältig durch und beurteilen Sie, ob die Schülerarbeit alle Anforderungen an die Inhaltsangabe erfüllt. Verwenden Sie dazu die ausgedruckte Checkliste. Überprüfen Sie auch, ob die formalen Angaben stimmen.

Inhaltsangabe (Schülerarbeit)

Die Kurzgeschichte „Denk immer an heut Nachmittag“ von Gabriele Wohmann handelt von einer gestörten Vater-Sohn-Beziehung. Die Autorin zeigt, wie schwer es einem Vater fällt, auf die Gefühle und Interessen seines Sohnes einzugehen, obwohl er sich sehr um sein Kind bemüht. Am Ende der Geschichte kommt der Sohn zu einer entscheidenden Erkenntnis.

Die Geschichte spielt sich auf dem Weg zum zukünftigen Schulheim des Sohnes ab, der die vertraute Umgebung verlassen muss, weil die Mutter offensichtlich gestorben ist. Auf der Zugfahrt dorthin versucht der Vater, den Sohn an all das für ihn Schöne des vergangenen Nachmittags zu erinnern, z.B. an einige Mannequins, die ihn als Erwachsenen beeindruckt haben, und sagt immer wieder: „Und vergiss nicht die Liebe deiner Mutter.“ Er erkennt dabei nicht, dass der Sohn hierfür kein Interesse zeigen kann, sondern vielmehr mit den Tränen und seiner Angst vor der Schule zu kämpfen hat.

Der Vater erinnert den Sohn immer wieder an die Liebe seiner Mutter, und als er einen Jungen auf einem Fahrrad erblickt, der versucht, den Zug einzuholen, entwickelt er für dieses Kind wegen seines Ehrgeizes mehr Gefühl als für den eigenen Sohn. Auch als sie an der Schule ankommen und eine Gruppe von Kindern auf dem Sportplatz beim Ballspielen entdecken, weist der Vater in Unkenntnis seiner Probleme das Kind darauf hin, wie wichtig doch Sportlichkeit und Muskelkraft für einen Mann sind. Den Jungen berührt all dies relativ wenig. Für ihn ist der Ball, mit dem die Kinder spielen, wie ein kranker Vogel.
Erst als er erkennt, wie schwer dem Vater der Umgang mit ihm fällt und wie dringend dieser die Liebe und Zuneigung eines anderen Menschen nötig hat, kann das Kind seine eigene Angst und sein Selbstmitleid überwinden.

Lösungen

Verbesserung einer Inhaltsangabe

 

Inhaltsangabe (Schülerarbeit)     Positives bzw. Negatives
Die Kurzgeschichte „Denk immer an heut Nachmittag“ von Gabriele Wohmann handelt von einer gestörten Vater-Sohn-Beziehung. Die Autorin zeigt, wie schwer es einem Vater fällt, auf die Gefühle und Interessen seines Sohnes einzugehen, obwohl er sich sehr um sein Kind bemüht. Am Ende der Geschichte kommt der Sohn zu einer entscheidenden Erkenntnis.    Erscheinungsort  bzw. Quelle und Erscheinungsdatum
fehlen

Der letzte Satz will Spannung erzeugen.

Die Geschichte spielt sich auf dem Weg zum zukünftigen Schulheim des Sohnes ab, der die vertraute Umgebung verlassen muss, weil die Mutter offensichtlich gestorben ist. Auf der Zugfahrt dorthin versucht der Vater, den Sohn an all das für ihn Schöne des vergangenen Nachmittags zu erinnern, z.B. an einige Mannequins, die ihn als Erwachsenen beeindruckt haben, und sagt immer wieder: „Und vergiss nicht die Liebe deiner Mutter.“ Er erkennt dabei nicht, dass der Sohn hierfür kein Interesse zeigen kann, sondern vielmehr mit den Tränen und seiner Angst vor der Schule zu kämpfen hat.   Hauptsächlich Wiedergabe des äußeren Geschehens,
z.B. der Handlung;
Herausarbeitung von Ursache und Wirkung;
Zeitstufe: Gegenwart (Präsens), für vorzeitige
Ereignisse: Perfekt

Das Zitat ist überflüssig: Streichen!

Der Vater erinnert den Sohn immer wieder an die Liebe seiner Mutter, und als er einen Jungen auf einem Fahrrad erblickt, der versucht, den Zug einzuholen, entwickelt er für dieses Kind wegen seines Ehrgeizes mehr Gefühl als für den eigenen Sohn. Auch als sie an der Schule ankommen und eine Gruppe von Kindern auf dem Sportplatz beim Ballspielen entdecken, weist der Vater in Unkenntnis seiner Probleme das Kind darauf hin, wie wichtig doch Sportlichkeit und Muskelkraft für einen Mann sind. Den Jungen berührt all dies relativ wenig. Für ihn ist der Ball, mit dem die Kinder spielen, wie ein kranker Vogel.   Nüchterne Übersetzung der bildhaften Formulierungen
in Sachaussagen

Bild: Ball = Pflaume entschlüsselt

Metapher nicht ausgewertet: Streichen!

Erst als er erkennt, wie schwer dem Vater der Umgang mit ihm fällt und wie dringend dieser die Liebe und Zuneigung eines anderen Menschen nötig hat, kann das Kind seine eigene Angst und sein Selbstmitleid überwinden. Ergebnis der Kurzgeschichte