Abgrenzung von Reifung und anderen Faktoren
Ihre Aufgaben
1. Informieren Sie sich über weitere Einflussgrößen auf den Entwicklungsprozess des Menschen.
2. Notieren Sie die zentralen Aspekte.
3. Reflektieren Sie anhand des Beispiels der Sprachentwicklung, inwiefern alle drei Komponenten (Lernen, Reifung und Wachstum) stets in Verbindung stehen bzw. zusammenwirken.
Informationsmaterial
Verhaltensveränderungen aufgrund konkreter Lernprozesse werden entwicklungspsychologisch von weiteren Veränderungsprozessen abgegrenzt:
Reifung
In der Entwicklungspsychologie versteht man unter Reifung alle Vorgänge, die zu einem höheren Entwicklungsniveau führen und die
- bei allen Mitgliedern einer bestimmten Spezies ähnlich ablaufen,
- nicht auf Erfahrung, Übung, Erziehung, Sozialisation oder gedankliche Erkenntnisgewinnung zurückgeführt werden können, sondern genetisch bedingt sind,
- scheinbar spontan und universell in einer bestimmten Altersperiode auftreten,
- in der Regel irreversibel sind.
Grundsätzlich stehen Reifungsprozesse und Lernen jedoch in einem engen Zusammenhang und bedingen sich gegenseitig. Zu beachten sind hierbei hinsichtlich bestimmten Entwicklungsbereichen gegebene Zeitfenster bzw. sensible Phasen, in denen das Kind aufgrund einer gegebenen Reife besonders empfänglich für Lernanreize ist.
Exemplifikation:
Voraussetzung für eine erfolgreiche Reinlichkeitserziehung ist die Funktionsreife der Sphinktermuskeln (Schließmuskeln der Blase). Erst wenn diese vorhanden ist, können durch Anreize durch die Eltern Lernprozesse in Gang gesetzt werden, die die Entwicklung in diesem Bereich vorantreiben. Alle Mütter, die von einer ungewöhnlich frühen Reinlichkeit ihrer Kinder schwärmen, müssen somit davon ausgehen, dass das gewünschte Verhalten den Kindern „antrainiert“/ konditioniert wurde (vgl. nachfolgende Abschnitte). Ein Lernprozess i.S.v. „etwas bewusst kontrollieren können“, kann in diesem Fall nicht angenommen werden. Vielmehr sind die Kinder mit den an sie gestellten Anforderungen häufig überfordert.
Wachstum
Auch das Wachstum bewirkt Veränderungen bezüglich dem Verhalten. Es bezeichnet in der Entwicklungspsychologie die Veränderung der Körperstruktur in Bezug auf Form, Größe, Anzahl, Lage und Position (Stangl: Stichwort: ‚Entwicklungspsychologie‘. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. http://lexikon.stangl.eu/1477/entwicklungspsychologie/ ) und hat zugleich auch Auswirkungen auf die psychische Entwicklung.
So ermöglicht beispielsweise erst die quantitative Zunahme der Gehirnfunktionen und der Muskulatur, dass Kinder neue Kenntnisse erlangen bzw. zu lächeln, zu laufen, zu sprechen usw. beginnen. Diese Fähigkeiten stellen dann die Grundlagen für neue Erfahrungen und somit Lernanlässe dar.