Bereitstellungsprinzipien

Fortführung der Situation:

Die FAHRRADWELT AG muss sich nun entscheiden, welche Art von Lagerhaltung für das Aluminium angewendet werden soll. Dabei muss die Firma überlegen, ob z.B. die Rohstoffe auf Vorrat beschafft und eingelagert (hohe Lagerkosten), oder ob die Rohstoffe direkt nach Anlieferung in der Produktion weiterverarbeitet werden sollen (niedrige Lagerkosten). Abhängig von der Entscheidung entstehen unterschiedlich hohe Lagerkosten und Kapitalbindungen.

Lagerkosten und Kapitalbindung

Die Kosten der Lagerhaltung entstehen durch die Lagereinrichtung und deren Instandhaltung (Heizung, Licht, Kühlung, Reinigungskosten, etc.). Weiterhin fallen Löhne und Gehälter für die Mitarbeiter des Lagers an. Die eingelagerte Ware muss eventuell gepflegt werden, was zusätzliche Kosten verursacht. Auch Lagerrisiken, wie Mode- und Geschmacksveränderungen, technischer Fortschritt, Mengenverluste durch Diebstahl oder Verderb und Preisschwankungen sind zu berücksichtigen.

Andererseits entstehen durch die Lagerung Kapitalbindungskosten. Die eingelagerte Ware arbeitet nicht im Unternehmen. Sie stellt totes Kapital dar. Das in der Ware gebundene Kapital kann nicht anderweitig zum Beispiel für die Zahlung von Löhnen, zur Tilgung fälliger Kredite oder zur Erzielung von Kapitalgewinnen durch Geldanlagen eingesetzt werden. Häufig rechnen Unternehmen mit einem kalkulatorischen internen Zinsfuß. Das heißt, sie wollen für das eingesetzte Eigen- oder Fremdkapital eine angemessene Entlohnung erzielen. Weil das in der eingelagerten Ware gebundene Kapital keine Verzinsung erwirtschaftet, versuchen viele Unternehmen, die Kapitalbindung so gering wie möglich zu halten.

Lagerkosten und Kapitalbindung
Lagerkosten Kapitalbindungskosten
· Lagereinrichtung Sie entstehen dadurch, dass die gelagerte Ware nicht produktiv im Unternehmen eingesetzt wird.
· Löhne und Gehälter
· Warenpflege
· Lagerrisiken

Industriebetriebe müssen den Zielkonflikt (siehe auch Kapitel Ziele der Materialwirtschaft) zwischen geringer Kapitalbindung und hoher Lieferbereitschaft durch die Anwendung unterschiedlicher Bereitstellungsprinzipien lösen.

Bereitstellungsprinzipien

Im Folgenden werden zwei Bereitstellungsprinzipien für Industriebetriebe unterschieden:

Vorratsbeschaffung

fertigungssynchrone Beschaffung  

(Just-in-time-Beschaffung)

Durch die Vorratsbeschaffung wird eine hohe Lieferbereitschaft gewährt. Die bestellten und angelieferten Materialien werden nach Lieferung in einem Lager auf Vorrat gehalten.

In diesem Zusammenhang werden das Bestellpunkt-und das Bestellrhythmusverfahren als  Beschaffungsarten unterschieden.

Durch die fertigungssynchrone Beschaffung kann die Lagerhaltung bis auf einen eisernen Bestand reduziert werden. Dahinter steht die Idee, dass nur noch der Nachfrage entsprechend produziert wird und Materialien direkt nach Anlieferung weiter verarbeitet werden.

Verringerung der Kapitalbindung

Verschiedene Maßnahmen können durch den Abbau von Beständen und durch die Beschleunigung des Materialflusses zur Verringerung der Kapitalbindung beitragen:

Just-in-time-Beschaffung (fertigungssynchrone Beschaffung)

Durch die fertigungssynchrone Beschaffung kann die Lagerhaltung bis auf einen eisernen Bestand reduziert werden. Dahinter steht die Idee, dass nur nach der Nachfrage entsprechend produziert wird. Die Lagerung der Lieferung wird weitestgehend „auf die Straße“ verlagert. Die Lieferung kommt sofort nach Ankunft in die Produktion (fertigungssynchron). Eine optimale Organisation ermöglicht die fertigungssynchrone Beschaffung. Dies setzt eine vertrauenswürdige Zusammenarbeit mit den Lieferanten (Zuverlässigkeit) sowie eine Abstimmung der Informationssysteme zwischen Kunden und Lieferanten voraus. Hilfreich sind in diesem Zusammenhang moderne Kommunikationstechniken, die den überbetrieblichen Datenaustausch zwischen Kunden und Lieferanten gewährleisten.
Vorteile auf Abnehmerseite (Chancen) Nachteile auf Abnehmerseite (Grenzen)
· Abbau der Kapitalbindung · Abhängigkeit von einem oder wenigen Lieferanten steigt vor allem bei Lieferverzögerungen
· langfristige Verträge
· Verbesserung des Images (modern, treu) · weitgehende Anpassung der EDV an den
Lieferanten
· Austausch von Know-how zwischen
verschiedenen Unternehmen
· zunehmende Umweltbelastung durch häufige Bestellungen

Industriebetriebe müssen den Zielkonflikt (siehe auch Kapitel „Ziele der Materialwirtschaft“) zwischen geringer Kapitalbindung und hoher Lieferbereitschaft durch die Anwendung unterschiedlicher Bereitstellungsprinzipien lösen.