Abschlussprüfung 2020, Teilbereich II

Aufgabe II

Die MAURER AG stellt in verschiedenen Werken E-Bikes und Fahrradzubehör her.

Sie sind in der Abteilung Kostenrechnung tätig und informieren sowie beraten die Unternehmensleitung.

Aufgabe 1

Im Werk I wird das E-Lastenrad Carry gefertigt.

Aus der Vorkalkulation für den Monat Februar liegen für das Produkt folgende Informationen vor:

Fertigungsmaterial

570,00€/Stück

Fertigungslöhne

350,00 €/Stück

Sondereinzelkosten der Fertigung

16,00 €/Stück

Sondereinzelkosten des Vertriebs

12,00 €/Stück

Zuschlagssätze: Materialgemeinkosten 20 %
Fertigungsgemeinkosten 180 %
Verwaltungs-/Vertriebsgemeinkosten 10 %
Rabatt 20 %
Gewinn 20 %
Skonto 2 %
Vertreterprovision 5 %

Aufgabe 1.1

Berechnen Sie mit Hilfe einer vollständigen Stückkalkulation den Angebotspreis für ein E-Lastenrad Carry. (4 BE)

Aufgabe 1.2

Dem Betriebsabrechnungsbogen können für den Monat Februar folgende Werte (in €) entnommen werden:

Material Fertigung Verwaltung/Vertrieb
Summe Gemeinkosten 138.750,00 717.825,00 190.105,00
Zuschlagsbasis 700.000,00 400.000,00 ?
Sondereinzelkosten 19.025,00 13.800,00

(nur Vertrieb)

Zusätzlich sind folgende Daten für den Monat Februar bekannt:

fertig gestellte Menge: 1.200 Stück

verkaufte Menge: 1.150 Stück

Bestandsminderung unfertige Erzeugnisse: 36.975,00 €

Sämtliche Vertriebskonditionen werden stets in Anspruch genommen.

Aufgabe 1.2.1

Berechnen Sie das Betriebsergebnis und das Umsatzergebnis für den Monat Februar. (6 BE)

Aufgabe 1.2.2

Die Unternehmensleitung erwägt, die Maschinenstundensatzrechnung einzuführen.

Berechnungen haben ergeben, dass 60 % der Ist-Fertigungsgemeinkosten des Monats Februar maschinenabhängig sind und ein E-Lastenrad Carry die Fertigungsanlage mit insgesamt 32 Minuten beansprucht. Die monatliche Laufzeit der Fertigungsanlage beträgt 660 Stunden.

Ermitteln Sie den Rest-Fertigungsgemeinkostenzuschlagssatz und den Maschinenstundensatz auf Istkostenbasis, der sich für den Monat Februar ergeben hätte. (3 BE)

Aufgabe 2

Im Werk II produziert die MAURER AG ausschließlich den hochwertigen Fahrradhelm Maxair, der zu einem Stückpreis von 150,00 € verkauft

Die maximale Kapazität liegt bei 1.000 Stück pro Monat.

Im Monat April konnte die Kapazität zu 80 % ausgelastet werden.

Für den Monat April liegt folgende Kostenfunktion in Abhängigkeit von der Produktionsmenge (x) vor:

K(x) = 50,00 x + 60.000,00

Ab dem Monat Mai sind folgende Kostenänderungen zu berücksichtigen:

  • Die variablen Stückkosten erhöhen sich auf 55,00 €.
  • Die fixen Gesamtkosten steigen um 5.000,00 €.

Aufgabe 2.1

Zeichnen Sie für eine Besprechung mit der Unternehmensleitung eine vollständig beschriftete Graphik, die den Erlösverlauf und den jeweiligen Gesamtkostenverlauf im April und im Mai von 0 Stück bis zur Kapazitätsgrenze zeigt. (4 BE)

(Maßstab: 1 cm ≙ 100 Stück; 1 cm ≙ 10.000,00 €)

Aufgabe 2.2

Die Unternehmensleitung möchte im Monat Juni die Absatzmenge steigern. Dies soll durch eine 10 %ige Senkung des Stückpreises erreicht werden. Dabei soll mit dem Fahrradhelm Maxair das gleiche Betriebsergebnis wie im Monat April erzielt werden.

Überprüfen Sie die Realisierbarkeit dieser Zielsetzung. (4 BE)

Aufgabe 3

Im Werk III werden die Fahrrad-Akkus Race, Speed und Turbo gefertigt. Für die Herstellung der Fahrrad-Akkus benötigt die MAURER AG ein lithiumhaltiges Granulat. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten können im Monat August von diesem Granulat lediglich 500 kg bezogen werden, wodurch ein Engpass entsteht.

Weiterhin liegen für den Monat August folgende Daten vor:

Race Speed Turbo
Stückerlös 420,00 € 495,00 € 580,00 €
variable Stückkosten 200,00 € 240,00 € 350,00 €
Granulatverbrauch je Stück 300 Gramm 420 Gramm 600 Gramm
maximale Absatzmenge 800 Stück 400 Stück 300 Stück
Erzeugnisfixkosten 40.000,00 € 10.000,00 € 8.000,00 €
Unternehmensfixkosten

25.000,00 €

Aufgabe 3.1

Berechnen Sie das optimale Produktionsprogramm für den Monat August. (4 BE)

Aufgabe 3.2

Nachdem feststeht, dass in den Folgemonaten der Lieferengpass weiterhin bestehen bleibt, beschließt die MAURER AG den Fremdbezug des Fahrradakkus Turbo.

Dieser kann von einem Lieferanten zum Stückpreis von 380,00 € bezogen werden.

Die erzeugnisfixen Kosten jedes der drei Produkte können bei dessen Produktionseinstellung um jeweils 70 % abgebaut werden.

Hinsichtlich der zu beschaffenden Menge von Turbo liegen zwei Vorschläge vor:

Vorschlag 1:    teilweiser Fremdbezug bei gleichzeitiger Eigenfertigung mit dem noch zur Verfügung stehenden Granulat

Vorschlag 2:    vollständiger Fremdbezug bei gleichzeitiger Einstellung der Eigenfertigung

Entscheiden Sie sich aus kostenrechnerischer Sicht begründet für einen der beiden Vorschläge und erläutern Sie einen qualitativen Aspekt, der Ihre Entscheidung unterstützt. (5 BE)

Lösungen

FM 570,00
MGK 20 % 114,00
FL 350,00
FGK 180 % 630,00
SEKF 16,00
HK 1.680,00
VwVtGK 10 % 168,00
SEKVt 12,00
SK 1.860,00
Gewinn 20 % 372,00
vVP 2.232,00
VertrPr 5 % 120,00
BVP 2.352,00
Skonto 2 % 48,00
ZVP 2.400,00
Rabatt 20 % 600,00
AP 3.000,00
Istkosten
FM 700.000,00
MGK 138.750,00
FL 400.000,00
FGK 717.825,00
SEKF 19.025,00
HKA 1.975.600,00
BVUE + 36.975,00
HKFE 2.012.575,00
BVFE – 84.000,00 (50 * 1.680,00)
HKU 1.928.575,00
VwVtGK 190.105,00
SEKVt 13.800,00
SKU 2.132.480,00
Umsatzerlöse 2.566.800,00 (1.150 * 2.232,00)
Betriebsergebnis 434.320,00

Umsatzergebnis: 372,00 * 1.150 = 427.800,00 €

Maschinenkosten (Ist): 717.825,00 * 0,60 = 430.695,00 €

Rest-FGK-ZS (Ist): (717.825,00 – 430.695,00) / 400.000,00 = 71,78 %

Maschinenstundensatz (Ist): 430.695,00 / 660 = 652,57 €/Std.

Kostenfunktion Mai: K(x) = 55,00 * x + 65.000,00

April Juni
e 150,00 135,00
– kv 50,00 55,00
=db 100,00 80,00
* m 800 1.062,50
=DB 80.000,00 85.000,00
– Kf 60.000,00 65.000,00
=BE 20.000,00 20.000,00

Damit im Juni das gleiche Betriebsergebnis wie im April erzielt wird, müsste die Absatzmenge im Juni im Vergleich zum April um mindestens 263 Stück steigen. Da jedoch die Kapazitätsgrenze des Werks II bei 1.000 Stück liegt, kann die erforderliche Absatzmenge nicht produziert werden.

Ermittlung des optimalen Produktionsprogramms:

Race Speed Turbo
e 420,00 495,00 580,00
– kv 200,00 240,00 350,00
db 220,00 255,00 230,00
Engpasseinheit 300 420 600
db relativ 0,73 0,61 0,38
Rangfolge I II III
Granulatmenge in Gramm
maximale Granulatmenge

500.000

Verteilung nach Rang:
Race: 800 * 300

240.000

Speed: 400 * 420

168.000

Restmenge

92.000

Stückzahl von Rang III (Turbo): 92.000 / 600 = 153,33 –> 153 Stück

optimales Produktionsprogramm:

Race Speed Turbo
800 Stück 400 Stück 153 Stück

Ermittlung der vorteilhaftesten Alternative:

Eigenfertigung und Fremdbezug der Fehlmenge Fremdbezug der Gesamtmenge
DB I 35.190,00 (230,00 * 153)

29.400,00 (200,00 * 147)

60.000,00 (200,00 * 300)
– Kfe 8.000,00 2.400,00 (8.000,00 * 0,3)
DB II 56.590,00 57.600,00

Aus kostenrechnerischer Sicht sollte die gesamte absetzbare Menge des Fahrrad-Akkus Turbo fremdbezogen werden, da so ein höherer Beitrag zum Betriebsergebnis erzielt wird.

z.B.: Ein Zulieferer kann sich durch höhere Stückzahlen auf das von der MAURER AG fremdbezogene Gut spezialisieren und so eine höhere Qualität als bei Eigenfertigung garantieren.