Distributionsmix

Direkter und indirekter Absatz

Der Distributionsmix umfasst alle Entscheidungen, die mit dem Vertrieb von Waren und Dienstleistungen zu treffen sind. Die konkret einzuschlagenden Absatzwege, die ein Gut vom Hersteller bzw. Anbieter zum Kunden durchläuft, werden hier Gegenstand der Betrachtungen. Diese Entscheidungen besitzen hohe Relevanz, da sie kurzfristig schwer und meist nur mit hohen Kosten verbunden zu ändern sind.

Direkter Absatz

Merkmal des Direktabsatz ist die Belieferung des Abnehmers ohne Einschaltung des Handels.

Hauptvorteil von direkten Absatzwegen ist der enge Kontakt des Herstellers zum Abnehmer. Durch den so erzielten authentischen Informationsstrom kann auf Kundenbedürfnisse zeitnaher reagiert werden und Nachfrageänderungen werden so unmittelbarer marketingpolitische Entscheidungen beeinflussen. Dieser Weg des Vertriebs setzt voraus, dass der zu bedienende Markt begrenzt und räumlich konzentriert ist. I.d.R. wird sich der Direktabsatz bei technisch komplizierten Produkten finden, die darüber hinaus eines Kundendienstes bedürfen (z.B. Investitionsgüter wie Bauten oder Flugzeuge, die als Spezialanfertigung für einen Kunden erstellt werden).

Beispiel: Die Siemens AG und die Thyssen Krupp AG wirkten innerhalb eines Konsortiums am Bau des Transrapids für die Volksrepublik China mit. Planung und Durchführung wurde von firmeneigenen Spezialisten erledigt.

In den letzten Jahren hat der direkte Vertrieb von Waren über Online-Dienste (z.B. T-Online) und E-Commerce (Electronic Commerce) Firmen im Internet (z.B. amazon.com) stark zugenommen. Zunehmende Bedeutung gewinnt beim Direktabsatz auch das sog. Franchising. Was nach außen hin wie eine Filiale eines großen Unternehmens wirkt, ist im Innenverhältnis die weitgehende Selbstständigkeit einer Franchisenehmers im Rahmen eines Vertrages mit dem Franchisegeber. Beide Seiten profitieren von diesem System. Der Franchisegeber kann mit seinem Vertriebssystem beispielsweise schnell expandieren, der Franchisenehmer kann am Image des Franchisegebers partizipieren.

Beispiel: Die Fast-Food-Ketten McDonald’s und Burger King verdanken dem Erfolg des Franchisesystems ihre starke Expansion in den letzen Jahrzehnten in allen Teilen der Welt.

Indirekter Absatz

Verkaufen die herstellenden Unternehmen an Personen oder Betriebe, die die Erzeugnisse nicht für den eigenen Verbrauch oder Gebrauch verwenden, sondern diese mehr oder weniger unverändert weiterverkaufen, spricht man vom indirekten Absatz. Dieser Vertriebsweg ist also charakterisiert durch die Einschaltung des Handels.

Vorteile

  • Einsparung bei Vertriebskosten
  • Übernahme des kurz- und mittelfristigen Absatzrisikos durch den Handel
  • bessere Werbung und Service durch den Handel
  • Vergleichsmöglichkeiten innerhalb des Sortiments für den Kunden gegeben
  • Produkte im Rahmen eines Sortiments besser absetzbar

Nachteile

  • Handel beansprucht Gewinnanteile vom Hersteller
  • Waren verteuern sich
  • möglicherweise fehlende Kompetenz bei erklärungsbedürftigen Waren
  • Marktmacht des Handels steigt, da Hersteller auf diesen angewiesen sind
  • Vergleich mit Konkurrenzprodukten unmittelbar gegeben

Anwendung

  • überwiegend bei Konsumgütern
  • bei einer Vielzahl von räumlich weit verstreuten Anbietern
  • bei vielen Kleinabnehmern
  • bei Exportgütern
  • bei finanzschwachen Herstellern, die eine Vertriebsstruktur übernehmen müssen

Handelsvertreter

Sehr häufig stehen Unternehmen vor der Wahl, Waren und Dienstleistungen über Handelsvertreter oder Reisende zu vertreiben. Handelsvertreter sind selbstständige Gewerbetreibende, die ständig damit betraut sind, im Namen und auf Rechnung eines anderen Unternehmens Geschäfte zu vermitteln oder abzuschließen (vgl. § 84 I HGB). D.h. der Handelsvertreter ist i.d.R. für mehrere Unternehmen, auch der gleichen Branche, zur selben Zeit tätig. Er erhält für seine Dienste eine Umsatz bezogene Provision, die sich aus kostenrechnerischer Sicht für das beauftragende Unternehmen als 100% variable Kosten darstellen.

Reisender

Der Reisende ist im Gegensatz dazu Angestellter des Unternehmens und erhält für seine Tätigkeiten ein fixes Gehalt und i.d.R. ebenfalls eine vom Umsatz abhängige Provision. Als Angestellter unterliegt er den Weisungen seiner Vorgesetzten.

Für welche Art von Absatzmittlern sich ein Unternehmen entscheidet, hängt maßgeblich von der jeweiligen Zielsetzung, von den Kosten und vor allem auch von der Art der zu vertreibenden Produkte ab.

Beispiel: Ein Unternehmen muss eine Entscheidung treffen, welchen Absatzmittler es beim Vertrieb seiner Waren einsetzen will. Die Reisenden erhalten ein Fixum von 24.000,00 € im Monat und darüber hinaus 4% Umsatzprovision. Die Vertreter erhalten für ihre Dienste 8% Umsatzprovision. Nun stellt sich die Frage, von welchem Umsatz an sich der Einsatz von Reisenden lohnt.

Welche Vor- und Nachteile der Einsatz von Handelsvertretern bzw. von Reisenden bietet, zeigt folgende Tabelle auf.

Vorteile Nachteile
Handelsvertreter Große Marktkenntnis, daher bevorzugt eingesetzt bei Einführung neuer Produkte Fehlende Kompetenz bei stark   erklärungsbedürftigen Produkten
Bei geringem Umsatz kostengünstiger als  ein Reisender
Hoher Leistungsanreiz durch Provision
Kann Cross-Selling betreiben
Reisender Ist weisungsgebunden und vertritt daher die Interessen des Unternehmens Geringe Marktkenntnisse auf neuen   Märkten
Bei hohem Umsatz kostengünstiger als ein Handelsvertreter
Möglicherweise geringer Leistungsanreiz
Verfügt über sehr gute Produktkenntnisse

Distributionsmix: Übung

Welche Aussagen und Erklärungen zu folgenden Begriffen sind zutreffend?

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Distributionsmix: Aufgaben

Testen Sie Ihr Wissen an folgenden Beispielen:

Aufgaben:

1 Absatzwege:

Begründen Sie umfassend, welche verschiedenen Absatzwege und/oder Absatzmittler Sie für die folgenden Produkte bzw. Dienstleistungen beim Verkauf an den Endkunden empfehlen würden.

1.1 Knorr führt ein neues Fixprodukt für die Zubereitung von Fischaufläufen ein.

1.2 Jura intensiviert den Vertrieb für Espressoautomaten mit Selbstreinigungssystem.

1.3 Die Versicherungsunternehmen haben nun flächendeckend die sog. Riester-Rente im Angebot.

2 Absatzmittler:

Ein Produkt wird zu einem Stückpreis von 85,00 € verkauft. Aufgrund von Marktforschungen geht die Geschäftsleitung des Unternehmens davon aus, dass pro Quartal 720 Stück des Produkts abgesetzt werden können. Als Absatzmittler sollen entweder Reisende oder Handelsvertreter zum Einsatz kommen. Ein Reisender würde monatlich 990,00 € und 2,5% Umsatzprovision, ein Handelsvertreter 7,0% Umsatzprovision verdienen.

2.1 Geben Sie der Geschäftsleitung eine Empfehlung darüber, welcher Absatzmittler kostengünstiger wäre (mathematische Begründung!).

2.2 Welche Entscheidung über die Vertriebsform würden Sie treffen, wenn es sich bei dem Produkt um einen Blu-Ray-Player handeln würde.

Lösungen

Bei dem Produkt handelt es sich um ein niedrigpreisiges Verbrauchsgut aus dem Nahrungsmittelbereich. Es stellt lediglich eine Quasi Innovation dar, da bereits sehr viele ähnliche Produkte für die Zubereitung aller Arten von Lebensmitteln auf dem Markt sind. Das Produkt ist daher auch wenig erklärungsbedürftig. Die Informationsfunktion übernimmt die Verpackung. Dieses Produkt wird klassischerweise über den Einzelhandel vertrieben. Für Großabnehmer finden sich derartige Produkte auch bei Großhändlern (z.B. Metro).

Die Zielgruppe für derartige Gebrauchsgüter wird ebenfalls sehr weit gefasst. Es werden neben dem privaten Konsumenten auch kleingastronomische Betriebe umworben. Die Geräte finden sich vor allem im Spezialeinzelhandel, da sie auf Wunsch des Kunden einer Vorführung bedürfen. Da der Preis sehr stark schwanken kann (im konkreten Fall 600,00 € bis 1.000,00 € für ein und dasselbe Gerät), tritt hier das Internet als Verkaufsmedium immer mehr in Erscheinung. Über Suchmaschinen oder Preisagenturen kann fast völlige Preistransparenz erzielt werden. Bei standardisierten Produkten, wie im vorliegenden Fall, treten bei vielen Konsumenten personale oder räumliche Präferenzen in den Hintergrund und sie tätigen ihren Kauf über E-Commerce Firmen.

Das Versicherungsgeschäft wird klassischerweise über Reisende abgewickelt. Diese sind Angestellte des Versicherungsunternehmens mit einem festen Gehaltsanteil. Darüber hinaus sind sie am Umsatz, der durch die Abschlüsse von Versicherungspolicen generiert wird, beteiligt. Gerade die „Riester-Rente“ ist ein Produkt, das vieler Informationen und Erklärungen bedarf. Hier bietet es sich an, in internen Schulungen den Mitarbeitern die vertraglichen Vereinbarungen näher zu erläutern. Dies ist natürlich durch Reisende, die weisungsgebunden gegenüber ihres Versicherungsunternehmens sind, am besten möglich. In den letzten Jahren haben sich im Versicherungsgeschäft immer mehr Versicherungsmakler etabliert. Diese haben den Vorteil keinem einzelnen Versicherungsunternehmen zugeordnet zu sein, sondern Makler können aus der gesamten Angebotspalette die für ihren Kunden individuell zugeschnittenen Policen heraus finden. Der Verdienst liegt hier in einer Maklerprovision.

Berechnung des kritischen Umsatzes:
Verdienst des Reisenden = Verdienst des Handelsvertreters

990,00 € + 0,025 x = 0,07 x
0,045 x = 990,00 €
x = 22.000,00 €

Bis zu einem Umsatz von unter 22.000,00 € pro Monat ist der Handelsvertreter die günstigere Alternative, darüber wird der Reisende Kosten sparender.

Im konkreten Fall wird mit einem Umsatz von 20.400,00 € (720 Stück : 3 x 85,00 €) pro Monat geplant. Aus diesem Grund wäre hier der Geschäftsleitung die Empfehlung zu geben, dass der Einsatz eines Handelsvertreter die kostengünstigere Alternative wäre.

Ein Blu-Ray-Player ist bei einem Stückpreis von 60,00 € am untersten Rand der Preisspanne für derartige Produkte. Hier ein kostenintensives Vertriebssystem mit Absatzmittlern aufzubauen, ist bei der zu erwartenden geringen Gewinnmarge nicht empfehlenswert. Hier würde sich ein Verkauf über Discounter (Aldi, Lidl, Norma) anbieten. Zu diesem Zweck müssten allerdings die Produktionszahlen stark erhöht werden. Falls das aus Gründen fehlender Kapazitäten nicht möglich ist, wäre ein Vertrieb durch den örtlichen Facheinzelhandel oder als Sonderposten im Internet anzustreben.