Kostenträgerrechnung III
Maschinenkosten
Durch Rationalisierung im Fertigungsbereich sinken die Fertigungslöhne bei gleichzeitiger Zunahme der Fertigungsgemeinkosten. Dies führt zu extremen Zuschlagsätzen und damit zu Fehlkalkulationen. Da die industrielle Produktion vermehrt auf verschiedenen kostenintensiven Maschinen durchgeführt wird und jedes Produkt i.d.R. diese Maschinen unterschiedlich lang beansprucht, werden die Maschinenkosten (MaKo) in der Kalkulation mit einem Maschinenstundensatz (MSS) berücksichtigt.
Beispiele für maschinenabhängige Gemeinkosten sind
· kalkulatorische Abschreibungen für Maschinen,
· kalkulatorische Zinsen für in Maschinen investiertes Kapital,
· Raumkosten
· Energiekosten, die man einer Maschine direkt zurechnen kann, sowie
· Instandhaltungskosten für Maschinen.
Man verwendet in der Kostenträgerrechnung die kalkulatorische Abschreibung zur Ermittlung der Maschinenkosten, da sie dem tatsächlichen Werteverzehr der betriebsnotwendigen Anlagegüter entspricht und damit verursachungsgerechte Kosten wiedergibt. Sie geht – anders als die bilanzielle Abschreibung – von den Wiederbeschaffungskosten aus, d. h. es werden die Preissteigerungen der Anschaffungskosten berücksichtigt und das Anlagegut wird evt. über die bilanzielle Nutzungsdauer hinaus linear abgeschrieben, d.h. die Maschine wird so lange abgeschrieben, wie sie in der Produktion eingesetzt ist. Ziel ist es, dass am Ende der Nutzungsdauer der Maschine Ersatzinvestitionen durch die erwirtschafteten Umsatzerlöse möglich sind.
Die Formeln lauten wie folgt:
Wiederbeschaffungswert = Anschaffungskosten * Preisindex1 : 100
1 bezogen auf das Jahr der Anschaffung (= 100)
kalkulatorische Abschreibung = Wiederbeschaffungswert : Nutzungsdauer
Weiterhin sind die kalkulatorischen Zinsen in die Kalkulation einzubeziehen, da sie eine gleichmäßige Belastung der Abrechnungsperioden mit Zinskosten ermöglichen. Kalkulatorische Zinsen stellen die Kosten für die Nutzung des betriebsnotwendigen Kapitals dar. Zu Beginn der Nutzungsdauer der Maschine sind die gesamten Anschaffungskosten gebunden; jedoch am Ende derselben wurde das eingesetzte Kapital durch die Abschreibungen erwirtschaftet und ist so zurück in den Betrieb geflossen. Im Durchschnitt sind folglich nur die halben Anschaffungskosten gebunden. Als Zinssatz wird der des Fremdkapitals verwendet; er kann jedoch angepasst werden, wenn das Unternehmen eine höhere Verzinsung erzielen möchte.
kalkulatorische Zinsen = Anschaffungskosten * Zinssatz : 2
Die Fertigungsgemeinkosten werden nunmehr aufgespaltet in maschinenabhängige Kosten und in die restlichen maschinenunabhängigen Fertigungsgemeinkosten. Diese nennt man Rest-Fertigungsgemeinkosten (RFGK).
| Fertigungsgemein- kosten (FGK) |
maschinenabhängige Kosten (MaKo) | Grundlage: Maschinenstundensatz (MSS), umgerechnet auf die Durchlaufzeit des Produkts |
| nicht maschinenabhängige Kosten (RFGK) | Grundlage: Fertigungslöhne |
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Berechnung der Selbstkosten mit Maschinenkosten
Die Berücksichtigung der maschinenabhängigen Kosten verändert die Kalkulation an der Stelle der Fertigungsgemeinkosten. Wenn ein Produkt zum Beispiel 15 Minuten auf einer Maschine bearbeitet wird, so werden 15/60 des Maschinenstundensatzes in der Kalkulation der Selbstkosten angesetzt.
Beispiel
Ein Produkt verursacht 100,00 € Fertigungsmaterial und 40,00 € Fertigungslöhne pro Stück. Es wird mit folgenden Zuschlagsätzen kalkuliert: Material 20 %, Rest-Fertigungsgemeinkosten 80 %, Verwaltung/Vertrieb 15 %. Das Produkt belegt die Maschine A, die mit einem Maschinenstundensatz von 180,00 € kalkuliert wird, 20 Minuten lang und Maschine B mit einem Maschinenstundensatz von 240,00 € 18 Minuten lang.
| FM | 100,00 € | |
| + MGK 20 % | 20,00 € | |
| = MK | 120,00 € | |
| + FL | 40,00 € | |
| + RFGK 80 % | 32,00 € | |
| + MaKo | 132,00 € | (180,00 € : 60 Minuten · 20 Minuten) + (240,00 € : 60 Minuten · 18 Minuten) = 60,00 € + 72,00 € |
| = FK | 204,00 € | |
| = HK | 324,00 € | |
| + VwVtGK | 48,60 € | |
| = SK | 372,60 € |
Die Maschinenkosten pro Stück werden wie folgt berechnet:
Maschinenkosten = Maschinenstundensatz : 60 · Durchlaufzeit in Minuten