Lyrik
Eigenheiten der Lyrik
Woran erkennt man Lyrik? Von den beiden anderen Gattungen, der Dramatik und der Epik, unterscheidet sie sich meistens durch ihre Kürze und dadurch, dass die Form eine besondere Rolle spielt.
Die Farben verdeutlichen den paarweise auftretenden Endreim.
Auch dieses „unmögliche“, nicht sehr ernst zu nehmende Gedicht ohne besonderen Tiefgang weist typische Merkmale der Lyrik auf. |
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Auch der folgende Text gehört in den Bereich der Lyrik, obwohl er eine ganz andere Absicht verfolgt als das Gedicht „Zwischen Reibeplätzchen und Pfannekuchen“ von Günter Nehm.
schtzngrmm |
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| schtzngrmm schtzngrmm t-t-t-t t-t-t-t grrrmmmmm t-t-t-t s——–c——–h tzngrmm tzngrmm tzgrmm grrmmmmm schtzn schtzn t-t-t-t t-t-t-t schtzngrmm schtzngrmm tssssssssssssssssssss grrt grrrrrt grrrrrrrrrt scht scht t-t-t-t-t-t-t-t-t-t scht tzngrmm tzngrmm t-t-t-t-t-t.t-t-t-t scht scht scht scht scht grrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr t-tt |
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| Ernst Jandl: Laut und Luise. Stuttgart 1976 |
Aber er wird sofort als Gedicht identifiziert, weil er die üblichen Kennzeichen aufweist: Das merkwürdig ausgefranste Druckbild, die Wiederholung einzelner Wörter und Laute.
So schräg dieses zur „konkreten Poesie“ gerechnete Gedicht auf den ersten Blick aussieht und klingt – es ist Nonsens mit Sinn. Ernst Jandl verzichtet in „schtzngrmm“ nämlich ganz auf Vokale, wodurch er das Getöse des Schützengrabens vernehmbar macht. Spielerisch arbeitet er mit den Lauten, aus denen die Sprache besteht und versucht etwas bis dahin noch nicht in Worte Gefasstes zum Ausdruck zu bringen. Weil diese relativ junge Art der Dichtung nicht auf die Bedeutung der Wörter setzt, sondern auf ihre Klangqualität, nennt man sie eben „konkrete Poesie“ – das Geheimnis dieser Gedichte ist die unauflösbare Einheit von Inhalt, Stoff, sprachlichem Material und Form.
Das folgende Gedicht steht beispielhaft für ein weiteres wichtiges Element von Gedichten: für den Takt bzw. den Rhythmus. In der gesprochenen Sprache wird jeweils ein Vokal betont. Das ist im Deutschen in einsilbigen bzw. nicht zusammengesetzten Wörtern i.d.R. der erste Vokal. Manchmal unterscheidet man an der Betonung auch den Sinn von Wörtern. Wird z.B. das Wort übersétzen auf der zweiten Silbe betont, dann geht es um zwei Sprachen, wird das Wort ǘbersetzen hingegen auf der ersten Silbe betont, dann hat der Vorgang etwas mit Wasser zu tun. Diese sprachliche Festlegung von betonten und unbetonten Vokalen benutzen Dichter, vereinfacht gesagt, um ihrem Werk zu einem eigenen Sprachfluss zu verhelfen.
Wenn Sie einen Trauermarsch oder ein Requiem hören, bemerken Sie sofort den Anlass und erkennen die Stimmungslage, die das Musikstück ausdrücken möchte. Bei Gedichten ist es genauso: Die verschiedenen Rhythmen bringen ganz verschiedene Gemütsverfassungen zum Ausdruck. So erkennen Sie z.B. sofort am Rhythmus eines Liedes wie auch Gedichtes, ob es eher fröhlich, aufmunternd oder ob es eher traurig oder nachdenklich ist.
| Verklärter Herbst | |
| Gewaltig endet so das Jahr | Gêwáltîg éndêt só dâs Jáhr |
| Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten. | Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten. |
| Rund schweigen Wälder wunderbar | Rund schweigen Wälder wunderbar |
| Und sind des Einsamen Gefährten. | Und sind des Einsamen Gefährten. |
| Da sagt der Landmann: Es ist gut. | Da sagt der Landmann: Es ist gut. |
| Ihr Abendglocken lang und leise | Ihr Abendglocken lang und leise |
| Gebt noch zum Ende frohen Mut. | Gebt noch zum Ende frohen Mut. |
| Ein Vogelzug grüßt auf der Reise. | Ein Vogelzug grüßt auf der Reise. |
| Es ist der Liebe milde Zeit. | Es ist der Liebe milde Zeit. |
| Im Kahn den blauen Fluß hinunter | Im Kahn den blauen Fluß hinunter |
| Wie schön sich Bild an Bildchen reiht – | Wie schön sich Bild an Bildchen reiht – |
| Das geht in Ruh und Schweigen unter. | Das geht in Ruh und Schweigen unter. |
| Georg Trakl |
Aufgaben:
1 Arbeiten Sie den Reim und den Rhythmus heraus und geben Sie den Inhalt der 3 Strophen in eigenen Worten wieder.
Lösungen
Beispiel: „Kleines Solo“ von Erich Kästner
Aufgaben:
2 Identifizieren Sie die typischen Merkmale der Lyrik.
Kleines Solo Einsam bist du sehr alleine. Aus der Wanduhr tropft die Zeit. Stehst am Fenster. Starrst auf Steine. Träumst von Liebe. Glaubst an keine. Kennst das Leben. Weißt Bescheid. Einsam bist du sehr alleine – und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.Wünsche gehen auf die Freite. Glück ist ein verhexter Ort. Kommt dir nahe. Weicht zur Seite. Sucht vor Suchenden das Weite.Ist nie hier. Ist immer dort. Stehst am Fenster. Starrst auf Steine. Sehnsucht krallt sich in dein Kleid. Einsam bist du sehr alleine – und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit. Schenkst dich hin. Mit Haut und Haaren. |
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| Erich Kästner: Der tägliche Kram. Zürich o.J. |
Lösungen
Einsendeaufgaben
Interpretieren Sie das folgende Gedicht nach Form und Inhalt.
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Senden Sie Ihre Lösungen Ihrem Fachdozenten zur Korrektur zu!