Boulevardpresse

Beliebt und kontrovers beurteilt

Täglich werden rund 5,8 Millionen Boulevardblätter verkauft. Dies geschieht ausschließlich am Kiosk. Diese Zeitungen spielen nicht nur an Stammtischen wegen ihrer populären Themen, sondern auch in der politischen Meinungsbildung eine nicht zu unterschätzende Rolle. Kennzeichnend ist ihre reißerische Aufmachung. Wegen ihrer außergewöhnlich hohen Auflage (über 4,2 Mill.) nimmt „BILD“ eine Sonderstellung ein. Ein Drittel ihrer elf Millionen Leser verlässt sich ganz auf sie Die anderen benutzen sie als Zweitzeitung, lesen also auch noch ein regionales Blatt.


Die Meinungen über „BILD“ sind geteilt:

 

Ihre Anhänger loben:

  • die Kürze der Artikel
  • die leicht verständliche Sprache
  • das Engagement („BILD kämpft für sie“)
  • den hohen Unterhaltungswert
  • den ausführlichen Sportteil
  • die Aktualität

 

  
Die Kritiker betonen, BILD

 

  • vereinfache viele Sachverhalte bis zur Verfälschung des Nachrichtenkerns
  • bausche unwichtige Themen auf und lasse wichtige weg
  • verwende zuweilen illegale Methoden der
    Nachrichtenbeschaffung
  • verstoße häufiger als andere Presseorgane
    gegen die Publizistischen Grundsätze des
    Deutschen Presserates

Aufgaben

Meinungen:

1. Boulevardblätter sind in der Regel ausschließlich Straßenverkaufszeitungen. Jeden Tag entscheiden sich z.B. 4,2 Millionen Menschen durch ihren Kauf für „BILD“. Ist angesichts dieser hohen Nachfrage die Kritik an diesem Blatt angebracht?

2. Die Boulevardzeitungen haben in den letzten Jahren erhebliche Auflagenverluste hinnehmen müssen. Dies wird vor allem darauf zurückgeführt, dass die Unterhaltungsbedürfnisse des Publikums durch das Fernsehen in zunehmendem Maße abgedeckt werden. Belegen Sie diese Aussage mit eigenen Seherfahrungen.

Lösungen

Einerseits ist sie nicht berechtigt, denn…

Zeitungsverlage sind private Wirtschaftsunternehmen. Als solche versuchen sie ihr Produkt so zu gestalten, dass die Verkaufszahlen und  der Gewinn optimiert werden. Wenn also sehr viele Menschen eine Zeitung wie die BILD nachfragen, so kann daran nichts kritisiert werden. Der mündige Bürger soll seine Zeitung ohne Bevormundung selbst wählen.

Vorausgesetzt werden muss jedoch, dass die publizistischen Grundsätze des Deutschen Presserates beachtet werden.

Andererseits ist die Kritik richtig, denn …

die Boulevardmedien nützen geheime Sehnsüchte der Zuschauer aus, um ihre Auflagen zu steigern. Vor allem Jugendliche können diesen Medien noch nicht mit dem nötigen kritischen Bewusstsein begegnen, ihnen ist also nicht bewusst, dass sie möglicherweise manipuliert werden, indem das vermittelte Bild z.B. von Politik nicht der Realität entspricht.

Manche Menschen meinen, Medien sollten durch eine anspruchsvollere Gestaltung und Berichterstattung die Leserschaft gewissermaßen zum „guten Geschmack erziehen“.

 

Vor allem die privaten Fernsehprogramme haben die Leser der Boulevardzeitungen abgeworben:

  • Sie widmen sich im Bereich der Informationssendungen vorrangig so genannten Human-Touch-Themen, die sich mit der Prominenz, mit Schicksalen und Verbrechen beschäftigen.
  • Durch das „Realitätsfernsehen“ werden die Sensationsbedürfnisse der Zuschauer befriedigt. Es werden z.B. Erlebnisberichte von Katastrophenopfern und Polizisten, Brandeinsätze der Feuerwehr und eingequetschte Unfallopfer, Amokläufe, Geiselnahmen etc. live gefilmt und nachgestellt.
  • In Talkshows zerren v.a. Moderatorinnen vor begeisterten Studiogästen die alltäglichen Nöte und Nichtigkeiten, die Sehnsüchte und sexuellen Abnormitäten, die Ängste und Fantasien von Herrn und Frau Jedermann ans Tageslicht. Zuweilen ließ die Dramaturgie der Shows die Studiogäste Dinge sagen, die sie später bereuten. Nicht selten führte dies zu schweren psychischen Problemen der Betroffenen.