Abschlussprüfung 2021, Teilbereich II

Die SHEPHERD AG ist ein industrieller Hersteller von Fenstern und Haustüren, die in Krumbach in verschiedenen Werken produziert und europaweit vertrieben werden.

Sie sind in der Abteilung Kostenrechnung tätig und informieren und beraten die Unternehmensleitung.

Aufgabe 1

Im Werk I wird die neue Haustür Julian Aus der Vorkalkulation für den Monat Mai liegen für das Produkt folgende Informationen vor:

Fertigungsmaterial 445,00 €/Stück
Fertigungslöhne 112,50 €/Stück
Sondereinzelkosten der Fertigung 0,00 €/Stück
Sondereinzelkosten des Vertriebs 19,28 €/Stück
Materialgemeinkostenzuschlagssatz 30 %
Restfertigungsgemeinkostenzuschlagssatz 80 %
Maschinenstundensatz 240,00 €/Stunde
Fertigungszeit an der Maschine 75 Minuten/Stück
Verwaltungs-/Vertriebsgemeinkostenzuschlagssatz 12 %
Vertreterprovision 8 %
Skonto 2 %
Rabatt 20 %
Gewinn 20 %

Aufgabe 1.1

Berechnen Sie mit Hilfe einer vollständigen Stückkalkulation den Angebotspreis für eine Haustür Julian. (5 BE)

Aufgabe 1.2

Ende Mai erhält die SHEPHERD AG die Anfrage eines Großkunden. Dieser wäre bereit, für einen Auftrag im Juli, einen Angebotspreis in Höhe von 947,50 € unter sonst gleichen Bedingungen zu akzeptieren. Berechnen Sie die Höhe des vorkalkulierten Stückerfolgs in Euro und Prozent für diesen Auftrag des Großkunden im Juli. (3 BE)

Aufgabe 1.3

Dem Betriebsabrechnungsbogen (BAB) können für den Monat Mai nach Umlage der Gemeinkosten folgende Werte (in €) entnommen werden:

Kostenstelle Material Fertigung Verwaltung/Vertrieb
Summe Gemeinkosten 32.500,00 122.125,00 40.520,20
Zuschlagsbasis 130.000,00 35.000,00 ?
Sondereinzelkosten 5.976,80

(nur Vertrieb)

Von den tatsächlich angefallenen Fertigungsgemeinkosten sind 88.875,00 € Maschinenkosten.

Zudem liegen folgende weitere Informationen für den Monat Mai vor:

unfertige Erzeugnisse
Anfangsbestand: 26.335,00 €
Schlussbestand: 34.845,00 €

Bei den fertigen Erzeugnissen ergab sich eine Bestandsminderung von 20 Stück.

Insgesamt wurden im Monat Mai 310 Haustüren Julian verkauft. Sämtliche Vertriebskonditionen wurden stets in Anspruch genommen.

Berechnen Sie für einen Bericht an die Unternehmensleitung das Betriebsergebnis sowie Art und Höhe der gesamten Kostenabweichung für den Monat Mai. (7 BE)

Aufgabe 2

Im Werk II wird ausschließlich das Fenster Linus hergestellt. Aufgrund des internationalen Konkurrenzdrucks und des damit verbundenen Preiskampfes sind Sie an der Planung einer Strategiekonferenz beteiligt, in der die Kosten- und Erlössituation für das Fenster Linus genauer analysiert werden soll.

Das Fenster Linus kann zu einem Erlös von 150,00 € je Stück abgesetzt werden. Die Kapazitätsgrenze liegt bei 1.200 Stück je Monat.

Im Monat Mai lag der Beschäftigungsgrad bei 83 ⅓ %. Dabei fielen folgende Kosten an:

Kostenstelle Einzelkosten Gemeinkosten
fix variabel
Material 21.300,00 € 6.900,00 € 10.200,00 €
Fertigung 32.500,00 € 25.100,00 € 17.900,00 €
Verwaltung 0,00 € 3.200,00 € 0,00 €
Vertrieb 9.200,00 € 4.800,00 € 8.900,00 €

Aufgabe 2.1

Ermitteln Sie für das Fenster Linus als Grundlage für die Strategiekonferenz folgende Werte: (5 BE)

  • den Gewinnschwellenumsatz,
  • den Gesamtgewinn im Monat Mai,
  • die lang- und die kurzfristige Preisuntergrenze im Monat Mai.

Aufgabe 2.2

Stellen Sie im Rahmen einer vollständig beschrifteten Gesamtbetrachtung die Gewinnsituation für das Fenster Linus im Monat Mai auf zwei verschiedene Arten graphisch dar. (5 BE)

Zeichnen Sie die hierfür erforderlichen Graphen jeweils von 0 Stück bis zur Kapazitätsgrenze ein und kennzeichnen Sie jeweils den Gewinn für den Monat Mai. (Maßstab: 1 cm ≙ 100 Stück; 1 cm ≙ 20.000,00 €).

Anmerkungen:

Sollten Sie Aufgabe 2.1 nicht gelöst haben, können Sie zur Bearbeitung der Aufgabe 2.2 die zusätzlich benötigten Informationen der folgenden Kostenfunktion entnehmen:

K(x) = 75,00 x + 50.000,00

Diese Werte stimmen nicht mit der tatsächlichen Lösung aus 2.1 überein.

Aufgabe 3

Im Werk III wird nur die Terrassentür Birgit auf einer Anlage mit einer Kapazität von 1.800 Stück je Monat produziert.

Im Monat Juni wurden 1.300 Terrassentüren hergestellt und zu einem Preis von 225,00 € je Stück verkauft. Dabei fielen Fixkosten in Höhe von 80.000,00 € an und es wurde ein positives Betriebsergebnis von 69.500,00 € erzielt.

Aufgrund zunehmender Konkurrenz aus dem Ausland muss in Zukunft mit einem Preisrückgang bei der Terrassentür Birgit gerechnet werden. Dieser Entwicklung will die SHEPHERD AG vorgreifen. Von der Marktfor- schung kommt die Information, dass bei einer Preissenkung auf 210,00 € je Stück die Absatzmenge um 700 Stück im Vergleich zum Monat Juni gesteigert werden könnte.

Für die dazu notwendige Kapazitätserhöhung erstellt die Produktionsabteilung einen Umstrukturierungsplan, der zu einer Veränderung der fixen und variablen Kosten führt und in dessen Rahmen auch die Fertigungstiefe verringert werden soll. Mit den geplanten Maßnahmen lässt sich die Kapazitätsgrenze auf 2.250 Terrassentüren erhöhen, gleichzeitig würden auch die variablen Stückkosten auf 132,00 € steigen.

Aufgabe 3.1

Berechnen Sie den maximal möglichen Anstieg der gesamten monatlichen Fixkosten in Euro durch die Umstrukturierungsmaßnahmen, damit unter den neuen Bedingungen das gleiche Betriebsergebnis wie im Monat Juni erzielt werden kann. (4 BE)

Aufgabe 3.2

Der Betriebsrat spricht sich gegen die vorgesehene Verringerung der Fertigungstiefe aus.

Beschreiben Sie den Begriff Fertigungstiefe und nehmen Sie aus Sicht des Betriebsrates und der Unternehmensleitung Stellung zu der geplanten Verringerung der Fertigungstiefe. (5 BE)

Aufgabe 4

Im Werk IV der SHEPHERD AG wird lediglich das Vordach Hain produziert. Im September werden insgesamt 1.420 Stück des Vordachs Hain hergestellt. Dabei wird mit Gesamtkosten in Höhe von 190.550,00 € gerechnet. Für den Monat Oktober werden eine Produktionsmenge von 1.512 Stück und Gesamtkosten in Höhe von 199.980,00 € angesetzt. Ermitteln Sie die variablen Stückkosten und die monatlichen Fixkosten. (3 BE)

Lösungen

FM 445,00
MGK 30,00 % 133,50
FL 112,50
Rest-FGK 80,00 % 90,00
MaKo 300,00 (240,00 / 60 * 75)
HK 1.081,00
VwVtGK 12,00 % 129,72
SEKVt 19,28
SK 1.230,00
Gewinn 20,00 % 246,00
vVP 1.476,00
VerPro 8,00 % 131,20
BVP 1.607,20
Skonto 2,00 % 32,80
ZVP 1.640,00
Rabatt 20,00 % 410,00
AP 2.050,00
SK 1.230,00
Gewinn 14,00 % 172,20
vVP 1.402,20
VerPro 8,00 % 124,64
BVP 1.526,84
Skonto 2,00 % 31,16
ZVP 1.558,00
Rabatt 20,00 % 389,50
AP 1.947,50

Istkosten

FM 130.000,00
MGK 32.500,00
FL 35.000,00
Rest-FGK 33.250,00
Mako 88.875,00
HKA 319.625,00
BVUE – 8.510,00 (26.335,00 – 34.845,00)
HKFE 311.115,00
BVFE + 21.620,00 (1.081,00 * 20)
HKU 332.735,00
VwVtGK 40.520,20
SEKVt 5.976,80
SKU 379.232,00
Umsatzerlöse 457.560,00 (1.476,00 * 310)
Betriebsergebnis 78.328,00
SKU Normal 381.300,00 (1.230,00 * 310)
 – SKU Ist                                                                            379.232,00
Kostenabweichung gesamt 2.068,00

Es handelt sich um eine Gesamtkostenüberdeckung.

Beschäftigung: 83⅓ % von 200 = 1.000 Stück

Kv: 21.300,00 + 32.500,00 + 9.200,00 + 10.200,00 + 17.900,00 + 8.900,00 = 100.000,00 €

kv: 100.000,00 / 1.000 = 100,00 €

KF: 6.900,00 + 25.100,00 + 3.200,00 + 4.800,00 = 40.000,00 €

db: 150,00 – 100,00 = 50,00 €

GSM: (40.000,00 / 50,00) = 800 Stück

GSU: 800 * 150,00 = 120.000,00 €

GMai: (50,00 * 1.000) – 40.000,00 = 10.000,00 €

PUGkurzfr. ≙ kv: 100,00 €/Stück

PUGlangfr. (1.000) ≙ kg (1.000): 40.000,00 / 1.000 + 100,00 = 140,00 €/Stück

z.B. Zeichnung aus drucktechnischen Gründen nicht maßstabsgetreu)

G = db * x – KF –> KF = (e- kv) * x – G

KF: (210,00 – 132,00) * 2.000 – 69.500,00 = 86.500,00 €

Die monatlichen Fixkosten dürften durch die Umstrukturierung maximal um 6.500,00 € (86.500,00 – 80.000,00) steigen.

z.B.

Die Fertigungstiefe in einem Industriebetrieb beschreibt den Anteil der für das Endprodukt (hier Fenster) benötigten Teile, die vom Unternehmen selbst hergestellt werden.

Der Betriebsrat spricht sich aus folgendem Grund gegen eine Verringerung der Fertigungstiefe aus:

Durch die Verringerung der Fertigungstiefe kann die eigene Produktion bei Beschäftigungsrückgängen weniger flexibel angepasst werden. Damit werden eventuell in Zukunft Arbeitsplätze gefährdet.

Oder:

Eine Verringerung der Fertigungstiefe führt zu einer Einschränkung der unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten für das Personal im Unternehmen. Damit vermindern sich die Möglichkeiten zu wechselnden Einsätzen im Arbeitsprozess und ggf. auch die innerbetrieblichen Aufstiegsmöglichkeiten.

Die Unternehmensleitung spricht sich aus folgendem Grund für eine Verringerung der Fertigungstiefe aus:

Die Aktivitäten und Ressourcen des Unternehmens können auf das eigene Kerngeschäft fokussiert werden. Spezialisierungsvorteile der Lieferanten, die wegen der eigenen Mengen und der hohen Anzahl von Fertigungsverfahren bei hoher Fertigungstiefe nicht selbst erworben werden könnten, werden genutzt.

Oder:

Die Verringerung der Fertigungstiefe führt zu einer Veränderung der Kostenstruktur bzw. zur Reduzierung der Kosten, was ein flexibles Reagieren auf Nachfrageänderungen ermöglicht.

Monat                         Menge        Gesamtkosten
Oktober 1.512 199.980,00
September                   1.420               190.550,00
Differenz 92 9.430,00

kv: 9.430,00 / 92 = 102,50 €

KF: 199.980,00 – (1.512 * 102,50) = 45.000,00 €