Ursachen des Außenhandels

Verfügbarkeit der Güter, der Bodenschätze und Produktdifferenzen

Würde Deutschland versuchen, vollkommen unabhängig von anderen Ländern zu leben, so wären nicht alle derzeit auf dem Markt verfügbaren Güter in Deutschland herzustellen. Einerseits sind beispielsweise die klimatischen Bedingungen für die Produktion von Südfrüchten unzureichend, andererseits fehlen Deutschland wichtige Bodenschätze wie z.B. Erdöl. Auch Kapazitätsengpässe führen dazu, dass Deutschland Produkte aus dem Ausland einführen muss. Wenn ein Land nicht über eine bestimmte Fertigungstechnologie verfügt, wird es ebenfalls gezwungen sein, Waren aus dem Ausland zu importieren. Schließlich ist ein weiterer Grund für den Außenhandel in Produktdifferenzen zu sehen: Deutschland stellt zwar Automobile her, doch werden diese Güter auch aus dem Ausland eingeführt. Der Grund dafür liegt in den noch näher zu beleuchtenden Kostendifferenzen und in einer bestimmten Vorliebe der Verbraucher für eine Produktmarke und ihre Eigenschaften.

Gründe für den Außenhandel

 Geologische Verhältnisse: Erdöl, Kupfer  Kapazitäten
 Klimatische Bedingungen: Kaffee, Kakao, Südfrüchte  Vorlieben für ein Produkt und seine Eigenschaften
 Technologie  Preisdifferenzen

Absolute Kostenvorteile

Bereits Adam Smith stellte fest, dass ein kluger Mensch niemals etwas im eigenen Haus herstellen würde, was er anderweitig günstiger bekäme. Nehmen wir also in einem Beispiel an, zwei Länder könnten jeweils mit der Hälfte ihrer Ressourcen folgende Mengen Stoff und Reis herstellen:

Land A Land B Gesamte Produktion Land A hat bei der Herstellung von Stoff Vorteile,
Land B bei der Herstellung von Reis. Beide Länder
sollten sich auf das Produkt spezialisieren, das sie
jeweils am besten produzieren können.
Stoff 40 20 60
Reis 20 40 60

Durch Arbeitsteilung steigt die mögliche Gesamtproduktion der beiden Güter an:

Land A Land B Gesamte Produktion Insgesamt können jetzt von beiden Gütern 80
Einheiten hergestellt werden. Die Weltproduktion
steigt also durch internationale Arbeitsteilung an.
Stoff 80 80
Reis 80 80

Komparative Kostenvorteile

David Ricardo wies 1817 nach, dass sich ein internationaler Güteraustausch auch dann lohnt, wenn eines der beiden Länder beide Produkte billiger produzieren kann als das andere Land, falls die Kostenrelationen in den Ländern unterschiedlich sind.

David Ricardo entwickelte die Theorie der komparativen Kosten: „Jedes Land spezialisiert sich auf die Erzeugung jenes Gutes, bei dem es einen komparativen Kostenvorteil besitzt, und tauscht die nicht selbst verbrauchten Mengen dieses Gutes gegen andere Güter, die es nur mit komparativen Kostennachteilen erzeugen könnte.“

Wir wollen diese Theorie Ricardos an folgendem Beispiel nachvollziehen:

Zwei Länder produzieren nur Reis und Stoff. Die Produktionskosten werden durch die Arbeitsstunden bestimmt, die zur Produktion der Güter benötigt werden. Land A kann an einem Arbeitstag entweder zwölf Meter Stoff oder sechs Kilogramm Reis herstellen. Land B kann maximal sechs Meter Stoff oder vier Kilogramm Reis herstellen. In beiden Ländern sind beliebige Mischungsverhältnisse denkbar, die in den Transformationskurven zum Ausdruck kommen.

Wenn jedes Land jeweils die Hälfte der Zeit für die Produktion der Güter Stoff und Reis verwendet, sind folgende Mengen möglich:

Land A Land B Gesamte Produktion Land A hat bei der Herstellung von Stoff und Reis
absolute Vorteile.
Stoff 6 3 9
Reis 3 2 5


Wichtig ist, dass bei Land A die Produktion von einem Kilogramm Reis den Verzicht auf zwei Meter Stoff erfordert: Ein Kilogramm Reis kostet zwei Meter Stoff; umgekehrt kostet ein Meter Stoff ein halbes Kilogramm Reis. Dies sind die internen Tauschverhältnisse des Landes A.

Im Land B kostet ein Kilogramm Reis den Verzicht auf 1,5 Meter Stoff. Ein Kilogramm Reis kostet also 1,5 Meter Stoff; ein Meter Stoff kostet 0,67 Kilogramm Reis. Dies sind die internen Austauschverhältnisse des Landes B.

 Interne Tauschverhältnisse  Land A  Land B
 Kosten für einen Meter Stoff  0,5 Kilogramm Reis  0,67 Kilogramm Reis
 Kosten für ein Kilogramm Reis  2 Meter Stoff  1,5 Meter Stoff


Während absolut gesehen sowohl Stoff als auch Reis im Land A mit weniger Arbeitsaufwand produziert werden kann, ist Reis im Land B relativ zum Stoff billiger als in Land A: Im Land B kostet ein Kilogramm Reis 1,5 Meter Stoff, im Land A kostet ein Kilogramm Reis zwei Meter Stoff. Im Land A ist die Produktion von Stoff relativ zur Produktion von Reis gesehen billiger als in Land B: Im Land A kostet ein Meter Stoff 0,5 Kilogramm Reis, während es im Land B 0,67 Kilogramm Reis kostet.

Diese komparativen Kostenunterschiede führen dazu, dass Land B nur noch Reis herstellt und Land A nur noch Stoff. Überschüssige Mengen werden mit dem anderen Land getauscht. Voraussetzung des Tausches ist, dass die externen Tauschrelationen – die Preise – günstiger sein müssen als die internen Tauschrelationen. Für Land A bedeutet dies, dass der Preis für ein Kilogramm Reis geringer sein muss als für zwei Meter Stoff. Land B gibt ein Kilogramm Reis nur ab, wenn es mehr als 1,5 Meter Stoff dafür erhält.

Im Handel sind die Preise abhängig von Angebot, Nachfrage und Marktverhältnissen. Welcher Preis sich bildet, kann nicht vorhergesagt werden. Damit sich der internationale Handel lohnt, muss das externe Austauschverhältnis für ein Kilogramm Reis zwischen 1,5 und 2 Metern Stoff liegen. Unter der Annahme einer externen Tauschrelation von 1,75 lohnt sich der Außenhandel zwischen beiden Ländern:

Land A produziert zwölf Meter Stoff und behält davon 8,5 Meter. Den überschüssigen Stoff (3,5 Meter) tauscht es gegen zwei Kilogramm Reis. Land B produziert vier Kilogramm Reis und tauscht zwei Kilogramm gegen 3,5 Meter Stoff. Beide Länder erzielen durch dieses Geschäft einen Vorteil. Sie erreichen jeweils einen Punkt außerhalb ihrer ursprünglichen Transformationskurve.

Ohne Außenhandel hätte Land A über 8,5 Meter Stoff und 1,75 Kilogramm Reis verfügt. Mit Außenhandel steigt der verfügbare Reis auf zwei Kilogramm an.

Land B verfügt durch den Außenhandel bei einer Menge von zwei Kilogramm Reis jetzt über 3,5 Meter Stoff anstatt wie ursprünglich über drei Meter.

 Beide Länder erreichen durch internationale Arbeitsteilung und Tausch mehr Konsummöglichkeiten.

Ursachen des Außenhandels: Übung

Vervollständigen Sie die nachstehenden Aussagen.

Arbeitsauftrag: Klicken Sie die richtige Lösung an.

Ursachen des Außenhandels: Aufgaben

Testen Sie Ihr Wissen an folgenden Beispielen:

Aufgaben:

1 Nennen Sie Gründe für das Entstehen des Außenhandels und gliedern Sie Ihre Antwort nach dauerhafter und zeitweiliger Nichtverfügbarkeit.
2 Was versteht man unter absoluten Kostenvorteilen?
3 Was versteht man unter komparativen Kostenvorteilen?
4
Berechnen Sie, auf welche maximale Menge die Produktion der Güter 1 und 2 durch internationale Arbeitsteilung steigen kann, wenn die Ressourcen der Länder A und B jeweils zur Hälfte für die Produktion beider Güterarten eingesetzt werden.
Gut 1 Gut 2
  Land A 4 Einheiten / Std. 6 Einheiten / Std.
  Land B 8 Einheiten / Std. 2 Einheiten / Std.
5
Berechnen Sie, auf welche maximale Menge die Produktion der Güter 1 bis 4 durch internationale Arbeitsteilung steigen kann, wenn die Ressourcen der Länder jeweils zu einem Viertel für die Produktion der Güterarten eingesetzt werden.
Gut 1 Gut 2 Gut 3 Gut 4
  Land A 10 6 4 2
  Land B 8 2 10 6
  Land C 4 10 8 0
  Land D 0 2 4 10
6 Die Länder A und B können Wolle und Brot produzieren. Land A kann entweder zehn Kilogramm Wolle oder vier Kilogramm Brot innerhalb des gleichen Zeitraumes und damit zu gleichen Kosten produzieren. Land B kann sieben Kilogramm Wolle oder drei Kilogramm Brot produzieren.

– Ermitteln Sie die internen Tauschverhältnisse und
– ermitteln Sie, auf wie viel Kilogramm die Produktion steigen kann, wenn das externe Austauschverhältnis

zwischen Wolle und Brot 1 kg zu 0,41 kg beträgt und das Land A acht Kilogramm Wolle zur Selbstversorgung benötigt.

7 Erläutern Sie die Hauptaussage der Theorie von Ricardo.

Lösungen

Gründe für den Außenhandel sind die dauerhafte Nichtverfügbarkeit von Produkten und Bodenschätzen oder die zeitweilige Nichtverfügbarkeit wie fehlendes technisches Know-how oder Kapazitätsengpässe.

Man spricht von absoluten Kostenvorteilen, wenn ein Land ein Produkt zu geringeren Kosten herstellen kann als ein anderes.

Komparative Kostenvorteile liegen vor, wenn die internen Austauschverhältnisse eines Landes besser sind als die eines anderen Landes. Unter einem internen Austauschverhältnis versteht man dabei, auf welche Menge eines Produktes ein Land verzichten muss, wenn es eine Einheit eines anderen Produktes herstellt.

Land A hat beim Gut 2, Land B beim Gut 1 absolute Kostenvorteile. Wenn die Länder das Gut mit dem absoluten Kostenvorteil produzieren, kann die Weltproduktion des Gutes 1 auf zwölf Stück und die des Gutes 2 auf 16 Stück ansteigen.

Land 1 stellt 40 Stück des Produktes 1 her, Land B stellt 40 Stück des Produktes 3 her, Land C stellt 40 Stück des Gutes 2 her und Land D produziert 40 Stück des Gutes 4.

Funktion Land A: f(x) = 10 – 2,5 x Funktion Land B: f(x) = 7 – 7/3 x
Interne Tauschverhältnisse Land A Land B
Ein Kilogramm Wolle kostet: 0,4 Kilogramm Brot 3/7 Kilogramm Brot
Ein Kilogramm Brot kostet: 2,5 Kilogramm Wolle 7/3 Kilogramm Wolle


Land A hat bei Wolle, Land B bei Brot einen komparativen Kostenvorteil.

Land A produziert 10 kg Wolle und verkauft zwei Kilogramm an Land B. Dafür erhält es 0,82 kg Brot. Hätte Land A auf die internationale Arbeitsteilung verzichtet, würden nur 0,8 kg Brot bei acht Kilogramm Wollproduktion zur Verfügung stehen.

Land B produziert drei Kilogramm Brot und verkauft 0,82 kg Brot gegen zwei Kilogramm Wolle an Land A. Damit stehen dem Land B 2,18 Kilogramm Brot und zwei Kilogramm Wolle zur Verfügung. Ohne die internationale Arbeitsteilung würden dem Land B zwei Kilogramm Wolle und nur 2,14 Kilogramm Brot zum Konsum zur Verfügung stehen.

Internationale Arbeitsteilung bringt den Ländern dann Vorteile, wenn ein Land absolute Kostenvorteile hat oder wenn zwischen den Ländern komparative Kostenvorteile bestehen und das externe Austauschverhältnis der Produkte zwischen den internen Austauschverhältnissen liegt.