Unternehmensziele und deren Zielbeziehungen

Beispiel:
Die FAHRRADWELT AG ist ein internationaler Hersteller für hochwertige Fahrräder und E-Bikes. Neben der Produktion der Fahrräder möchte die AG natürlich auch Gewinn erzielen. Um dies zu erreichen, muss sich die FAHRRADWELT AG klare Ziele setzen, um das Unternehmen erfolgreich zu führen und die Interessen aller Beteiligten (z.B. Eigentümer, Kunden, Gesellschafter) zu wahren.

Kategorisierung von Unternehmenszielen

Vornehmlich verfolgen betriebswirtschaftliche Unternehmen ökonomische Ziele. Immer häufiger werden auch ethisch-soziale und ökologische Ziele bedeutend.

Folgendes Beispiel der FAHRRADWELT AG bietet einen Überblick über denkbare Ziele sowie deren Kategorisierung:

Unternehmensziele
Zielkategorie: ökonomische Ziele ethisch-soziale Ziele ökologische Ziele

monetäre Ziele:

  • Gewinnmaximierung
  • Umsatzsteigerung
  • Kostensenkung
  • Rentabilität
  • etc.

nicht monetäre Ziele:

  • Qualitätssteigerung
  • Marktversorgung
  • Imageverbesserung
  • hoher Marktanteil
  • etc.
  • Arbeitsplatzsicherung
  • menschenwürdige Bedingungen
  • gerechte
    Entlohnung
  • Mitspracherecht
    der Mitarbeiter
  • etc.
  • Erhaltung natürlicher
    Ressourcen
  • Beachtung von
    Umweltschutzvorschriften
  • ordnungsgemäße
    Behandlung von
    Problemabfällen
  • Energieeinsparung
  • etc.

Unternehmensziele werden häufig in Unternehmensleitbildern schriftlich fixiert. Ein Leitbild hält die wesentlichen Grundprinzipien und Zielsetzungen eines Unternehmens schriftlich fest.

Zielbeziehungen

Da ein Unternehmen verschiedene Ziele gleichzeitig verfolgt, muss vorab untersucht werden, wie sich die Ziele zueinander verhalten. So kann die Unternehmung viele Ziele nur dann durchsetzen, wenn gleichzeitig andere wichtige Ziele nicht gefährdet werden. Dabei unterscheidet man grundsätzlich drei Zielbeziehungen.

  • Die Ziele verhalten sich komplementär, d.h. sie ergänzen sich gegenseitig: Wird ein Ziel erreicht, so wird gleichzeitig auch das andere Ziel gefördert. Zum Beispiel führt der optimale Einsatz der vorhandenen Ressourcen (Ziel 1) gleichzeitig zu einer Gewinnerhöhung (Ziel 2).
  • Die Ziele verhalten sich konkurrierend, d.h. sie beeinträchtigen sich gegenseitig: Wird ein Ziel erreicht, so wird gleichzeitig ein anderes Ziel gefährdet. Zum Beispiel kann das Ziel eine optimale Qualität in der Produktion von E-Bikes zu erreichen (Ziel 1) gleichzeitig zu einer Gefährdung des Zieles der Kostenminderung (Ziel 2) führen.
  • Die Ziele verhalten sich indifferent zueinander, d.h. sie beeinflussen sich nicht gegenseitig: Ob ein Ziel erreicht wird oder nicht, hat keine Auswirkung auf das andere Ziel. So ist das Ziel (1) Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit ohne direkte Auswirkung auf das Ziel (2) niedrige Energiekosten zu erreichen.

Ferner ist auch eine wechselnde Zielbeziehung möglich, wenn sich bei einem Ziel der Wirkungsgrad ändert. So kann eine Beziehung zunächst konkurrierend, ab einer bestimmten Zielerreichung jedoch komplementär sein. Die Ziele optimale Qualität in der Produktion von E-Bikes und Kostenminderung sind zunächst konkurrierend, da eine Qualitätsverbesserung zumeist mit Investitionen einhergeht, also Kosten entstehen. Langfristig betrachtet steigt aber durch die verbesserte Qualität die Kundenzufriedenheit und es werden mehr Kunden bei der FAHRRADWELT AG E-Bikes oder Fahrräder beziehen. Dadurch werden die vorhandenen betrieblichen Einrichtungen besser ausgelastet und die Kosten sinken.

Unternehmensziele und Zielbeziehungen: Aufgaben

Testen Sie Ihr Wissen an folgenden Beispielen:

Aufgaben:

Die BOS AG ist internationaler Hersteller von Solaranlagen. Bearbeiten Sie alle Aufgaben aus deren Sicht.

1. Auszug aus dem Leitbild der BOS AG:

„… Unser oberstes Ziel ist es, qualitativ hochwerte Produkte zu fertigen. Dabei achten wir auf eine umweltfreundliche Produktion. Wir arbeiten kontinuierlich an einer Steigerung der Arbeitszufriedenheit unserer Mitarbeiter. (…) Hohe Kosten werden in allen Geschäfts- und Servicefeldern vermieden…“

1.1 Erklären Sie das Verhältnis der beiden Ziele „Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter“ und „Qualität der Produkte“ und benennen Sie die Art der Zielbeziehung. OPERATOREN: Erklären (Anforderungsbereich 2) und nennen (Anforderungsbereich 1)

1.2 Zwei Unternehmensziele des Leitbildes der BOS AG weisen folgende grafische Zielbeziehung auf. Geben Sie an, welche Art von Zielbeziehung in der Grafik dargestellt wird und erläutern Sie anhand von zwei konkreten Unternehmenszielen aus dem Leitbild der BOS AG die abgebildete Zielbeziehung. OPERATOREN:  Angeben/Nennen (Anforderungsbereich 1) und erläutern (Anforderungsbereich 2)

1.3 Ordnen Sie die vorliegenden Ziele aus dem Leitbild der BOS AG den unterschiedlichen Zielkategorien zu. OPERATOR: Zuordnen (Anforderungsbereich 1)

2 Die BOS AG plant die Senkung der Einstandspreise bei Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen. Dabei sollen allerdings weiterhin die Ziele des Unternehmensleitbild (siehe Aufgabe 1) realisiert werden. Formulieren Sie dazu jeweils eine komplementäre und eine konkurrierende Zielbeziehung und begründen Sie Ihre Antwort. Bestimmen Sie zugleich einen konkreten Lösungsvorschlag für den auftretenden Zielkonflikt. OPERATOREN: Formulieren, begründen (Anforderungsbereich 2) und bestimmen (Anforderungsbereich 1)

Lösungen

Erklären: Sachverhalte durch Wissen und Einsichten in einen Zusammenhang (Theorie, Modell, Regel, Gesetz, Funktionszusammenhang); einordnen und deuten; ggf. zusätzlich durch Beispiele nachvollziehbar verdeutlichen/veranschaulichen


Eine indifferente Zielbeziehung liegt in der Kombination zwischen Top-Qualität und der Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter vor.
Die beiden Ziele sind unabhängig voneinander realisierbar. (Argumentation auch über komplementäre Zielbeziehung möglich.)

Bestimmen und erläutern: Sachverhalte durch Wissen und Einsichten in einen Zusammenhang (Theorie, Modell, Regel, Gesetz, Funktionszusammenhang); einordnen und deuten; ggf. zusätzlich durch Beispiele nachvollziehbar verdeutlichen/veranschaulichen


Hier wird eine konkurrierende Zielbeziehung (Zielkonflikt) dargestellt. D.h. das Erreichen des einen Ziels behindert das Erreichen des anderen Ziels.
Eine Top-Qualität der Produkte führt i.d.R. zu erhöhten Kosten, da die zur Produktion notwendigen Materialien ebenfalls hochwertig sein müssen und diese meist mit erhöhten Kosten verbunden sind.

Zuordnen: Einfaches Aufzählen von Fakten; Spiegelstrichliste genügt


Ökonomische Ziele: Vermeidung von hohen Kosten, Qualität der Produkte

Ökologische Ziele: umweltfreundliche Produktion

Ethisch-soziale Ziele: Arbeitszufriedenheit

Begründen, formulieren: Sachverhalte durch Wissen und Einsichten in einen Zusammenhang (Theorie,
Modell, Regel, Gesetz, Funktionszusammenhang); einordnen und deuten; ggf. zusätzlich durch Beispiele nachvollziehbar
verdeutlichen/veranschaulichen

Bestimmen: mittels z.B. gegebenen Zahlenmaterials und ggf. Rechenoperationen / Formeln ein Ergebnis erzielen bzw. darstellen (zeichnen = maßstabsgetreu; skizzieren =nicht maßstabsgetreu)


Ein komplementäres Ziel wäre kurzfristig die Erhöhung der Gewinne, da die geringeren Kosten den Gewinn erhöhen.

Ein konkurrierendes Ziel ist eine hohe Qualität der Produkte. Durch die Senkung der Einstandspreise sinkt möglicherweise die Qualität der Rohstoffe.

Lösungsvorschlag: Möglicherweise könnten mit dem bisherigen Lieferanten bessere Konditionen (Mengenrabatte, Treuerabatte etc.) verhandelt werden, um so die Einstandspreise zu senken. Ist es dennoch notwendig den Lieferanten zu wechseln, ist es sinnvoll, intensiv nach einer neuen Bezugsquelle zu suchen, um so eine gute bzw. gleichbleibende Qualität der Rohstoffe zu niedrigen Preisen zu realisieren.