Übung materialgestütztes Erörtern

Aufgabe

Situation:

Im Zuge der voranschreitenden öffentlichen Diskussion über den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen möchte die Schülerzeitung Ihrer Schule eine Sonderausgabe veröffentlichen. Sie sind Mitglied der Redaktion und wollen sich mit dem Teilaspekt „Müll und Verpackungen“ beschäftigen.

Arbeitsauftrag:
Diskutieren Sie, ob Verpackungen aus Plastik langfristig ganz abgeschafft werden sollten.
Formulieren Sie dabei nur zwei Argumente aus und beziehen Sie dabei nicht nur Ihre persönlichen Erfahrungen, sondern auch die folgenden Materialien mit ein.

Achten Sie außerdem auf sprachliche Korrektheit sowie eine saubere Darstellung.

Material 1

Text

Fehler im System. Warum Plastik so schwer zu ersetzen ist

Von Dieter Schwab

Die Forderung ist einfach, nachvollziehbar und gut zu begründen: Plastik, Kunststoffe überhaupt, gehören nicht in die Umwelt und ganz besonders nicht ins Meer. Die Substanzen können Tieren überall schaden – aber dort ganz besonders. Zum Beispiel sterben jedes Jahr zehntausende Wale, Robben oder Haie, weil sie unverdauliche Teile gefressen haben. Und als Mikroplastik kann der Müll dann über die Nahrungskette zum Menschen zurückkehren.

Das Problem ist, vor allem in den entwickelten Gesellschaften greifen zahlreiche Menschen auf industriell gefertigte Lebensmittel zurück. Die Zeiten sind längst vorbei, in denen Gemüse frischzubereitet oder für den Winter eingekocht, selbst Fleisch durch Pökeln oder Räuchern haltbar gemacht wurde. Heute ist in vielen Fällen die Gefriertruhe der zentrale Ort der Konservierung, sei es zu Hause oder im Supermarkt.

Ohne Plastiktüten, ohne Folien zum Einschweißen geht das nicht. In einem Papierbeutel lässt sich weder das vorgekochte Gulasch sinnvoll einfrieren noch eine vorgefertigte Mahlzeit, die im Supermarkt gekauft wird. Überhaupt: Die Papiertüte klingt als Alternative sympathisch, lässt sich gut verwerten. Bei der Herstellung aber werden mehr Wasser und mehr Rohstoffe verbraucht, es entsteht mehr Kohlendioxid als bei Plastiktüten. Sie müsste schon viermal zum Einkäufen verwendet werden, bis diese Nachteile ausgeglichen sind.

Dann sind da jene Läden, die Nudeln oder Reis, Essig oder Öl lose anbieten. Ganz sicher eine ansprechende Idee; ihnen sind viele Kunden zu wünschen, die ihre Ware in Gläsern oder Flaschen abholen. Nur: Auf breite Sicht wird sich das nicht durchsetzen. Vielen Menschen ist diese Art des Einkaufs zu kompliziert und zu aufwendig. Gut, wenigstens die berühmte Plastiktasche lässt sich einsparen und durch ein Netz, einen Stoffbeutel oder einen Korb ersetzen. Das sehen mittlerweile viele ein, besonders wenn die Tragetasche im Supermarkt kostet. Den Kunststoff einfach zu recyceln ist eine gute, naheliegende Idee. Aber die Verpackungen mit dem Grünen Punkt zeigen, wie schwer sie umzusetzen sind – auch, weil der Gesetzgeber bisher nicht konsequent Vorgaben machte. Nur 36 Prozent der Kunststoffe müssen stofflich verwertet, werden, Verbrennen eingeschlossen. Die Quote mag übertroffen worden sein, aber ein großer Rest wanderte bis vor kurzem nach China und verdreckte dort die Umwelt. Dieser Fehler im System wird jetzt ein wenig kleiner, weil diese Marge in den kommenden Jahren deutlich steigt. Ganz beseitigt wird er nicht.

Selbst wenn: Die Rettung der Weltmeere ist auf diese Weise nicht zu erwarten. Denn es ist ein sehr speziell deutsches System, andere Länder haben überhaupt keine Angebote zum Recycling. Es darf als sicher gelten: Dort landet noch deutlich mehr Kunststoffabfall in der Umwelt und wahrscheinlich auch im Meer.

Auswege aus diesen zahlreichen Dilemmata sind deshalb so schwer zu realisieren, weil sie europa-, ja weltweit umgesetzt werden müssten, um mehr als nur Symbolcharakter zu haben. Einer wäre eine Steuer auf alle Plastikverpackungen, weil dann ein wirksamer Anreiz gesetzt würde, um den Einsatz zu verringern.

Von ihr befreit werden könnten Verpackungen, die sich selbst gut zersetzen – sofern sie denn von der Forschung entwickelt sowie zu praktikablen Bedingungen hergestellt und eingesetzt werden können. Dieser Weg braucht viel wissenschaftlichen wie technologischen Sachverstand und, das vor allem, politische Vernunft. Erhebliche Zweifel daran sind erlaubt – aber das ist dennoch kein gutes Argument, es nicht zu versuchen.

                                                          (Quelle: Nürnberger Nachrichten, 06./07.10.18)

Material 2

Weltweite und europäische Produktionsmenge von Kunststoff in den Jahren von 1950 bis 2017 (in Millionen Tonnen)

Zur Statistik

(Quelle: de.statista.com, 14.03.19)

Material 3

Zum Cartoon

(Quelle: stuttmann-karikaturen.de, 18.03.19)

Lösung

Die  Ausführungen sollen mit einem Basissatz zum vorliegenden Kommentar und einer Hinführung zum argumentativen Teil ihrer Arbeit mit Themafrage einleiten.

In einem Hauptteil soll anhand zweier Argumente auszugsweise dialektisch erörtert werden, ob Verpackungen aus Plastik ganz abgeschafft werden können. Jedes Argument soll mindestens aus einer Behauptung mit nachvollziehbarer Begründung und geeignetem Beispiel bestehen, das unterstütze Argument durch Folgerung und Rückführung weiter ausgebaut werden.

Mit einer Art Synthese, die klar Stellung bezieht und einen Lösungsvorschlag, einen Kompromiss oder ähnliches anbietet, soll die Arbeit abgerundet werden.

Dabei sollen die Ausführungen mit den angebotenen Materialien gestützt und durch eigeneErfahrungen erweitert werden. Die Verwendung der Inhalte aller drei Materialien ist dabei obligatorisch

Mögliche Argumente:

Pro

Zunehmende Belastung der Umwelt weltweit durch Plastikmüll

Contra

Plastik ist in vielen Fällen das einzig hygienisch unbedenkliche Verpackungsmaterial