Vergleich Voll- und Teilkostenrechnung
Situation
Sie arbeiten in der SPORT AG, die Freizeitartikel und insbesondere Sportschuhe herstellen. Ein Kunde benachrichtigt Sie, dass er Ihren Verkaufspreis von 91,50 € für seine Anfrage über 12.000 Stück des Laufschuhs XT nicht akzeptiert; sondern lediglich 80,00 € zu zahlen bereit ist. Sie werden damit beauftragt die Kalkulation des Preises zu überprüfen.
Ihre Berechungen ergeben folgendes Bild:
| FM | 27,50 |
| + MGK 14% | 3,85 |
| FL | 17,50 |
| + FGK 128% | 22,40 |
| = HK | 71,25 |
| + VwGK 11% | 7,84 |
| + VtGK 9% | 6,41 |
| = SK | 85,50 |
Nach dieser Kalkulation können Sie auf die Forderungen des Kunden nicht eingehen, da pro Stück ein Verlust von 5,50 € entsteht.
In einer Besprechung wird das Gegenargument vorgebracht, dass bei Ablehnung zwar die Kosten für die Leistungen, die unmittelbar in das Produkt einfließen, sinken, doch andere Kosten wie Gehälter für die Verwaltung oder die Mietkosten erhalten bleiben. Diese müssen jedoch bei der Preiskalkulation der restlichen Produkte einkalkuliert werden.
Lösung
Sie überprüfen nochmals die Kosten und unterscheiden dabei nach denjenigen, die ausschließlich durch die Erzeugung des Produkts anfallen (alle Einzelkosten und 20% der Gemeinkosten) und denjenigen, die unabhängig davon entstehen (388.000,00 €).
| Kosten, die nur bei Produktion entstehen: | Kosten, die immer entstehen: | ||
| FM | 27,50 |
388.000,00 €
|
|
| FL | 17,50 | ||
| (3,85 + 22,40 + 7,84 + 6,41) · 20% | 8,10 | ||
| Summe | 53,10 |
Bei einem Verkaufspreis von 80,00 € sind die Kosten, die durch die Erzeugung des Produkts entstehen bei weitem gedeckt. Würde der Laufschuh XT nicht mehr an den Kunden verkauft, müssten die restlichen Kosten von anderen Produkten getragen werden und würden diese verteuern. Also ist es durchaus sinnvoll, auf den Wunsch des Kunden einzugehen.
Diese Art der Kalkulation nennt man Teilkostenrechnung. Während bei der Vollkostenrechnung zwischen Einzel- und Gemeinkosten unterschieden wird, trennt man hier die Kosten in beschäftigungsabhängige (variable) und beschäftigungsunabhängige (fixe) Kosten.
Bei der Vollkostenrechnung müssen alle anfallenden Kosten gedeckt werden, denn sie geht von einer langfristigen Planung aus. Genau deshalb werden auch hier der Angebotspreis berechnet und die Herstell- und Selbstkosten eines Kostenträgers im Rahmen der Vor- und Nachkalkulation kontrolliert.Dies ist aber nicht der einzige Unterschied zwischen Voll- und Teilkostenrechnung.
Die Teilkostenrechnung hingegen plant eher kurzfristig und will somit die für die Herstellung des Produkts anfallenden Kosten gedeckt wissen. Einzelne Aufträge werden detailliert betrachtet, um z. B. das optimale Produktionsprogramm zu wählen bzw. über Eigen- oder Fremdfertigung zu entscheiden. Dabei wird oft kritisiert, dass bei Sonderaufträgen ein bereits vorhandener Verkaufspreis für die Berechnung fehlt, während die Vollkostenrechnung die Veränderung des Beschäftigungsgrades nur unzureichend berücksichtigt, indem sie fixe und variable Gemeinkosten gleich gehandelt.
In den meisten Fällen jedoch sind die Einzelkosten und ein Teil der Gemeinkosten variabel und ein Teil der Gemeinkosten sind fix.
Fixe Kosten
In der Gesamtbetrachtung ändern sich die fixen Kosten bei unterschiedlichen Ausbringungsmengen nicht. Dies trifft z.B. auf Mieten, Abschreibungen und Gehälter zu.
In der Stückbetrachtung sinken die fixen Kosten, da bei einer steigenden Ausbringungsmenge die fixen Kosten auf mehr Produkte verteilt werden. Diese Abnahme der fixen Kosten pro Stück wird das Gesetz der Massenproduktion oder Fixkostendegression genannt.


Variable Kosten
In der Gesamtbetrachtung verändern sich die variablen Kosten (für unsere Betrachtungen) proportional zur Ausbringungsmenge. Wird mehr produziert, dann steigen die variablen Gesamtkosten und umgekehrt. Beispiele für variable Kosten sind das Fertigungsmaterial und die Fertigungslöhne.
Betrachtet man die variablen Kosten pro Stück, so sind diese konstant, denn für das erste produzierte Stück wird ebenso viel Material verbraucht wie für das zehnte oder tausendste.


Gesamtkosten
Die Gesamtkosten setzen sich aus den variablen und fixen Gesamtkosten zusammen. Grafisch betrachtet beginnt ihr Graph auf Höhe der Fixkosten und hat die gleiche Steigung wie der Graph der variablen Gesamtkosten (Parallelverschiebung).
Die Gleichung für die Gesamtkosten lautet: Kg (m) = 388.000,00 + 53,10 · m

Beachten Sie, dass sich die Kurzbezeichnungen der Kostenarten unterscheiden: Gesamtwerte werden mit Großbuchstaben gekennzeichnet, Stückwerte mit Kleinbuchstaben.
