Social Media
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1. Machen Sie den Test, den Sie unter diesem Link finden. Sie können sich entweder mit Ihrem Facebook-Account anmelden oder ohne Facebook-Login teilnehmen.
2. Beurteilen Sie das Experiment: Was sagt es über die politische Macht von Facebook aus?
3. Lesen Sie den Text (M 1) und benennen Sie die zentralen Gefahren von sozialen Medien, die beschrieben werden.
4. Nehmen Sie dazu Stellung.
M 1 Die Macht der Social Media
JOHANNES HILLJE
MassenspaltungsmediumÂ
Populisten gewinnen Wahlen mit Hilfe der sozialen Netzwerke

„Fuck you, Facebook!“ Mit diesen Worten bilanzierte der Silicon-Valley-Guru Micheal Abehsera den amerikanischen Wahlkampf. Seine Anklage: Facebook ist zur weltweit größten Quelle für Nachrichten geworden, ohne dass es selbst die Quellen von Informationen überprüfe. Der gebürtige Israeli spitzte zu: Mittels Facebook könnten heute auch wieder Hitler und Goebbels ein Land übernehmen. Abehsera ist nach Trumps Sieg mit seiner Wut auf Facebook nicht allein. Schon die Frankfurter Buchmesse brachte eine neue Welle internetkritischer Literatur hervor, die sich gegen die großen Digitalkonzerne richtet, ihren Datenhunger, ihre intransparenten Algorithmen, ihr Vordringen in immer mehr Lebensbereiche. Das Internet, einst als Hoffnung für die Demokratie gefeiert, wurde nun zu ihrem größten Feind erklärt.
Doch es war keine Technologie, die Donald Trump an die Macht brachte. Es war die zutiefst misstrauische Mehrheit einer zutiefst gespaltenen Gesellschaft, die sich eine Meinung bildete in einem Zustand der öffentlichen Debatte, der zur Polarisierung statt zur Vereinigung beiträgt. Die schwindende Orientierungsfunktion traditioneller Medien trifft auf das Desorientierungspotential sozialer Medien.
Trump ist Unternehmer und hat eine Nachfrage bedient. Schon 2012 meinte er: „Meine Tweets haben so viel Macht, dass ich meine Gegner damit zwingen kann, die Wahrheit zu sagen.“ Soziale Medien und seine Version der Wahrheit waren Trumps Instrumente, in einer Zeit, in der laut einem amerikanischen MeinungsforschungsinÂstitut 44 Prozent der Amerikaner ihre Nachrichten auf Facebook konsumieren.
Droht uns im Bundestagswahljahr 2017 Ähnliches? Politisch gesehen, kommt in Deutschland das Personal der AfD am ehesten für einen Trumpschen Wahlkampfstil in Frage. Technologisch gesehen, sind alle Voraussetzungen dafür geschaffen, dass auch wir nach der BundesÂtagswahl Facebook für eine desaströse Wahlkampfdebatte verantwortlich machen. Denn die Funktionsweise der Plattform, also kurz gesagt der Algorithmus, verträgt sich nicht mit den Prinzipien einer pluralistischen, nach AusÂgleich suchenden Debatte.
Der Algorithmus ist unser persönlicher Chefredakteur. Er entscheidet, welche Beiträge für uns relevant sind und somit im Nachrichtenstrom angezeigt werden. Wahrheit ist kein Selektionskriterium. Meinungsvielfalt erst recht nicht. Relevanz entsteht vor allem durch Gewohnheit. Wir orientieren uns an denen, die uns ähnlich sind. Wir klicken das, was unser Weltbild bestätigt. Schlechte Voraussetzungen für die umsichtige Meinungsbildung.
An unserem eigenen Verhalten im Netz zeigt sich, dass der neuen Internetkritik oftmals einseitige Vorstellungen von Ursache und Wirkung zugrunde liegen. Der berechtigten Kritik an den Digitalkonzernen fehlt eine schoÂnungslose Selbstkritik. Weil Bürger, Politik und Medien Facebook so exzessiv nutzen, hat es eine übermächtige Stellung erlangt. Der durchschnittsdeutsche Internetnutzer verbringt über zwei Stunden am Tag in sozialen NetzÂwerken. Darunter ist Facebook die Nummer eins. Alles, was wir dort tun, wird protokolliert und vom Algorithmus verarbeitet. Das wissen wir aber. Wir füttern also die Bestie, die unsere Demokratie zerstört.
[…] Früher hatten die Journalisten in der Hand, wem sie ein Mikrofon vor den Mund halten. Mit einem Facebook- oder Twitterprofil hat heute potentiell jeder ein Mikrofon zur Hand. Trump twitterte mitunter um 3 Uhr nachts. Stilistisch alle Regeln der Kunst befolgend, lief sein gezwitscherter Kommentar wenige Stunden später in den Morgennachrichten von CNN und Co. rauf und runter.
Die massenmediale Berichterstattung über das, was in sozialen Netzwerken von Einzelnen geäußert wird, war noch nie so groß. Das nutzen auch deutsche Politiker. Die CDU-Politikerinnen Erika Steinbach und Bettina Kudla gaben mit Tweets ihrem Abgeordneten-Dasein einen unrühmlichen Kick. Renate Künast durfte wegen eines umÂstrittenen Tweets zur Polizeiarbeit wenige Tage später bei Anne Will über das Thema mitplaudern, obwohl ihre Kernkompetenz bei Verbraucherschutz und Ernährung liegt. […]
Die AfD hat sich ein Massenmedium jenseits der „Lügenpresse“ geschaffen. Ein Massenspaltungsmedium. Für den Wahlkampf wird sie ihr Online-Imperium weiter ausbauen. Die ersten Vorboten haben uns schon erreicht: Kürzlich startete das Videoformat „AfD TV“. Gesendet werden neben Interviews auch „Dokumentationen“, etwa über Windkraft. Abgeguckt hat sich die Partei diese Propagandaform bei der österreichischen FPÖ, die jede WoÂche ein professionell produziertes „FPÖ-TV“ sendet.
Natürlich wappnen sich auch die anderen Parteien für die Wahlschlacht in den Netzwerken. Doch ein wichtiger Unterschied zwischen den Anhängern der AfD und jenen anderer Parteien ist, dass der sogenannte Filterblasen-Effekt bei ihnen am stärksten ausgeprägt ist. Die Filterblase ist im Politischen eine Gesinnungsblase. Da der Algorithmus nur auswählt, was als persönlich relevant gilt, bekommen die Anhänger der AfD das Gefühl, dass ihr Weltbild aus Fremdenhass, Politikerverachtung und Medienkritik mehrheitsfähig ist. […]
Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.11.2016.
Social Bots – Wie Technologie unsere Meinung beeinflusst
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5. Lesen Sie die folgenden Artikel (Q) und verfassen Sie einen kurzen, aber prägnanten Wikipediaartikel in dem Sie den „Social Bot“ erklären.
6. Führen Sie ein Gespräch über ein beliebiges Thema mit einem textbasiertem Dialogsystem (Social-Bot oder Sprachassistent)
7. Notieren Sie, woran Sie gemerkt haben, dass Sie sich nicht mit einem Menschen unterhalten haben.
Hier finden Sie eine Übersicht „Künstlicher Intelligenzen“:
- Smartphones/ Tablets: Siri (Apple), Now (Google),ortana (Microsoft), Alexa (Amazon)
- http://www.thebot.de/ (ein selbstlernender schräger Chatbot mit künstlicher Intelligenz in deutscher Sprache.)
- www.elbot.de (Loebner-Preis-Gewinner 20008)
- www.mitsuku.com ( entwickelt von AIML technology by Steve Worswick in englischer Sprache)
Der Shitstorm vom Fließband
Von Christian Meier, Jennifer Wilton | Veröffentlicht am 03.04.2016
[…] Vor einigen Tagen tauchte sie bei Twitter auf, dem Kurznachrichtendienst, eine junge Frau, die auf ihrem Profilbild konzentriert an der Kamera vorbeischaut, Farbeffekte im Gesicht. „Halloooooo Welt“ waren die ersten Worte, die sie in das Netzwerk hineinrief, und andere Nutzer riefen zurück, zu Hunderten, zu Tausenden, zu Zehntausenden. Tay war schnell und fleißig, sie kommunizierte, wie Teenager so kommunizieren mit ihrem Handy: Wie geht es, ein Smiley hier, ein Selfie da, viel lol und love. Ein bisschen einfältig war sie vielleicht, womöglich etwas albern, aber freundlich. Bis sie plötzlich zu einem Monster wurde. „Bush hat 9/11 gemacht, und Hitler hätte einen besseren Job gemacht als der Affe, den wir jetzt haben“, schrieb sie. Sie hasse Schwarze, Mexikaner und natürlich Feministen. Der Holocaust sei ausgedacht. Und so weiter.Irgendwann verloren die Schöpfer des Monsters, Programmierer des Computerkonzerns Microsoft, die Geduld. Tay twitterte noch „Gute Nacht“, dann war sie weg, keine 24 Stunden nach ihrem ersten Hallo. Die schlimmsten Tweets verschwanden. Das Entwicklerteam von Microsoft musste noch mal nachentwickeln. Denn das war von Anfang an bekannt: Tay war kein Mensch, sie war ein Roboter, kurz: ein Bot. Ein Teenager-Bot, der Jugendliche ansprechen sollte und die Nutzer aufrief, mit ihm in Kontakt zu treten – damit er von ihnen lernen könne. Ein Versuch von Microsoft in Sachen künstliche Intelligenz. Je mehr mit Tay gechattet werde, desto schlauer werde sie, hatte Microsoft versprochen. So kam es nicht. Heerscharen von Trollen hatten aus ihr einen Hass-Bot gemacht. Tay hatte schnell vom Menschen gelernt. […]
Quelle: gekürzt und adpatiert, https://www.welt.de/print/wams/article153931496/Der-Shitstorm-vom-Fliessband.html, abgrufen am 18.07.2017
Welche Social Bots gibt es und wie funktionieren sie?
Von Dominik Schönleben | Veröffentlicht am 27.01.2017
Welche Technologie steckt hinter einem Social Bot?
Einen Social Bot zu programmieren, ist leicht. Es gibt kostenlose Software im Netz, die sich mit wenigen Änderungen im Code schnell einsetzen lässt. Hinter diesen Bots steckt keine ausgefeilte künstliche Intelligenz oder ein komplexer Algorithmus. Die meisten Bots sind ziemlich dumm, aber eben effektiv.
Sie arbeiten mit einfachen Keyword-Suchen, scannen Twitter-Timelines oder Facebook-Posts nach bestimmten Wörtern und Hashtags. Findet ein Bot die richtigen Wörter, dann tritt er in Aktion. Mit vorgefertigten Antworten kommentiert er Beiträge oder versucht andere Nutzer in ein fiktives Gespräch zu verwickeln. Das kann er dann natürlich gar nicht aufrecht erhalten.
In selteneren Fällen steckt dann doch mehr Technik dahinter. Dann kann ein Bot auch seine eigenen Antworten schreiben. Meist baut er sie aus Texten zusammen, die er auf bestimmten Internetseiten gefunden hat oder übernimmt einfach ganze Aussagen. So entstehen Social Bots, die nicht einfach immer wieder dieselben Nachrichten schreiben. Je nachdem wie gut sie dann programmiert sind, ergeben ihre Postings dann mehr oder weniger Sinn.
[…]Welche Arten von Social Bots gibt es?
Nicht alle sind bösartig. Die ersten Social Bots sollten Menschen helfen, sich auf sozialen Medien zurechtzufinden oder sammelten Newsmeldungen zu einem bestimmten Thema, um sie dann zu retweeten. Doch spätestens seit der amerikanischen Präsidentschaftswahl scheint zumindest für Politiker klar zu sein: Diese Programme lassen sich auch zur Manipulation einsetzen. Drei Kategorien wollen wir aufteilen. Der Übergang zwischen ihnen verläuft fließend und ein Bot kann auch mehrere Aufgaben übernehmen.
Überlaster
Ein Bot kann den Feed einer bestimmten Seite oder eine Person mit einer bestimmten Aussage überfluten. Sieht er beispielsweise, dass eine Nachrichtenseite sich zu einem bestimmten Thema geäußert hat, postet er immer wieder dieselben Gegenaussagen. Vor allem, wenn solche Bots ihre Nachrichten gegenseitig Liken oder Kommentieren können, werden sie regulären Nutzern schnell bevorzugt angezeigt. Echte Kommentare verschwinden schnell im Rauschen. Das macht nicht nur die normale Diskussion über ein Thema unmöglich, sondern es überlastet auch jene Menschen, die mit dem Betreuen von Social-Media-Kanälen beauftragt sind. Wenn zu viele solcher Bots die Timelines fluten, wird es unmöglich sie alle schnell genug zu löschen.
Trendsetter
Nach Aussagen von Experten reicht es, wenn sich in Deutschland 10.000 Menschen über ein Thema unterhalten, damit es sich zu einer Trending-Topic auf Twitter entwickelt. Mit einer kleinen Bot-Armee, die immer und immer wieder das selbe Hashtag verwendet, ist es also möglich, die Themen-Agenda zu bestimmen. Unterhalten sich plötzlich tausende Bots auf Twitter über #rapefugees kann der Hashtag Bedeutung in der öffentlichen Debatte erlangen, obwohl es gar keine Vergewaltigungen gegeben hat. Ein Thema erscheint plötzlich größer als es ist und echte Nutzer schließen sich einer Fake-Bewegung an, weil sie diese als eine echte Mehrheit begreifen.
Auto-Trolle
Diese Bots sollen einzelne Nutzer ablenken, damit diese möglichst viel Zeit mit sinnloser Diskussion verbringen. Wenn sich etwa zwei Nutzer über ein Thema unterhalten, klinkt ein solches Programm sich ein und schreibt immer wieder unpassende, extreme oder sogar beleidigende Argumente. Weil viele Nutzer dann auf diese fiktiven Provokateure reinfallen, gerät die normale Diskussion in den Hintergrund. Wer nicht merkt, dass er eigentlich mit einem Bot diskutiert, kann stundenlang beschäftigt sein.
Quelle: gekürzt und adpatiert, https://www.wired.de/collection/tech/welche-social-bots-gibt-es-und-wie-funktionieren-sie, abgerufen am 18.07.2017
Einsatz von Bots Zalando-Marke manipulierte Likes
Von Spiegel.de | Veröffentlicht am 22.06.2017
Ihr Einsatz ist umstritten, aber weitverbreitet: Bots hinterlassen automatisch Kommentare und Likes im Netz. Auch eine Modemarke des Onlinehändlers Zalando setzte so ein Computerprogramm ein. Bis das aufflog.
Eine Tochter von Zalando hat ihre Reichweite auf Instagram mithilfe eines Like-Bots manipuliert. Nach SPIEGEL-Informationen nutzte der Instagram-Account der Zalando-Marke „mint & berry“ ein Computerprogramm, das Fotos fremder User in großer Zahl und ohne menschliches Zutun mit Likes versah.
Dahinter steckte offenbar die Hoffnung, die Kontakte würden erwidert und große Resonanz auf dem eigenen Profil simulieren. Unter den gelikten Fotos befanden sich auch fragwürdige Motive wie etwa Zigarettenwerbung, wodurch die Manipulation aufflog.
Erst auf Nachfrage stellte Zalando den Like-Bot vergangene Woche ab. Man habe das Programm „umgehend deaktiviert“ und werde die „Richtlinien zu unseren Social-Media-Aktivitäten überarbeiten“, sagte eine Sprecherin.
Bots sollen in sozialen Netzwerken wie Instagram, Twitter und Co. Aufmerksamkeit erzeugen. Instagram-Nutzer versprechen sich davon mehr Follower und eine höhere Reichweite. Bots sind darauf programmiert, massenhaft Beiträge in den sozialen Netzwerken zu hinterlassen. Weil sie auch politische Botschaften verbreiten, ist ihr Einsatz höchst umstritten.
Für andere Nutzer ist es häufig nur schwer erkennbar, dass hinter einigen Profilen keine echten Menschen stehen. Kritiker fürchten, dass Bots Debatten verzerren können. Politiker fordern deshalb, das Betreiben von sogenannten Meinungsrobotern unter Strafe zu stellen.
Quelle: gekürzt und adpatiert, http://www.spiegel.de/netzwelt/web/zalando-marke-mint-berry-nutzte-like-bots-fuer-instagram-profil-a-1153302.html, abgerufen am 18.07.2017