Gedächtnismodell

Aufgaben:

1. Informieren Sie sich mit Hilfe des untenstehenden Informationsmaterials (Text, Videos) über die Vorstellung des menschlichen Gedächtnisses als „Mehrspeichermodell“.

2. Erstellen Sie je eine anschauliche Übersicht über das Mehrspeichermodell sowie die Speichersysteme des Langzeitgedächtnisses.

3. Reflektieren Sie jeweils eigene Inhalte zu den einzelnen Speichern und notieren Sie diese zur Verdeutlichung.

Informationstext

Lange Zeit waren der Erforschung des Gedächtnisses enge Grenzen gesetzt. Bis vor wenigen Jahren gab es noch keine Möglichkeiten, dem Gehirn direkt bei der Arbeit zuzusehen, um so Rückschlüsse auf die Art des Verarbeitens, Speicherns und Abrufens von Inhalten ziehen zu können. Ausgehend von bildgebenden Verfahren wie der Kernspintomographie und wissenschaftlichen Standards entsprechenden Tests mit Versuchspersonen, entwickelten sich im Laufe der Zeit verschiedene Vorstellungen vom Aufbau und der Arbeitsweise des menschlichen Gedächtnisses.

Im Folgenden wird auf das in der aktuellen Gedächtnisforschung eingängigste Gedächtnismodell, das „Mehrspeichermodell“ nach Prof. Dr. Hans J. Markowitsch, eingegangen.

Folgender Videobeitrag stammt dabei nicht explizit von Prof. Dr. Hans J. Markowitsch, ist aber eng an dessen Vorstellungen vom Gedächtnis angelehnt und soll einen ersten Überblick verschaffen:

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Hervorzuheben ist also die Unterteilung des Gedächtnisses in vier Gedächtnisspeicher mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben und Funktionen:

Das Ultrakurzzeitgedächtnis umfasst eine Zeitspanne von nur Millisekunden bis wenigen Sekunden und dient dem kurzen „Festhalten“ von Sinneseindrücken im Sinne bioelektrischer Speicherung. Dieser Teil des Gedächtnisses, der auch als sensorisches Register bezeichnet wird, ist in seiner Kapazität (fast) unbeschränkt und im Wach- bzw. Bewusstseinszustand immer aktiv. Es geht dabei darum, ein Abbild der Außenwelt für den eigentlichen Wahrnehmungs- und Gedächtnisprozess bereitzustellen.

Das Kurzzeitgedächtnis wird in der Psychologie – anders als im Alltagssprachgebrauch – auf eine Zeitdauer circa 20 Sekunden reduziert. In ihm werden etwa sieben Informationseinheiten, sog. Chunks, zum weiteren Gebrauch ebenfalls bioelektrisch zwischengespeichert, wobei die Komplexität der Informationen (z.B. einzelne Zahlen vs. komplexe Formeln) die Speicherkapazität bestimmt.

Die eigentliche Auseinandersetzung mit den eingegangenen Informationen findet im Arbeitsgedächtnis statt. Während einer Speicherdauer von mindestens mehreren Minuten ist es hier möglich, mit den aufgenommenen Informationen zu operieren und sie so auch für eine langfristige Speicherung im Langzeitgedächtnis vorzubereiten. Zugleich ist es der Teil des Gedächtnisses, in dem Informationen aus dem Langzeitgedächtnis abgerufen und weiterverarbeitet werden können.

Das Langzeitgedächtnis ist hinsichtlich seiner Aufnahmekapazität und Speicherdauer unbegrenzt. Aufgrund biochemischer Speicherprozesse werden die dort eingehenden Informationen netzwerkartig in folgenden Speichersystemen abgelegt:

 – Deklaratives („Wissen, das…“) Gedächtnis, d.h.

  • Semantisches Gedächtnis (Faktenwissen)
  • Episodisches Gedächtnis (Biographie)

– Nicht- deklaratives („Wissen, wie…“) Gedächtnis, d.h.

  • Prozedurales Gedächtnis (motorische Prozesse)
  • Perzeptuelles Gedächtnis (Bekanntheitsgefühl aufgrund wahrnehmbarer Eigenschaften)
  • Priming/ Bahnung (unbewusste Verknüpfung von Sinneswahrnehmungen und Erinnerungen)

Die Fortführung des obigen Videos stellt auch hierzu eine anschauliche, größtenteils vollständige Zusammenfassung zur Verfügung:

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Wie in beiden Videos deutlich wurde, finden zwischen den einzelnen Speichern verschiedene Prozesse statt, die zum einen den Wissensaufbau und die Wissensnutzung erst ermöglichen, zum anderen auch das Gehirn und somit den Menschen vor Überlastung schützen. Die Rede ist von Speicher- und Abruf- bzw. Kontrollprozessen.

Bereits zwischen Ultrakurzzeitgedächtnis und Kurzzeitgedächtnis finden Kontrollprozesse statt, da nicht alle registrieren Umweltreize unwillkürlich ins Bewusstsein weitergeleitet werden. Entscheidend hierfür ist der Grad der Aufmerksamkeitszuwendung. Im Gegensatz zu den anderen Speichern des Gedächtnisses werden die Informationen in diesem Fall nicht kodiert, sondern „originalgetreu“ behalten.

Im Kurzzeit- bzw. Arbeitsgedächtnis findet dann die Kodierung der Informationen statt. Hierbei geht es darum, diese für das Gehirn nutzbar zu machen. Beständiges Wiederholen und Üben führt dazu, dass die Informationen nicht verloren gehen, sondern dem Langzeitgedächtnis hinzugefügt werden. Gleiches gilt, wenn eine Information mit starken Emotionen verbunden ist bzw. unmittelbar an bereits vorhandenen Inhalte anknüpfen kann (Speicherprozesse).

Die Erinnerung an gespeicherte Inhalte, sog. Abrufprozesse, bewirken schließlich eine Rückführung aus dem passiven, d.h. nicht direkt zugänglichen Langzeitgedächtnis in das Arbeitsgedächtnis. Aus verschiedenen Gründen kann es jedoch auch sein, dass diese Abrufprozesse scheitern:  https://de.wikipedia.org/wiki/Vergessen.