Konditionierungsprozess: Pawlowscher Hund
Bis zum Beginn der Entwicklung bildgebender Verfahren blieb den Erforschern des Lernens nur die Beschäftigung mit dem beobachtbaren Verhalten – genauer gesagt mit den beschreibbaren Veränderungen eines Verhaltens, die als Resultat eines Lernprozesses betrachtet wurden. Es sind die sogenannten behavioristischen (verhaltensorientierten) Lerntheorien, die hierauf einen besonderen Fokus setzen. Das folgende Modul wird sich einer der ersten und bekanntesten Theorien des Behaviorismus widmen: dem klassischen Konditionieren.
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1. Informieren Sie sich über den klassischen Versuchsaufbau (Pawlowscher Hund).
2. Fassen Sie die zentralen Erkenntnisse in einer anschaulichen Übersicht schriftlich zusammen.
3. Veranschaulichen Sie an einem selbstgewählten Beispiel das Grundschema des klassischen Konditionierens. Beziehen Sie in Ihre Ausarbeitung alle relevanten Fachbegriffe mit ein.
Informationstext
Psychologische Erkenntnisse beruhen auf wissenschaftlich fundierten Versuchsaufbauten, auf Experimenten, Interviews, Befragungen, etc.. Nicht immer sind diese ethisch vertretbar und aus Sicht mancher Tierfreunde sicherlich verwerflich. Dennoch sei vorangestellt, dass durch diese Versuchssituationen wertvolle Erkenntnisse für die Wissenschaft gewonnen werden konnten, die noch heute Bedeutung haben.
Da die Theorie des klassischen Konditionierens eine für den Behaviorismus grundlegende und damit sehr zentrale Theorie ist, ist es unumgänglich, dass der Ursprungsversuch bekannt ist.
Hintergrund: Der russische Verhaltensforscher Iwan Petrowitsch Pawlow führte den grundlegenden Versuch des klassischen Konditionierens durch und erhielt für seine Forschungsergebnisse 1904 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Dabei ging er streng nach wissenschaftlichen Bedingungen vor.
Aufbau:
Zu Beginn präsentierte man dem Hund, der in einem festen Gestell platziert war, einen Glockenton. Dieser Ton, ein neutraler Reiz (neutral stimulus, NS), hatte bei dem Hund zunächst keine spezifische Reaktion zur Folge. Der NS alleine löst beim Hund höchstens eine sogenannte Orientierungsreaktion aus, d.h. er wendet seine Aufmerksamkeit auf den neuen Stimulus. Der Glockenton erschien interessant.

http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/KonditionierungKlassisch.shtml
In einem weiteren Schritt legte man dem Hund Futter vor (Fleischpulver). Der Hund fing an Speichel abzusondern. Die Reaktion „Speichelabsonderung“ auf den Reiz „Futter“ war und ist angeboren. Daher sagt man auch, das Futter ist ein unbedingter Reiz (unconditioned stimulus, UCS), und die Speichelabsonderung ist eine unbedingte Reaktion (unconditioned response, UCR).

Die gleiche unbedingte Reaktion Speichelfluss/ UCR zeigte sich auch bei der zeitgleichen Darbietung von NS (neutral stimulus, Glockenton) und UCS (unconditioned stimulus, Futter).

Koppelt man nun den Glockenton (NS) und die Darbietung von Futter (UCS) mehrmals, so folgt bald schon auf die alleinige Darbietung des Glockentones die Reaktion „Speichelfluss“. Der NS wurde zu einem bedingten Reiz (conditioned stimulus, CS), der nun die bedingte Reaktion (conditioned response, CR) „Speichelfluss“ hervorruft.

Der ursprünglich neutrale Reiz hat somit eine Signalfunktion übernommen: Der Reiz „Glockenton“ wird zum Signal für den kurzzeitig später einsetzenden Reiz „Futter“.
Graphische Darstellung des Grundschemas des klassischen Konditionierens (am Beispiel Pawlows)
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Neutraler Reiz (NS) |
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Orientierungsreaktion
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Unbedingter Reiz (UCS) |
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Unbedingte Reaktion (UCR)
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Mehrfache Koppelung von |
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Unbedingte Reaktion (UCR)
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=> nach mehrmaligen Wiederholungen wird der neutrale Reiz (NS) ein |
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Bedingte Reaktion (CR) |
Folgendes Video fasst die her dargestellten Grundbegriffe nochmals zusammen und liefert darüber hinaus Anregungen zur Exemplifikation: