Der Erklärungswert der psychoanalytischen Theorie (kritische Würdigung)

Die Psychoanalyse von Freud ist bis heute vielfältiger Kritik ausgesetzt. Ganze Werke beschäftigen sich mit den Fehlern und Widersprüchen in seiner Theorie und seine Forschungsmethoden. Hier soll lediglich kurz ein Überblick über Stärken und Schwächen seiner Theorie geboten werden.

Aufgaben:

1. Überlegen Sie zunächst selbstständig, welche Stärken und Schwächen Sie in der Theorie der Psychoanalyse sehen. Beziehen Sie in Ihre Überlegungen auch den Erklärungswert von anderen Ihnen bekannten psychologischen Theorien mit ein.

2. Fassen Sie die zentralen Erkenntnisse zum Erklärungswert der Psychoanalytischen Theorie in einer Schlagwortliste (Pro/Contra) zusammen.

3. Reflektieren Sie, welche Erlebens- und Verhaltensweisen mit der Psychoanalyse nach Sigmund Freud erklärt werden können und welche nicht. Ergänzen Sie entsprechend Ihre Schlagwortliste.

Das kann die Theorie erklären

  • Im Vergleich zu anderen Theorien ist die Psychoanalyse Freud’s sehr umfassend und analysiert eine Vielzahl von Details im menschlichen Verhalten. Sie besitzt daher einen hohen Erklärungswert.
  • Seine Erkenntnisse im Bereich der frühkindlichen Entwicklung sind von besonderer praktischer Bedeutung in der Kinderpsychiatrie, in der Erziehungsberatung und im Alltag.
  • Die aus der Theorie hervorgegangenen Techniken (freies Assoziieren, Traumdeutung etc.) bieten für die Forschung und Therapie zahlreiche Anregungen.

Hier zeigen sich Schwächen in der Theorie

  • Freud änderte im Laufe seiner Forschungen verschiedenen Aspekte seiner Theorie, so dass häufig Missverständnisse entstehen. Seine Begriffe sind nur vage formuliert und schwer zu operationalisieren.
  • Die wissenschaftliche Überprüfung der Theorie ist schwierig. Aus dem Studium klinischer Fälle kann nur schwer auf „normales“ Verhalten geschlossen werden. Freud bezog zu viele Aspekte seiner Theorie aus der Selbstbeobachtung und verallgemeinerte diese Aspekte.
  • Das Bild der Frau ist bei Freud sehr einseitig. Sie wird als unvollständig dargestellt (Penisneid) und als dem Mann untergeordnet. Hier übernahm Freud eher unreflektiert die gängigen Frauenklischees seiner Zeit.
  • Umstritten ist die Annahme des Todestriebes. Moderne Forschungen gehen davon aus, dass Aggressionen insbesondere auf Erfahrungen zurückgehen.
  • Durch die Festgelegtheit des Menschen wird dem Einzelnen nur eine sehr geringe Selbststeuerung und Autonomie zugesprochen. Auch durch die Annahme, das Individuum handelt immer, um einen Trieb bzw. ein Bedürfnis zu befriedigen, wird die Sichtweise auf den Menschen stark eingeengt.
Weiter
Zurück