Die psychoanalytische Persönlichkeits- und Entwicklungstheorie (nach Sigmund Freud)

Ausgangssituation „Fall Nancy“

Nancy (17 Jahre) ist seit drei Wochen Patientin im Fachzentrum für gestörtes Essverhalten, da sie an psychogener Adipositas, auch Fettsucht genannt, leidet. Erst als die Waage knapp 150 Kilo anzeigte, stellt sie sich dem Kampf gegen ihre Krankheit. „Meine Gedanken drehen sich nur ums Essen. Sogar während ich ein Essen verzehre, denke ich bereits wieder an das nächste Essen, so wie andere Süchtige an den nächsten Heroin-Schuss denken! Ich weiß, dass meine Körper diesen Zustand nicht mehr lange aushalten wird, daher wünsche ich mir zumindest eine relativ gesunde Figur, mit 70/80 Kilo. Ich möchte schlanker sein, um wieder alleine in die Stadt gehen zu können, ohne dass ich nach 15 Minuten aus Atemnot fast in Ohnmacht falle. Mein größter Wunsch ist es, in einen normalen Laden zu gehen und mir ein Kleidungsstück auszusuchen und zu kaufen.“

Nancys Arzt hat ihr dringend zu einer Behandlung geraten bei der sie nicht nur neue Verhaltensweisen für eine gesunde Ernährung erlernt, sondern auch ihre Lebensgeschichte verarbeiten kann. Als eine mögliche Ursache für die Krankheit sieht Nancy ihre schwierige Kindheit: „Mit 2 Jahren kam ich ins Heim. Meine Mutter hatte wenig Zeit für mich und mein Stiefvater ist Alkoholiker. Auch meine Mutter trank nach meiner Geburt immer mehr. Frau, meine Betreuerin vom Jugendamt, berichtete mir, dass ich oft über Tage hinweg im Laufgitter gelassen wurde, kaum etwas zu Essen bekam und tagelang mit ein und derselben Windel verbrachte. Einen Kuss oder ein liebvolle Zuwendung habe ich nie erhalten. Wenn meine Mutter nüchtern war, hat sie mich flüchtig mit dem Nötigsten versorgt, um mich dann wieder in das Laufgitter ohne jegliches Spielzeug oder anderem zu setzten. Mehrmals gab sie mich auch wildfremden Leuten in Obhut, ihre guten Trinkfreunde, wie sie Frau Müller immer beteuerte.“

Nancy weiß selber, dass sie auch heute kaum Kontakt zu anderen Menschen hat. „Ich kann Fremden nicht trauen und wenn ich doch einen geliebten Menschen finde habe ich große Angst diesen zu verlieren und klammere. Das liegt wohl an meinen mangelnden Selbstbewusstsein“, vermutet sie. „Mit hohen Anforderungen und Stress kann ich nicht umgehen, immer wenn es mir zu viel wird dann stopfe ich alles Essbare in mich hinein. Ich hoffe, dass ich in der Klinik endlich einen besseren Weg in die Zukunft finde!“

Nancys Entwicklungsverlauf, sowie die Entstehung bestimmter Persönlichkeitsmerkmale können mithilfe der psychoanalytischen Theorie nach Sigmund Freud erklärt werden.

Aufgaben:

1. Informieren Sie sich über die psychoanalytische Theorie nach Sigmund Freud.

2. Einsendeaufgabe: Erklären Sie das problematische Verhalten von Nancy mithilfe der psychoanalytischen Theorie nach Sigmund Freud. Stellen Sie dabei die relevanten Annahmen und Begriffe der Theorie dar.

Hinweise zur Bearbeitung:

  • Erstellen Sie zunächst eine Gliederung mit allen relevanten Annahmen der Theorie.
  • Formulieren Sie anschließend die Lösung des Fallbeispiels aus.
  • Achten Sie hierbei konsequent auf die Einhaltung des Drei-Schritts! (Begriff benennen, Explikation, Exemplifikation)