Hörfunknachrichten

Sprechen muss anders sein als Schreiben

Das Medium Radio ist nach wie vor sehr beliebt. Häufiger als andere Medien wird es nebenbei genutzt, d.h. die Hörer gehen gleichzeitig einer anderen Beschäftigung nach (Auto fahren, Hausarbeiten erledigen etc.).

Dieser Umstand hat wiederum Rückwirkungen auf die Gestaltung der Hörfunknachrichten:
Kann bei der Zeitungsnachricht der schwarz auf weiß vorliegende Text langsam, schnell oder gar mehrmals gelesen werden, so ist bei Rundfunknachrichten jedes Wort unwiederbringlich.

Dieser Sachverhalt stellt an die Konzentrationsfähigkeit der Radiohörer erhebliche Anforderungen. Für Rundfunkredakteure gelten daher besondere Regeln, wenn Sie „Spreche schreiben“. (Die umgangssprachlich klingenden Begriffe „Spreche“ und Schreibe“ sind im Fachjargon von Journalisten weit verbreitet.)

Anforderungen an die Gestaltung von Hörfunknachrichten:

1. Am Anfang steht ein kurzer Lead-Satz (Schlagwortcharakter), der die
wichtigste Information enthält.

2. Kein Satz darf aus mehr als 13 Wörtern bestehen.

3. Ganz kurze und etwas längere Sätze sollten abwechselnd aufeinander
folgen. (Die Hörer  sehnen sich nach einer kurzen Konzentrationsphase
nach Entspannung.)

4. Der Inhalt muss trotz seiner Kürze richtig und treffend sein.

5. Stilregel: Umgangston treffen und keine Kunstsprache mit
Fremdwörtern verwenden.

Aufgabe

Es gehört zu den Übungsaufgaben für Volontäre im Hörfunk, umfangreichere Zeitungstexte in „sendbare“ Radiomeldungen umzuschreiben, die z.B. nicht länger als 15 Sekunden dauern dürfen, wenn sie gelesen werden.

Arbeitsauftrag:

Zu dem nachfolgenden Text wurden von Volontären verschiedene Radiomeldungen verfasst. Untersuchen Sie die drei anschließend aufgeführten Vorschläge hinsichtlich ihrer Übereinstimmung mit den oben genannten Anforderungen.


Keine Panik

Auch in wirtschaftlich schwächeren Zeiten haben Hochschulabsolventen im Vergleich zu weniger qualifizierten Arbeitskräften bessere Karten auf dem Arbeitsmarkt.

Studieren lohnt sich. So lautet das Fazit einer Studie des Netzwerks „Wege ins Studium“, an dem unter anderem die Bundesanstalt für Arbeit, der Bundeselternrat und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) beteiligt sind.

Die positive Einschätzung kommt vor allem durch die Betrachtung der langfristigen Entwicklung des Arbeitsmarktes für Akademiker zustande. Diese erweist sich laut Studie als viel stabiler, als es die momentane Untergangsstimmung vermuten lässt.

Während die Zahlen der arbeitslosen Facharbeiter und Personen ohne Berufsabschluss in den vergangenen 25 Jahren deutlich in die Höhe schnellten, blieb die Arbeitslosenquote bei den Akademikern vergleichsweise konstant. Mit 2,6 Prozent im Jahr 2002 liegt sie nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zudem deutlich unter dem Niveau von insgesamt 7,7 Prozent der Gesamtarbeitslosen- quote. Dieser Trend werde sich in Zukunft fortsetzen. Denn der Bedarf an Hochqualifizierten wächst, während die Geburtenraten sinken und das hohe Durchschnittsalter der zurzeit berufstätigen Akademiker  einen hohen Ersatzbedarf mit sich bringen wird.

Kurzfristige Bewegungen am Arbeitsmarkt sollten demnach nicht zur übereilten Abkehr vom Studienwunsch führen. Nach wie vor seien das Fachinteresse und die persönliche Eignung die wichtigsten Voraussetzungen für Erfolg in Studium und Beruf. Außerdem eröffne sich gerade für Hochschulabsolventen ein breites Spektrum an möglichen Berufsfeldern. In konjunkturell schwierigeren Zeiten gelte es , flexibel auf die Arbeitsmarktlage zu reagieren und alle Optionen zu nutzen.

UNI-Magazin 01/2003 (gekürzt)

Varianten

Akademiker seltener arbeitslos

Auch in Krisenzeiten haben Hochschulabsolventen bessere Karten auf dem Arbeitsmarkt. Im Jahre 2002 betrug ihre Arbeitslosenquote 2,6 Prozent. Die Gesamtarbeitslosenquote lag hingegen bei 7,7 Prozent. Da der Bedarf an Hochqualifizierten wächst, werde sich dieser Trend fortsetzen. Dies betont das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.

Arbeitslosenquote bei Akademikern niedriger

Auch in wirtschaftlich schwächeren Zeiten haben Hochschulabsolventen bessere Karten auf dem Arbeitsmarkt als die Normalbürger. Mit 2,6 Prozent im Jahr 2002 liegt ihre Arbeitslosenquote deutlich unter dem Niveau des Gesamtwertes von 7,7 Prozentpunkten. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen. Der Bedarf an Hochqualifizierten wird nämlich weiter steigen.

Studieren lohnt sich

Akademiker sind seltener ohne Job als andere Arbeitnehmer. Ihre Arbeitslosenquote lag 2002 bei 2,6 Prozent. Der Gesamtwert lag hingegen bei 7,7 Prozent. Da der Bedarf an Hochqualifizierten weiter steigt, hält dieser Trend auch künftig an.

Vom Schreiben zum Sprechen

Aufgabe

Verfassen Sie zu nachfolgendem Zeitungsbericht eine Hörfunkmeldung, die gelesen etwa 20 Sekunden dauert. Beachten Sie dabei die formalen Anforderungen, die an Hörfunknachrichten gestellt werden.

Lesen Sie „Ihre“ Nachricht laut vor und zeichnen Sie sie auf einem Kassettenrecorder auf und vergleichen Sie sie mit der einer Nachrichtensendung aus dem Radio bzw. mit dem Vorschlag auf der Lösungsseite.


Die Unesco legt dramatische Zahlen zur Wasserknappheit vor
Frage des Überlebens der Menschheit
Wichtigstes Element – Durch Verschmutzung sterben 6000 Kinder

Paris (dpa) – Die Unesco hat eine energische Politik zum
Schutz des immer knapper werdenden Trinkwassers gefordert.

Angesichts der „Untätigkeit der Politik“ werde in zahllosen Regionen dieser Welt das Wasser „in bisher ungeahnten Ausmaßen“ knapp, heißt es im ersten Welt-Wasser-Bericht der UN – Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur. Jeden Tag sterben, so die Unesco, in der Welt etwa 6000 Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser übertragen werden.

Insgesamt sind verunreinigtes Wasser und mangelhafte Abwasserentsorgung die Ursache für 80 Prozent aller Krankheiten in Entwicklungsländern. Beste Abhilfe zur Linderung der Abwasserknappheit ist laut Unesco der verstärkte Bau von Kläranlagen. Die „größte Herausforderung“ sei eine Verbesserung der Bewässerungstechniken in der Landwirtschaft.

Bislang würden etwa 60 Prozent des hier verwendeten Wassers verschwendet. „Unter allen Krisen der Menschheit betrifft die Wasser-Krise das wichtigste Element unseres Überlebens“, sagte Unesco – Generaldirektor Koichiro Matsuura. Besorgnis erregend sei nicht nur die Verschmutzung des Wassers, sondern auch die Erhöhung seiner Temperatur.

Während  in den reichen Industriestaaten Wasser verschwendet werde, bringe das Bevölkerungswachstum in den trockenen Gebieten der Erde – im Nahen Osten, in Nordafrika und Südasien – akute Wasserknappheit mit sich. Eine einzige Toilettenspülung in den Industriestaaten verbraucht dem bericht zufolge so viel Wasser, wie ein Mensch in einem Entwicklungsland pro Tag für Waschen, Trinken und Kochen zur Verfügung hat.

40 Prozent der Weltbevölkerung verfügen nicht über eine adäquate Wasserentsorgung. 1,1 Milliarden Menschen, etwa ein Sechstel der Weltbevölkerung, haben keinen Zugang zu sauberem Wasser.

Lösungen

Ausgangstext auf ca. 20 Sekunden gesprochenen Text reduziert

Unesco klagt Trinkwassermangel an.

Täglich sterben in Entwicklungsländern 6000 Kinder an den Folgen von verschmutztem Wasser.

Die UNO fordert daher den Bau von Kläranlagen.

Beklagt wird weiter die zunehmende Erwärmung des Wassers.

Industriestaaten verschwenden das kostbare Nass im Überfluss.

Rundfunknachrichten müssen, wie man hier sieht, äußerst stark gekürzt werden. Dabei tritt das Problem auf, welche Informationen ausgewählt und welche weggelassen werden. Hier muss sehr sorgfältig abgewogen werden, damit die Nachricht den Ausgangstext nicht inhaltlich verfälscht wiedergibt.



Variante 1

  • Der Lead-Satz ist inhaltlich treffend und hat Schlagwortcharakter.
  • Die Nachricht selbst ist zu lang (Dauer beim normalen Lesen ca. 30 s).
  • Es wird eine sinnvolle Informationsauswahl getroffen.
  • Kein Satz enthält mehr als 13 Wörter, aber sie sind alle in etwa gleich lang (7 bis 10 Wörter).

Variante 2

  • Der Lead-Satz ist inhaltlich treffend und hat Schlagwortcharakter.
  • Die Nachricht selbst ist zu lang (Dauer beim normalen Lesen ca. 30 s).
  • Es wird eine sinnvolle Informationsauswahl getroffen.
  • Die ersten beiden Sätze sind zu lang (15 bzw. 18 Wörter).

Variante 3 – Die beste Lösung

  • Der Lead-Satz ist inhaltlich treffend und hat Schlagwortcharakter.
  • Die Nachricht hat in etwa die richtige Länge (ca. 15 bis 16 s).
  • Es wird eine sinnvolle Informationsauswahl getroffen.                                            
  • Kürzere und etwas längere Sätze wechseln sich ab.