Beschaffungsmarktanalyse mittels Lieferantenmatrix

Beschaffungsmarktanalyse

Neben den quantitativen Vergleichskriterien, wie z.B. Einstandspreise, muss bei der Lieferantenauswahl Wert auf qualitative Kriterien gelegt werden.

Quantitative Vergleichskriterien:
Preise Verhältnis Preis und Qualität
Bezugskosten
Preisnachlässe
Qualitative Vergleichskriterien:
Qualität des Materials Normung
Typung
Garantie
Service Beratung
Behandlung von Reklamationen
Schulungsangebote
Zeit Lieferfristen
Liefertreue
Umwelt Transport
Verpackung
Entsorgungsmöglichkeiten
ethisch-soziale Aspekte gerechte Entlohnung innerhalb des Lieferbetriebs

Arbeitsbedingungen des Lieferanten

Lieferantenmatrix (Mehrfaktorenvergleich)

Bei der Entscheidungsfindung anhand qualitativer Kriterien legt jedes Unternehmen eigene Prioritäten zur Lieferantenauswahl fest. Eine Methode besteht darin, allen Kriterien, also den quantitativen und den qualitativen Kriterien, ein prozentuales Gewicht zu geben und den infrage kommenden Lieferanten eine Punktzahl zuzuordnen. Größtes prozentuales Gewicht erhält das Auswahlkriterium mit der höchsten Bedeutung. Gleiches gilt bei der Punktzahl: Je höher die Punktzahl, umso besser wird der Lieferant eingeordnet. Durch Multiplikation von Gewicht und Punktzahl erhält man für das entsprechende Bewertungskriterium einen gewichteten Punktewert.

Beispiel

Die BOS AG benötigt in der Kostenstelle Fertigung den Rohstoff XR 3000. Drei Lieferanten mit unterschiedlichen Konditionen stehen dafür zur Auswahl:

Lieferant A Lieferant B Lieferant C
Listenpreis 12.000,00 € 14.500,00 € 13.400,00 €
Rabatt 3 % 5 % 5 %
Bezugskosten frei Haus 400,00 € 320,00 €
Skonto 30 Tage ohne Abzug 2 % innerhalb von 10 Tagen, 30 Tage netto 3 % innerhalb von 10 Tagen, 30 Tage netto

Die FAHRRADWELT AG verfügt derzeit kurzfristig nicht über ausreichend hohe liquide Mittel, um innerhalb der Skontofrist zu zahlen. Deshalb würde das Unternehmen die Zahlung am letzten Tag der Skontofrist mit Hilfe eines Dispositionskredites in Höhe von 8 % p.a. durch ihre Hausbank finanzieren. Man geht davon aus, dass 30 Tage nach Rechnungseingang wieder ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.

Für den Mehrfaktorenvergleich werden zunächst die quantitativen Beträge der einzelnen Lieferanten ermittelt:

Lieferant A Lieferant B Lieferant C
   Listenpreis 12.000,00 € 14.500,00 € 13.400,00 €
–  Rabatt 360,00 € 725,00 € 670,00 €
= Zieleinkaufspreis 11.640,00 € 13.775,00 € 12.730,00 €
+ Bezugskosten 0,00 € 400,00 € 320,00 €
= Bezugspreis 11.640,00 € 14.175,00 € 13.050,00 €
–  Skonto (Hinweis: Kein Skonto auf die Bezugskosten, die Basis der Berechnung ist der Zieleinkaufspreis)
0,00 € 275,50 € 381,90 €
= Bareinkaufspreis 11.640,00 € 13.899,50 € 12.668,10 €
+ Zinsen 0,00 € 61,78 € 56,30 €
= Einstandspreis 11.640,00 € 13.961,28 €  12.724,40 €

Ermittlung der Zinsen:

Lieferant B: 13.899,50 € · 8 % · 20 Tage : 360 = 61,78 €

Lieferant C: 12.668,10 € · 8 % · 20 Tage : 360 = 56,30 €

Nun wird die einseitige Betrachtung des Preises aufgegeben und der Angebotsvergleich um zwei qualitative Bewertungskriterien erweitert. Die Gewichtung und Vergabe der Punktzahlen erfolgt durch Erfahrungswerte oder Schätzungen. Von vorneherein sei bemerkt, dass es sich um subjektive Einschätzungen handelt und dass hierbei natürlich auch Irrtümer möglich sind.

Lieferant A Lieferant B Lieferant C
Gewichtung Punktzahl gewichtete
Punktzahl
Punktzahl gewichtete
Punktzahl
Punktzahl gewichtete
Punktzahl
Preis 40 % 3 120 1 40 2 80
Termintreue 40 % 2 80 4 160 4 160
Qualität 20 % 1 20 2 40 2 40
Summe 100 % 220 240 280
Rangfolge III II I

Der niedrige Preis des Lieferanten A wird durch die Einbeziehung qualitativer Argumente relativiert. In diesem Beispiel – das heißt ausdrücklich bei dieser Gewichtung und dieser Punktevergabe – schneidet Lieferant C am besten ab.