Teilkostenrechnung im Mehrproduktbetrieb
Situation
Neben dem Laufschuh XT überlegt die Geschäftsleitung der Leisure GmbH auch einen Wanderschuh mit der Bezeichnung „Peak“ in das Produktionsprogramm aufzunehmen. Teilweise müssten die verschiedenen Schuhe aber auf unterschiedlichen Maschinen hergestellt werden, was zusätzliche Kosten verursacht. Bei einer Besprechung soll nun geprüft werden, ob die Herstellung des Modells „Peak“ rentabel ist.
Der Marketingleiter teilt mit, dass einer Marktumfrage zufolge, bei einem Verkaufspreis von 95,00 € netto eine Absatzmenge von 3.000 Stück erreicht wird. Der Einkaufsleiter und der Produktionsleiter berechneten, dass für die Produktion 50.000,00 € zusätzliche Fixkosten anfallen und sich die variablen Kosten auf 50,00 € pro Paar erstrecken.
Die Geschäftsleitung möchte nun von dem Leiter der Abteilung Kostenrechnung wissen, ob seiner Meinung nach beide Produkte hergestellt werden sollen, welchen Beitrag sie jeweils zur Fixkostendeckung liefern und wie hoch das Betriebsergebnis insgesamt wäre.
Lösung
Bisher wurde ausschließlich der Laufschuh XT produziert. Die Fixkosten betrugen 388.000,00 € und der Gesamtdeckungsbeitrag 322.800,00 €, so dass ein Verlust von 65.200,00 € entstand. Der Großteil der Fixkosten (z.B. Verwaltungskosten, Kosten für die Kantine) können aber nicht nur diesem Produkt zugerechnet werden, sondern beziehen sich auf den gesamten Betrieb, sind also unternehmensfixe Kosten. Nach einer Kostenanalyse stellt sich heraus, dass nur 230.000,00 € der Fixkosten den Laufschuhen zuzuordnen sind und somit erzeugnisfixe Kosten darstellen.
Es wird folgende Aufstellung angefertigt:
| Laufschuh | Wanderschuh | Gesamt | |||
| E – Kv |
960.000,00 € 637.200,00 € |
285.000,00 € 150.000,00 € |
1.245.000,00 € 787.200,00 € |
||
| DB I – erzeugnisfixe K |
322.800,00 € 230.000,00 € |
135.000,00 € 50.000,00 € |
457.800,00 € 280.000,00 € |
||
| DB II | 92.800,00 € | 85.000,00 € | 177.800,00 € | ||
| – unternehmensfixe K | 158.000,00 € | ||||
| Betriebsergebnis | 19.800,00 € |
Ergebnis
Der Abteilungsleiter teilt der Geschäftsleitung mit, dass der Laufschuh ein Ergebnis von 92.800,00 € erwirtschaftet, beim Wanderschuh beträgt dies 85.000,00 €. Es lohnt sich also die Herstellung beider Produkte, weil sie beide einen Beitrag zur Deckung der unternehmensfixen Kosten leisten. Das Betriebsergebnis erhöht sich durch die Produktionserweiterung von -65.200,00 € auf 19.800,00 €.
Diese Art der Berechnung nennt man mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung. Sie wird verwendet, wenn mehrere Produkte hergestellt werden und eine Trennung der Fixkosten in erzeugnisfixe und unternehmensfixe möglich ist.
Die Herstellung eines Produkts ist unrentabel, wenn der DB II negativ ist und es damit keinen Beitrag zur Deckung der Fixkosten leistet.
Falls der DB II negativ ist, muss überprüft werden, ob die erzeugnisfixen Kosten abbaubar sind, oder auch dann anfallen, wenn das Produkt nicht hergestellt wird. So könnten zur Herstellung dieses Produkts nicht abbaubare, erzeugnisfixe Kosten für eine angemietete Werkshalle oder für einen beanspruchten Kredit bestehen. Sind diese nicht abbaubaren Kosten höher als der DB II, lohnt sich die Produktion, selbst falls der DB II negativ ist.
Beispiel
Aufgrund einer neuen Konkurrenzsituation müssen wir den Verkaufspreis des Wanderschuhs „peak“ um 30% senken. Bei Einstellung der Produktion bleiben 40.000,00 € der erzeugnisfixen Kosten erhalten. Es ergibt sich folgende Berechnung:
| E – Kv |
199.500,00 € 150.000,00 € |
(285.000 – 30%) | |
| DB I – erzeugnisfixe K |
49.500,00 € 50.000,00 € |
||
| DB II | – 500,00 € |
Auf den ersten Blick müsste die Produktion eingestellt werden, da das Produkt einen Verlust erwirtschaftet (DB II ist negativ). Doch da nur 10.000,00 € der 50.000,00 € erzeugnisfixen Kosten abbaubar sind, wäre der Verlust danach noch höher, nämlich die 40.000,00 € nicht abbaubaren Fixkosten. So kann durch die Produktion der Verlust von 40.000,00 € auf 500,00 € verringert werden.
Teilkostenrechnung im Mehrproduktbetrieb: Aufgaben
Testen Sie Ihr Wissen an folgenden Beispielen:
Aufgaben:
| A | B | C | |
| p | 25,00 € | ? | 22,00 € |
| kv | 13,00 € | ? | 20,00 € |
| DB I | ? | 80.000,00 € | ? |
| Anteil an den Fixkosten | 20 % | 35 % | 18 % |
| absetzbare Menge | 2.000 Stück | 3.000 Stück | 3.000 Stück |
1.1 Berechnen Sie, welches Produkt den größten Anteil zur Deckung der unternehmensfixen Kosten beiträgt.
1.2 Berechnen Sie das Betriebsergebnis.
1.3 Ermitteln Sie, ob sich das Betriebsergebnis verbessert, wenn Produkt C nicht mehr produziert wird und die erzeugnisfixen Kosten dieses Produktes zu 90 % abbaubar wären.
2 In der BAYERN AG werden neben elektronisch gesteuerten Werkzeugmaschinen (E) und Robotern (R) auch mechanische Werkzeugmaschinen (M) gefertigt. Nach eingehenden Untersuchungen wurden folgende Werte festgestellt:
| M | E | R | |
| variable Stückkosten | 10.000,00 | 15.000,00 | 25.000,00 |
| Preis pro Stück | 15.000,00 | 25.000,00 | 68.000,00 |
| abgesetzte Stück pro Monat | 3 | 16 | 25 |
| Anteil an den Fixkosten in Höhe von 1.253.200,00 € | 10 % | 20 % | 50 % |
2.1 Ermitteln Sie die Deckungsbeiträge jedes Produktbereichs und das Betriebsergebnis.
2.2 Begründen Sie rechnerisch, ob die Produktion der mechanischen Werkzeugmaschinen eingestellt werden sollte, wenn die erzeugnisfixen Kosten zu 50 % abbaubar sind.
2.3 Berechnen Sie, wie viel Stück der elektronischen Werkzeugmaschinen zusätzlich hergestellt und verkauft werden müssten, damit bei diesem Produkt Vollkostendeckung entsteht.
2.4 Das Unternehmen möchte mit den Robotern auch in den japanischen Markt eindringen. Man kalkuliert mit 1.290.000,00 € jährlichen Vertriebskosten.
Berechnen Sie, welcher Umsatz in Japan erreicht werden müsste, damit diese zusätzlichen Fixkosten gedeckt wären.
2.5 Dem Marketingleiter zufolge könnte die BAYERN AG ihren für den Zeitraum von drei Jahren vorläufig auf 105 Stück festgesetzten Absatz auf dem japanischen Markt um 40% erhöhen, wenn sie 5% Rabatt und 2% Skonto einräumt. Außerdem würden sich beim Einsatz von Handelsvertretern die fixen Vertriebskosten um 15% vermindern. Die Vertreter erhalten 5% Provision.
Berechnen Sie, wie sich der Absatz in Japan unter diesen Bedingungen auf das Gesamtergebnis der BAYERN AG auswirkt.