Abschlussprüfung 2022, Teilbereich I
Hinweise:
Bearbeiten Sie alle Aufgaben.
Bei der jeweiligen Lösung sind auch die Ansätze für die einzelnen Lösungsschritte sowie die dazugehörigen Nebenrechnungen niederzuschreiben.
Gebräuchliche Abkürzungen sollen verwendet werden. Geldbeträge, Prozentsätze und Kennzahlen sind grundsätzlich auf zwei Kommastellen zu runden.
Der Umsatzsteuersatz beträgt 19 % bzw. 7 % für Umsätze im Inland. Für Umsätze mit dem Ausland bleibt die Umsatzsteuer unberücksichtigt.
Aufgabe I
Die XELA AG mit Sitz in Forchheim ist ein international führendes Unternehmen, das sich auf die Herstellung und den Vertrieb von medizinischen Geräten und Laboreinrichtungen spezialisiert hat.
Sie gilt als große Kapitalgesellschaft im Sinne des Handelsgesetzbuches (HGB). Die Bewertung im Rahmen des Jahresabschlusses erfolgt nach den Vorschriften des HGB (Geschäftsjahr 01.01. – 31.12.2021).
Sie sind in unterschiedlichen betrieblichen Funktionsbereichen der XELA AG tätig. Dort bereiten Sie Entscheidungen vor, werten Daten aus und beraten die Unternehmensleitung.
Aufgabe 1
Im Zusammenhang mit der Bewertung zum 31.12.2021 sind in der Abteilung Rechnungswesen noch verschiedene Aufgaben zu bearbeiten. Die Unternehmensleitung hat Sie gebeten, alle Möglichkeiten zu nutzen, um den Gewinnausweis der XELA AG möglichst gering zu halten.
Aufgabe 1.1
Die XELA AG setzt das Granulat WM58 als Rohstoff in der Fertigung ein. Zum 31.12.2020 waren 150 kg dieses Rohstoffs auf Lager, die mit insgesamt 12.750,00 € in der Bilanz angesetzt wurden.
Aus der Finanz- und Lagerbuchführung der XELA AG liegen bis zum 15.12.2021 folgende Informationen vor (alle Werte netto):
| Granulat WM58 | ||
| Warenwert aller Zugänge | 350 kg | 28.875,00 € |
| Bezugskosten | 2.887,00 € | |
| Nachlässe | 3.707,00 € | |
| Warenwert aller Rücksendungen | 30 kg | 2.475,00 € |
Am 20.12.2021 erfolgte eine weitere Lieferung in Höhe von 50 kg zum Einstandspreis von 81,00 € je kg netto.
Zum 31.12.2021 sind noch 200 kg des Granulats WM58 auf Lager. Der Marktpreis für das Granulat beträgt an diesem Tag 79,80 € je kg. Zur Bewertung des Rohstoffs wendet die XELA AG das Durchschnittswertverfahren an.
Aufgabe 1.1.1
Ermitteln und begründen Sie den Bilanzansatz für das Granulat WM58 zum 31.12.2021. (6 BE)
Aufgabe 1.1.2
Berechnen Sie die Höhe des wertmäßigen Jahresgesamtverbrauchs 2021 des Granulats WM58 in Euro und ermitteln Sie Art und Höhe der Bestandsveränderung des Granulats in Kilogramm. (3 BE)
Aufgabe 1.1.3
Das als Rohstoff verwendete Granulat WM58 gehört zu den von der XELA AG verwendeten betrieblichen Produktionsfaktoren. Unterscheiden Sie Rohstoffe von Betriebsstoffen und ordnen Sie diese den betrieblichen Produktionsfaktoren zu. (3 BE)
Aufgabe 1.2
Die XELA AG erwarb am 01.08.2019 ein Grundstück mit Lagerhalle zum Kaufpreis von insgesamt 4.000.000,00 € in Weibersbrunn im Spessart. Auf die Lagerhalle entfielen 1.200.000,00 € des Kaufpreises.
Vor der Inbetriebnahme am 26.08.2019 ließ die XELA AG noch einige Umbauarbeiten in der Lagerhalle von der KORBI GmbH durchführen. Am 28.08.2019 überwies die XELA AG dafür 37.913,40 € an die KORBI GmbH.
Im Zusammenhang mit dem Erwerb dieser Gesamtimmobilie liegen zudem folgende Werte vor:
Maklergebühr: 3,00 % netto
Grunderwerbsteuer: 3,50 %
Notargebühren: 23.800,00 € netto
Grundbuchgebühren: 10.000,00 €
Zur Finanzierung der Gesamtimmobilie hatte die XELA AG im Jahr 2019 ein Darlehen in Höhe von 2.100.000,00 € aufgenommen. Im Jahr 2019 fielen hierfür 10.500,00 € Zinsen an.
Für die Gesamtimmobilie sind jährlich 8.000,00 € Grundsteuer zu entrichten.
Am 13.09.2021 wurde die Lagerhalle, bei der die XELA AG von einer Nutzungsdauer von 33 ⅓ Jahren ausgeht, durch einen Blitzeinschlag mit anschließendem Brand in seiner Nutzung für einen begrenzten Zeitraum eingeschränkt.
Ein Sachverständiger legt daher den beizulegenden Wert für diese Lagerhalle zum 31.12.2021 vorübergehend auf 850.000,00 € fest.
Im November 2021 erhielt die Gemeinde Weibersbrunn eine hochmoderne Anschlussstelle für die Autobahn. Ein Sachverständiger legt daher den beizulegenden Wert des Grundstücks zum 31.12.2021 dauerhaft auf 3.200.000,00 € fest.
Ermitteln und begründen Sie den Bilanzansatz des Grundstücks und der Lagerhalle zum 31.12.2021. (10 BE)
Aufgabe 1.3
Am 06.2017 erwarb die XELA AG aus strategischen Gründen 80.000 Aktien (Nennwert je Aktie: 1,00 €) der MAINERT AG mit Anschaffungskosten in Höhe von 348.000,00 €.
Am 06.08.2018 verkaufte die XELA AG 45.000 Stück dieser Aktien. Danach wurden von der XELA AG keine Aktien der MAINERT AG mehr gekauft bzw. veräußert.
Die Entwicklung des Aktienkurses der MAINERT AG kann folgendem Schaubild entnommen werden:

Bei der Bewertung der Aktien der MAINERT AG wurden von der XELA AG auch in den Jahren 2017 bis 2020 stets alle Möglichkeiten genutzt, um den Gewinn möglichst gering auszuweisen.
Ermitteln und begründen Sie den Bilanzansatz des Aktienpakets der MAINERT AG zum 31.12.2021. (6 BE)
Aufgabe 2
Die Bilanzen der XELA AG weisen jeweils zum 12. folgende Passivpositionen aus (Werte in €):
| Passiva | 2020 | 2021 |
| Gezeichnetes Kapital | 2.500.000,00 | 3.500.000,00 |
| Kapitalrücklage | 175.000,00 | 275.000,00 |
| Gesetzliche Rücklage | 13.000,00 | 25.000,00 |
| Andere Gewinnrücklagen | 573.000,00 | 620.000,00 |
| Gewinnvortrag | 0,00 | 6.000,00 |
| Verlustvortrag | 10.000,00 | 0,00 |
| Jahresüberschuss | 250.000,00 | 420.000,00 |
| Pensionsrückstellungen | 2.030.000,00 | 2.710.000,00 |
| Sonstige Rückstellungen | 865.000,00 | 956.000,00 |
| Langfristige Verbindlichkeiten | 6.280.000,00 | 6.400.000,00 |
| Kurzfristige Verbindlichkeiten | 2.220.000,00 | 2.430.000,00 |
| 14.896.000,00 | 17.342.000,00 |
Alle Aktien der XELA AG haben einen Nennwert von 50,00 € je Stück. Zum 10.01.2021 wurde eine Kapitalerhöhung durchgeführt.
Die etwaige Einstellung in die gesetzliche Rücklage erfolgt nach den Vorschriften des § 150 AktG.
Für die Verwendung des Jahresüberschusses 2021 wurde folgender Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat unterbreitet und von der Hauptversammlung beschlossen:
Um die Eigenkapitalbasis weiter zu stärken, soll unter Berücksichtigung des § 58 AktG der höchstmögliche Teil des Jahresüberschusses im Unternehmen gehalten werden.
Der verbleibende Bilanzgewinn soll als höchstmögliche Stückdividende auf volle zehn Cent gerundet an die Aktionäre ausgezahlt werden, wobei alle Aktien voll dividendenberechtigt sind.
Aufgabe 2.1
Erstellen Sie für das Jahr 2021 die vollständige Ergebnisverwendungsrechnung und ermitteln Sie die Höhe des Eigenkapitals nach vollständiger Ergebnisverwendung zum 31.12.2021 unter Darstellung der Positionen des Eigenkapitals. (9 BE)
Aufgabe 2.2
Nennen Sie alle aus den Angaben und bisherigen Berechnungen erkennbaren Finanzierungsarten des Geschäftsjahres 2021, wobei die kurzfristige Fremdfinanzierung nicht berücksichtigt werden soll.
Ordnen Sie die Finanzierungsarten nach Rechtsstellung des Kapitalgebers und Kapitalherkunft und berechnen Sie die entsprechenden Beträge. (6 BE)
Aufgabe 2.3
Auf der Hauptversammlung der XELA AG forderten einzelne Aktionäre für das Geschäftsjahr 2021 eine deutlich höhere Dividendenausschüttung als letztendlich beschlossen.
Der Antrag auf die höhere Dividendenausschüttung wurde von der Hauptversammlung abgelehnt, da die Mittel bereits für notwendige Investitionen fest verplant waren. Für diese hätten andernfalls weitere Kredite aufgenommen werden müssen.
Beschreiben Sie zwei finanzwirtschaftliche Ziele der XELA AG und begründen Sie die jeweilige Auswirkung der geringeren Dividendenausschüttung auf diese Ziele. (4 BE)