Ermittlung und Beschaffung des Materialbedarfes: Aufgaben

Testen Sie Ihr Wissen an folgenden Beispielen:

Aufgaben:

1 Erläutern Sie, was man unter fertigungssynchroner Beschaffung versteht.

2.1 Klassifizieren Sie die Produkte nach der ABC-Analyse (80 % : 15 % : 5 %).

Material Nr. Verbrauch pro Jahr in Stück Preis pro Stück in €
1   5.000   6,50
2   6.400   2,20
3   4.000   3,50
4   3.000 35,00
5   6.200   3,20
6   4.000 12,50
7   6.000 90,80
8 13.600   1,05
9   6.000 75,70
10   2.400   5,00

2.2 Erstellen Sie eine Grafik.

3 Die Skalierung bei der Einteilung des Materials in A-, B- und C-Produkte kann frei gewählt werden. Erläutern Sie die Folgen, wenn eine von der 80 % : 15 % : 5 %-Regel abweichende Einteilung vorgenommen wird.

4.1 Nennen Sie zwei Schlussfolgerungen für A-Teile.

4.2 Nennen Sie zwei Schlussfolgerungen für C-Teile.

4.3 Welche Behandlungsstrategie gilt aufgrund der ABC-Analyse für B-Teile?

5.1 Erläutern Sie ausführlich zwei qualitative Kriterien des Angebotsvergleiches.

5.2 Erläutern Sie die Problematik bei der Messung qualitativer Kriterien anhand des Beispiel „Kulanz bei Reklamationen“.

6 Die BOS AG benötigt ein Bauteil, für das zwei Lieferanten zur Auswahl stehen. Lieferant X bietet einen Bezugspreis von 700,00 € pro Stück, Lieferant Y verlangt 600,00 €. Beide gewähren 3 % Skonto, der ohne weitere Finanzierungshilfen in Anspruch genommen werden kann. Die Qualität der Produkte beider Lieferanten gilt als ausgezeichnet. Unternehmen X hielt bisher die Termine stets ein, während Unternehmen Y schon mehrfach in Verzug geriet. Der Service lässt bei Lieferer Y manchmal zu wünschen übrig.

Führen Sie einen Mehrfaktorenvergleich durch. Vergeben Sie geeignete Gewichtungsfaktoren und Punkte und begründen Sie Ihr Vorgehen kurz.

7 Die KAR AG, ein namhafter Hersteller für Autositz-Garnituren, beschafft ca. 90 % ihrer Bauteile Just-inTime. Da der bisherige Lieferant immer wieder Lieferschwierigkeiten hatte und die Termintreue nicht einhalten konnte, wird aktuell ein neuer Zulieferer gesucht. Die Auswahl des bisherigen Lieferanten erfolgte auf Grundlage folgender Lieferantenmatrix:

Wählen Sie begründet einen geeigneten Lieferanten aus, indem Sie die Lieferantenmatrix in ihrer aktuellen Darstellung kritisch analysieren. Die Einschätzung der Lieferanten hat sich dabei aktuell nicht verändert.

Lösungen

1. Fertigungssynchrone Beschaffung wird bei den so genannten X-Teilen angewendet. Es handelt sich um Material, dessen Verbrauch sehr genau vorhergesagt werden kann. Die Bestellung und damit auch die Lieferung erfolgt Just-in-time, das heißt, die Ware trifft in der Produktion ein, wenn sie gerade benötigt wird. Eine Lagerhaltung wird weitgehend vermieden bzw. auf einen eisernen Bestand beschränkt.

Wenn man von der Einteilung abweicht, führt das dazu, dass zum Beispiel frühere A-Teile jetzt B-Teile werden oder dass B-Teile zu C-Teilen werden. Dies könnte problematisch werden, wenn man Produkten zu viel oder auch zu wenig Aufmerksamkeit schenkt.

Bei A-Teilen legt man zum Beispiel auf eine sorgfältige Lieferantenauswahl und einen aufwendigen Preisvergleich wert.

Die Bestellmenge von C-Teile ist meist höher, weil die Kapitalbindung dieser relativ geringwertigen Güter nicht sehr hoch ist. Die Bestandsrechnung ist meist stark vereinfacht.

Für B-Teile gibt es keine Strategieempfehlung aufgrund der ABC-Analyse. Es wird von Fall zu Fall entschieden, welche Aufmerksamkeit diese Produkte erfahren sollen.

Zum Beispiel:
Ein qualitatives Kriterium sind die Lieferfristen und auch die Einhaltung derselben. Gemessen wird dieses Kriterium, indem man bisher überschrittene Liefertermine taggenau zusammenzählt. Ein weiteres Merkmal ist, ob der Lieferant die Verpackung zurücknimmt oder ob sie umweltgerecht entsorgt werden kann.

Zum Beispiel:
Dieses Kriterium ist besonders schwer zu messen, weil dabei berücksichtigt werden müsste, ob die Reklamation sehr berechtigt oder nur wenig berechtigt ist. Das Lieferantenverhalten, also ob und in welcher Höhe zum Beispiel ein Preisnachlass gewährt wird, kann kaum quantifiziert werden. Man muss sich hier letztlich auf das subjektive Gefühl der Person verlassen, die solche Fälle bearbeitet.

Qualitativer Vergleich:

Lieferant X Lieferant Y
   Einstandspreis 700,00 € 600,00 €
–  Skonto 21,00 € 18,00 €
= Bareinkaufspreis 679,00 € 582,00 €

Mehrfaktorenmodell: Zum Beispiel

Lieferant X Lieferant Y
Gewichtung Punktzahl gewichtete
Punktzahl
Punktzahl gewichtete
Punktzahl
Preis 40 % 4 160 6 240
Qualität 30 % 10 300 10 300
Termintreue 10 % 10 100 2 20
Service 20 % 10 200 2 40
Summe 100 % 760 600
Rangfolge I II

Begründung der Punktevergabe: Die Punkte beim Preis müssen zu Gunsten des Lieferanten Y ausfallen. Da die Qualität beider Produkte gleich ist, muss auch die gleiche Punktzahl vergeben werden. Bei Termintreue und Service muss der Lieferant Y geringere Punkte erhalten als der Lieferant X.

Begründung der Gewichtung: Der Preis ist zwar nicht das alleinige, aber dennoch ein Hauptkriterium. Deshalb wird eine Gewichtung von 40 % vorgenommen. Da es sich um ein Bauteil handelt, ist auch die Qualität wichtig und daher die Gewichtung mit 30 % relativ hoch. Da man diese Bauteile auf Lager halten kann, ist die Termintreue weniger wichtig. Dem Service wird mehr Bedeutung beigemessen, weil das Bauteil von den eigenen Mitarbeitern nicht gebaut wird und eventuelle Rückfragen schnell erledigt werden müssen.

Teilnehmerdividuelle Lösungen; Exemplarische Lösung:

Aus der Lieferantenmatrix ist erkennbar, dass der bisherige Lieferant die ASIENTO AG gewesen sein muss. Sie hat den höchsten Scorewert erreicht. Dies ist jedoch auf der Grundlage erfolgt, dass die Termintreue in der Lieferantenmatrix bisher mit einem sehr niedrigen Wert gewichtet wurde, was nicht den betrieblichen Erfordernissen entspricht. Aufgrund der Just-in-Time Beschaffung ist das Kriterium Liefertreue von besonderer Wichtigkeit, deshalb muss der Gewichtungsfaktor von aktuell 1 auf 4-5 erhöht werden. Damit wird zukünftig die SIÈGE AG als Lieferant gewählt.

Basierend auf den LIS-Aufgabenbeispielen des ISB:

siehe https://www.lehrplanplus.bayern.de/sixcms/media.php/72/BwR11%20Mat%20Beschaffungsmarktanalyse%20Aufgabe.1002425.pdf

Erstellt von Anja Heßlinger, Januar 2017 (aufgerufen am 13.07.2018)