Der Gegenstandsbereich der Pädagogik und Psychologie
Ausgangssituation:
Es ist Sonntag und Sie sind auf dem Geburtstag Ihrer Tante eingeladen. Dort kommt es…wie es kommen muss. Der Onkel nimmt Sie ins Kreuzverhör: „Na, wie geht es dir so? Und was machst du jetzt überhaupt?“ Lässig antworten Sie, dass Sie nun an der ViBOS Pädagogik/Psychologie haben und Ihr Ziel, die allgemeine Fachhochschulreife zu erwerben, verfolgen. „Das klingt ja interessant!“, mischt sich die Tante ein. „Pädagogik ist ja ein ganz toller Arbeitsbereich, nicht?“ „Klar! Deswegen mache ich das ja auch!“, sagen Sie. „Und worum geht es, möchte Ihre 16-jährige Cousine wissen. Erklär mal…!“. Plötzlich befinden Sie sich in Erklärungsnot.
Aufgaben:
1. Informieren Sie sich über die Gegenstandsbereiche der Pädagogik und der Psychologie
2. Fixieren Sie die wichtigen Aspekte, um beide Bereiche fundiert beschreiben zu können.
3. Formulieren Sie eine Antwort für die Cousine. Stellen Sie hier auch praktische Bezüge her.
4. Reflektieren Sie, wann und wo Sie bereits mit den Gegenstandsbereichen in Berührung gekommen sind oder voraussichtlich kommen werden (berufliche Perspektive).
Informationstext zu den Gegenstandsbereichen der Pädagogik und der Psychologie
Die Pädagogik
Der Begriff Pädagogik umfasst die Theorie und Praxis der Erziehung. Die Pädagogik wird auch als Erziehungswissenschaft bezeichnet und beschreibt im weiteren Sinne alle Fragestellungen, die sich theoretisch und praktisch sowie unter Anwendung wissenschaftlicher Methoden mit Fragen der Erziehung und Ausbildung von Menschen beschäftigen. Somit betrachtet sie einerseits das konkrete Erziehungsgeschehen, also die Erziehungspraxis, andererseits geht es auch um die wissenschaftliche Betrachtung dieser Erziehungswirklichkeit.
Der Objektbereich der Pädagogik
In den Familien, im Kindergarten, der Schule und in Betrieb erleben Menschen verschiedene Formen von „Erziehung“, „Unterricht“ und „Ausbildung“. Die Pädagogik ist dabei diejenige wissenschaftliche Disziplin, die sich mit Zielen, Bedingungen und Verläufen der Erziehung beschäftigt. Der Gegenstand der Pädagogik sind bestimmte Fragestellungen, denn auch hier geht es um das Erfassen von Zusammenhängen.
Wichtige Fragestellungen lauten:
- Welche Prozesse sind gemeint, wenn wir von Erziehung sprechen? (Erziehungsbegriff)
- Wie und woraufhin sollen Menschen erzogen werden? (Erziehungsziele)
- Welche Faktoren beeinflussen das erzieherische Handeln? (Notwendigkeit von Erziehung, Erziehungsfähigkeit, Erziehungsmaßnahmen)
- Welche Auswirkungen hat die pädagogische Beziehung auf die Erziehung? (Beziehung zwischen Erzieher und Zu-Erziehendem)
- Unter welchen Bedingungen findet Erziehung statt? (Umweltbedingungen, Institutionen, Unterrichts- und Erziehungsmethoden)
Die Psychologie
Der Begriff Psychologie kommt aus dem Griechischen und könnte etwa mit „Seelenkunde“ übersetzt werden. Das Problem ist, dass der Begriff „Seele“ nicht fassbar (operationalisierbar) und somit wissenschaftlich auch nicht untersuchbar ist. Demnach kann die Seele nicht Gegenstand der wissenschaftlichen Betrachtung sein. Die Psychologie kann jedoch erforschen, wie sich das Seelenleben eines Menschen äußert und beschäftigt sich mit konkreten Äußerungsformen, wie z.B. Wahrnehmung, Lernen, Gedächtnis, Bewusstsein sowie Emotion und Motivation.
Der Objektbereich der Psychologie
Eine wichtige Fragestellung der Psychologie lautet: „Warum verhält sich ein Mensch in einer bestimmten Situation auf eine bestimmte Weise?“ Hier klingen die drei Gegenstandsbereiche der Psychologie an. Die Psychologie setzt sich demzufolge mit dem menschlichen Verhalten auseinander. Jedoch beschäftigt sich die Psychologie darüber hinaus auch mit dem menschlichen Erleben, ohne das kein Verhalten zustande kommt, sowie mit dem Handeln. Diese Begriffe werden wie folgt voneinander abgegrenzt: Erleben, Verhalten und Handeln.
Zunächst ist auf das Erleben genauer einzugehen.
Explikation: Erleben ist nicht beobachtbar und man kann es nur bei sich selbst wahrnehmen. Darüber hinaus kann man aus dem beobachtbaren Verhalten Rückschlüsse auf das Erleben ziehen.
Exemplifikation: Lisa ist verliebt in Max, der in ihre Parallelklasse geht. Auf den Unterricht kann sie sich momentan gar nicht mehr konzentrieren. An mathematische Formeln erinnert sich nicht, denn sie muss die ganze Zeit an ihr Herzblatt denken. Sie ist froh, dass das der Lehrer nicht sieht, denn diese Erlebensweisen kann Lisa nur an sich selbst wahrnehmen. Anderen bleiben diese verborgen bzw. müssen aus Lisas Verhalten erschlossen werden.
Somit ist auch das Verhalten zu beachten.
Explikation: Verhalten ist direkt beobachtbar und damit objektiv nachweisbar. Jeder Mensch verhält sich irgendwie und zwar immer. Auch „Nichtstun“ zeigt sich durch ein bestimmtes Verhalten. Nicht jedes Verhalten ist dabei aber bewusst, wie z.B. der Reflex des sofortigen Zurückziehens der Hand, wenn man etwas Heißes berührt.
Exemplifikation: Lisa sehnt die Pause herbei. Sie zappelt auf dem Stuhl hin und her und wackelt ständig mit de Kopf. Als sie ihren Schwarm in der Pause endlich trifft, tapst sie ständig von einem auf das andere Bein. Sogar ihrer besten Freundin ist das aufgefallen, denn das Zappeln und das Hin- und Hertänzeln sind Verhaltensweisen Lisas, die andere Personen sehen und damit wahrnehmen können.
Der Gegenstandsbereich der Psychologie wird um das Handeln ergänzt.
Explikation: Handeln umfasst für andere sichtbare Äußerungsformen, welche aber – im Unterschied zum Verhalten – eine bewusste, zielgerichtete Aktivität beschreiben. D.h. Handlungen verfolgen einen Sinn, einen Zweck und werden nicht unbewusst getätigt.
Exemplifikation: Das Mädchen möchte Max endlich näher kennen lernen. Ihm scheint es ähnlich zu gehen. Ohne zu Zögern fragt Lisa ihn, ob er am Wochenende mit ihr ins Kino gehen möchte. Dort möchte Sie mehr über ihn erfahren (Zielverfolgung) und, wenn alles gut läuft, ein weiteres Treffen mit ihm vereinbaren (bewusste Überlegung).
Zusammenfassend ist zu beachten, dass sich Erleben, Verhalten und Handeln wechselseitig beeinflussen. Wenn ein Mensch eine bestimmte Situation auf eine bestimmte Weise erlebt, wird er sich entsprechend verhalten. Das Verhalten ist umgekehrt immer ein Anzeichen für innere Vorgänge im Menschen, also sein Erleben. Auch kann ein bestimmtes Handeln dazu führen, dass man eine Situation anders erlebt als sonst.
Exemplifikation: Dadurch, dass Lisa verliebt ist und nur noch an Max denkt (Erleben), kann sich keinen klaren Gedanken fassen (Erleben) und zappelt auf dem Stuhl hin und her (Verhalten). Zudem möchte sie ihn, aufgrund der Verliebtheit (Erleben) auch näher kennen lernen und plant den Kinobesuch (Handeln), um dann ein weiteres Treffen zu vereinbaren.
Aufgaben:
Nun kennen Sie bereits einige Aspekte der Pädagogik oder Psychologie.
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